Auch im Jahr 2024 haben sich die Ortsbilder und die Landschaft in den Ammerseegemeinden wieder an vielen Stellen verändert, weil dort gebaut wurde. Welche Neubauten, Sanierungen, Erweiterungen und Wiederaufbauten besonders ins Auge fallen.
Die definitiv längste Baustelle in diesem Jahr war die Ammerseebahn. Von August bis Mitte Dezember war der Abschnitt zwischen Geltendorf und Weilheim gesperrt. Die Fahrgäste mussten auf Busse umsteigen, vor allem als die Schule wieder begann, klappte das auch wegen der begrenzt verfügbaren Zahl von Bussen nicht reibungslos. 125 Jahre nach ihrer Eröffnung wird der Streckenabschnitt im Rahmen der Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn im Oberland (Investitionsvolumen insgesamt 100 Millionen Euro) komplett erneuert: Planum-Schutzschicht, 54.200 Tonnen Schotter, 38.400 Schwellen und 50 Kilometer Schienen werden ausgetauscht. Wie neu soll die Strecke nach Abschluss der Arbeiten sein, damit die Langsamfahrtstellen aufgehoben werden und die Züge wieder nach Fahrplan verkehren können. Allerdings erst im nächsten Jahr. Zwar fahren ab 15. Dezember wieder Züge, doch voraussichtlich ab April wird zwischen Schondorf und Geltendorf weitergebaut.
Katharina die Große kann auf der Ammerseebahn bis zu 3800 PS leisten
Einen Großteil der Arbeiten erledigte dabei „Katharina die Große“. So lautet der Name des mehr als 300 Meter langen gelben RPM-Zug des Berliner Gleisbauunternehmens Spitzke, das im Auftrag der Deutschen Bahn tätig ist. RPM steht für „Planumssanierungs- und Reinigungsmaschine“. Bis zu 900 Kubikmeter Gleisunterbau kann die 3800 PS starke Katharina die Große pro Stunde reinigen, die obere Aushubkette kann in der Stunde 350 Kubikmeter Schotter abbauen, die untere schafft in dieser Zeit 900 Kubikmeter Planum, pro Stunde können bis zu 100 Meter Unterbau erneuert werden, ein Vielfaches dessen, was in konventioneller Bauweise mit Baggern zu schaffen ist. Doch nicht überall kann die Maschine eingesetzt werden. Weil auf dem statisch schlechten Untergrund zwischen Dießen und Weilheim der Unterbau höher werden muss, als ihn die Maschine bauen kann, wird dort konventionell erneuert. Die Schwellen und Schienen waren zuvor bereits vom Gleisbauzug ausgewechselt worden.
Ziemlich unsichtbar, weil in einem versteckten Winkel in St. Georgen liegend, ist dagegen eine Baustelle, die in Dießen für etlichen Wirbel gesorgt hat. Ein Bauträgerunternehmen, dessen Geschäftsführer Freie Wähler-Gemeinderat Florian Zarbo ist, zieht am Waffenschmiedweg eine Wohnanlage mit 17 Einheiten hoch. Diese werden dann für einen Kaufpreis von 7,4 Millionen Euro vom Markt Dießen gekauft, um sie als preisgünstigen Wohnraum zu vermieten. Nachdem die zunächst nichtöffentlich im Gemeinderat behandelte Angelegenheit noch vor dem Kaufabschluss bekannt wurde, entbrannte eine lebhafte Debatte über die Wirtschaftlichkeit des Kaufs. Am Ende sagte die Mehrheit des Gemeinderats Ja zu dem Geschäft. Im Mai 2025 sollen die ersten Wohnungen vermietet werden können.
Die Gemeinde Raisting baut 17 preisgünstige Wohnungen
Geräuschloser baut dagegen die Gemeinde Raisting Wohnungen, und zwar auf dem ehemaligen Probst-Anwesen in bester Lage im Ortszentrum. Geplant wurde seit 2021, Baubeginn war Ende 2023. Auch die Raistinger streben eine Bezugsfertigkeit im kommenden Frühjahr an. Die Baukosten (ohne die Grundstückskosten) für die ebenfalls 17 Wohnungen liegen bei rund fünf Millionen Euro. Beide Wohnungsprojekte werden durch das Kommunale Wohnbauförderprogramm des Freistaats bezuschusst.
Ebenfalls vor allem Wohnungen finden sich in den vier neuen „Buchenhäusern“, die im Oktober im Landheim in Schondorf eingeweiht worden sind: Das Landheim Ammersee errichtete drei Wohnhäuser für Oberstufenschüler sowie ein Haus mit Mitarbeiterwohnungen und einer Gewerbeeinheit.
Noch am Laufen ist eine weitere große Schulbaustelle: Das Ammersee-Gymnasium in Dießen wird seit Herbst 2023 baulich fit gemacht für das wiedereingeführte neunstufige Gymnasium, denn die Schule war zunächst an den Bedürfnissen des in der Zeit des früheren Ministerpräsidenten Stoiber eingeführte G8 ausgerichtet. Zwölf neue Klassenzimmer, Räume für die Offene Ganztagsschule, für Verwaltung und Technik entstehen auf der Nordseite der Schule, daneben eine dritte Turnhalleneinheit. Bezugsfertig soll alles zum Beginn des Schuljahres 2025/26 sein. Die Baukosten belaufen sich auf rund 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der 2006 bezogene Altbau kostete damals inklusive neuem Bahnhalt 21,3 Millionen Euro.
In der neuen Christuskirche in Utting wurde schon ein Gottesdienst gefeiert
In Utting wird seit dem Sommer die 2021 abgebrannte evangelische Christuskirche wieder aufgebaut. Seit drei Jahren trifft sich die Kirchengemeinde zu Gottesdiensten und Festen entweder unter freiem Himmel oder im katholischen Pfarrheim: Inzwischen steht der Rohbau, sodass nach dem Hebauf am Nikolaustag am zweiten Advent erstmals ein Gottesdienst im neuen Kirchengebäude gefeiert werden konnte.
Die größte weltliche Baustelle in Utting findet sich derweil nur wenige Meter entfernt von der evangelischen Kirchengemeinde: Neben dem Bahnhof errichtet die Gemeinde für rund vier Millionen Euro das Refugium, ein Haus für die Jugend, aber auch für Kultur und die Gemeinschaft.
In Utting und Dießen werden Solarparks errichtet
Auch die im ganzen Jahr auch am Ammersee viel diskutierte Energiewende ist im zu Ende gehenden Jahr an zwei Stellen besonders sichtbar geworden: Auf Wiesen an der Staatsstraße südlich von Utting und zwischen Dießen und Raisting wurde mit dem Bau von zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen begonnen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden