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Region Ammersee: Zu Ehren des heiligen Leonhard wird in Wengen und Utting gefeiert

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Zu Ehren des heiligen Leonhard wird in Wengen und Utting gefeiert

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    Dieses Foto (Jahreszahl unbekannt) zeigt die                 St.-Leonhard-Kapelle bei einem Leonhardiritt, der zur damaligen Zeit von der Kapelle entlang des bäuerlichen Anwesens Lampl-Eichele westlich führte und in einem Bogen ähnlich der jetzigen Straße wieder zu Kapelle zurückging. Beim Leonhardiritt waren damals auch einige Festwagen dabei.
    Dieses Foto (Jahreszahl unbekannt) zeigt die St.-Leonhard-Kapelle bei einem Leonhardiritt, der zur damaligen Zeit von der Kapelle entlang des bäuerlichen Anwesens Lampl-Eichele westlich führte und in einem Bogen ähnlich der jetzigen Straße wieder zu Kapelle zurückging. Beim Leonhardiritt waren damals auch einige Festwagen dabei. Foto: Privat

    Seit 1723 gibt es sie, die Leonhardskapelle in Wengen, die am Samstag, 4. November, im Mittelpunkt des traditionellen Leonhardiritts im Dießener Ortsteil steht. Zur Feier dieses besonderen Jubiläums nehmen diesmal die Fahnenabordnungen der Vereine von

    Propst in Dießen war damals Ivo Bader (1719 – 1728). Am 28. Mai 1723 erteilte der damalige Bischof zu Augsburg, Alexander Sigismund, Pfalzgraf von Neuburg (1690 – 1737) die Erlaubnis dazu. Der Chronist P. Josephus dall‘Abaco im Augustinerkloster in

    Kirchenmalerin Richilde Kölbl lässt die Leonhard-Statue an der alten Wengener Molkerei wieder in leuchtenden Farben erstrahlen.
    Kirchenmalerin Richilde Kölbl lässt die Leonhard-Statue an der alten Wengener Molkerei wieder in leuchtenden Farben erstrahlen. Foto: Raimund Fellner

    „Am Tag des heiligen Leonhard (6. November) werden wohl sechs bis sieben heilige Messen nacheinander zu lesen angegeben, weil die Pfarrgemeinde mit ungemeiner Andacht gegen diesen Heiligen, wie den Hl. Wendelin, ergeben sind, und voll des Vertrauens sichere Hilfe wider die Gebrechen der Pferde und Rinder und des übrigen Viehes von Selben erwarten“, ist im Büchlein „Die Nebenkirchen und Kapellen der Pfarrei Dießen am Ammersee“ von Wilhelm Theodor Auer zu lesen. Um 1830 etwa umritten die Wengener Bauern zum ersten Mal die Kapelle und ließen ihre Tiere segnen. 

    Die Leonhardsritte in Wengen finden nur in Kriegswirren nicht statt

    Wenn die Überlieferung stimmt, wurde von da an in Wengen – außer in den Wirren der Kriege und Weltkriege – in den vergangenen 300 Jahren ohne Unterbrechung der Leonhardiritt bis heute durchgeführt. 

    Im Oktober 1921 wurden neue Glocken als Ersatz für die, im Ersten Weltkrieg abgelieferten, Glocken im Turm der Wengener Kapelle wieder montiert. Eine Totenglocke mit einem Gewicht von 95 Pfund (ca. 43 kg) und eine 175 Pfund (ca. 79 kg) schwere Marienglocke, die bis heute bei besonderen Anlässen in Wengen, bei Todesfällen und kirchlichen Festlichkeiten vom zuständigen Kapellenmesner oder der Mesnerin per Hand über ein Glockenseil geläutet werden. 

    Der Leonhardstag in Wengen ist auch ein Festtag für die Dorfgemeinschaft, der mit Freunden, Bekannten und der Familie gefeiert wird. Als es noch ein Gasthaus am Dorfplatz gab, gingen viele Besucherinnen und Besucher nach dem Patroziniumsgottesdienst zur Feier des Tages ins nahe Wirtshaus zum Frühschoppen, wo nach altem Brauch das Ganspatschen – ein Würfelspiel – stattfand, bei dem man eine ganze Gans gewinnen konnte. 

    Gottesdienst und Segnung der Tiere durch Pfarrer Josef Kirchensteiner an der Leonhardskapelle in Wengen.
    Gottesdienst und Segnung der Tiere durch Pfarrer Josef Kirchensteiner an der Leonhardskapelle in Wengen. Foto: Thorsten Jordan

    Zwei große Fichtenbogen werden mit Papierrosen geschmückt

    Viel Arbeit und Mühe stecken bis heute Mitglieder und Angehörige der Burschenschaft Wengen in die Vorbereitungen, um das Leonhardifest würdig zu gestalten. So werden bereits eine Woche vor dem Festtag Fichtenzweige aus dem Wald geholt, mit denen zwei große Bogen umwickelt werden. Einer schmückt den Eingang der St.-Leonhard-Kapelle, der andere überspannt die Brücke über den Wengener Bach wie ein Tor zum Dorfplatz. 

    Am Vorabend des Leonhardifestes treffen sich Mädchen, Frauen und auch Männer in der ehemaligen Wengener Molkerei, um aus rosafarbenem, weißem und rotem Krepppapier Rosen zu fertigen. Die farbigen Papierrosen, befestigt an den Festbogen, sind eine Wengener Besonderheit zum Leonhardifest und schon lange Tradition. Kinder wie Erwachsene nehmen die Papierrosen nach dem Umzug mit nach Hause, wo sie einen besonderen Platz an einem Kreuz oder einer Heiligenfigur bekommen. Die 1924 erbaute Wengener Molkerei ist übrigens seit 1989 das Vereinsheim der Burschenschaft Wengen. 

    Die Burschenschaft Wengen veranstaltet das Leonhardifest

    Bis zur Gründung der Burschenschaft Wengen 1974 kümmerte sich die Wengener Dorfgemeinschaft um den Erhalt der St.-Leonhard-Kapelle und der Kapelle Maria Schnee in Bischofsried. Dies übernahm nun die Burschenschaft Wengen, auch mit finanziellen Mitteln. Die Einnahmen wurden bei den zahlreichen von der Burschenschaft mit der Dorfgemeinschaft durchgeführten Veranstaltungen wie den Sommernachtsbällen unter einem Fallschirm und dem 19-mal durchgeführten Dorfmarkt, um nur einige Aktivitäten zu nennen, erwirtschaftet. 

    Leonhardi in Wengen. Pferde, Reiter, Musik.
    Leonhardi in Wengen. Pferde, Reiter, Musik. Foto: Ramona Lotter

    So konnten zwischen 1975 und 1977 Dach und Turm der Kapelle Maria Schnee sowie der Innenraum renoviert und der zerstörte Altar neu angefertigt werden. 1976 wurden neue Glocken beschafft und geweiht und 1977 durch den Dießener Maler Arno Fischer das Deckengemälde instand gesetzt. Auch die St.-Leonhard-Kapelle wurde in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Arbeitseinsätzen der Burschenschaft laufend renoviert und auch das Dach der Kapelle mit Turm teilweise erneuert. 

    Pünktlich zum 300. Geburtstag der Dorfkapelle in Wengen, deren Bau auf eine verheerende Viehseuche zu Ehren des heiligen Leonhard erbaut wurde, ist jetzt die Leonhard-Statue restauriert geworden. 

    Zum 300-jährigen Bestehen der Kapelle wird die Leonhard-Statue restauriert

    Die Statue befindet sich auf der Ostseite des Molkereigebäudes und wurde zur Jahrhundertfeier des Leonhardiritts in Wengen 1930, auf Betreiben der Wengenerin Viktoria Lampl, vom Dießener Bildhauer Max Josef Fehr hergestellt. Sie wird beim Umritt mitgeführt und anschließend an der Ostseite der Molkerei aufgestellt.

    Unter anderem schuf er auch den hl. Georg auf dem Pferd, der am Fuße des Marienmünsters oberhalb des Polizeigebäudes im Kirchengarten steht. Dieser Ritter Georg wurde von der damals noch eigenständigen Gemeinde St. Georgen und Wengen (bis 1939) unter dem Bürgermeister Georg Gröbl zum Festzug 1926, als Dießen Bannmarkterhebung feierte, angefertigt. 

    Schon 2007 fing der Kirchenmalermeister York Eppert mit der Neufassung der Statue an, die aus Gips besteht. Der Bestand wurde gesichert und farblich teilweise wieder an das Original von 1930 angeglichen. Auftraggeber für die Neufassung der Figur war die Burschenschaft Wengen, die auch die Sanierungskosten von 500 Euro übernahm. 

    Bogenbinden zum hundertsten Leonhardiumritt 1930 in Wengen.
    Bogenbinden zum hundertsten Leonhardiumritt 1930 in Wengen. Foto: Privat

    Das 300-jährige Bestehen der Kapelle St. Leonhard war für die Burschenschaft erneut Anlass, die etwa zwei Meter hohe Figur mit dem Pferd wieder zu sanieren. Kirchenmalerin Richilde Kölbl trug die alte verwitterte Farbe ab und lässt nun nach mehrtägiger, künstlerischer Arbeit die Figur an der alten Wengener Molkerei wieder in leuchtenden Farben erstrahlen. 

    Das Fest zu Ehren des heiligen Leonhard beginnt im Dießener Ortsteil Wengen am Samstag, 4. November, um 9.30 Uhr mit einem Festgottesdienst, den Pfarrer Josef Kirchensteiner zelebriert. 

    In Utting wird das Leonhardifest am Sonntag, 5. November, gefeiert. Es beginnt mit einem Festgottesdienst in St. Leonhard um 9 Uhr, anschließend ist Aufstellung ab etwa 10.15 Uhr in der Industriestraße. Nach der Pferdesegnung und dem Umreiten der Kirche über die Auraystraße ziehen die Teilnehmenden über die Dießener Straße, die Hofstattstraße und den Seefelder-Hof-Berg durch den Ort. 

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