Seit 1998 verwandelt sich in Raisting der Saal im Gasthaus zur Post der Familie Weichart am Anfang des Jahres in einen festlich geschmückten Ballsaal. Damen in großer Robe, Herren mit Frack und Zylinder treffen sich heuer zum 25. Mal zum höfischen Tanz. Dazu spielt das Salonorchester Karl Edelmann auf. Beim Charle Lorraine, Ley Lancier oder der Beseda Quadrille werden die Teilnehmenden schnell in längst vergangene Zeiten zurückversetzt, und spätestens bei Walzermusik von Johann Strauß, Standardtänzen oder ländlerischen und boarischen Klängen kommt unweigerlich gute Laune auf.
Aber was ist eigentlich eine Redoute? Dabei ging es einst um Gesellschaftstänze der vornehmen Gesellschaft Europas, die heute auch dem historischen Tanz zugeordnet werden. Der Begriff Historischer Tanz hat sich in Abgrenzung zum Volkstanz, dem Zeitgenössischen Tanz und dem klassischen Ballett als Oberbegriff für die europäische Tanzkunst des 15. bis 19. Jahrhunderts etabliert. Historische Tänze basieren oft auf Kreisformen und der Gasse oder folgen ganz eigenen Choreografien. Viele Tänze sind Gruppentänze, sei es als Paar in der Gruppe oder mit ständigem Partnerwechsel, es gibt solistische Tänze, Paartänze und Mischformen.
Die Redoute ist auf dem Lande – so auch in Raisting –, wo man ursprünglich nur bairisch tanzte, nicht üblich gewesen. Bis der damalige Vorsitzende des Heimat- und Trachtenvereins Raisting-Sölb die Idee hatte, etwas nicht Alltägliches in den Trachtenverein zu bringen. Und so kam die Redoute nach Raisting. Die Erste fand 1998 in Raisting statt, schon damals mit dem Salonorchester Karl Edelmann, das bis heute für die passende Musik sorgt.
Jedes Jahr vor der Redoute in Raisting werden die höfischen Tänze geprobt
Der heutige Vorsitzende des Vereins, Roland Happach weiß: "Viele Mitglieder des Trachtenvereins, die regelmäßig an der Redoute teilnehmen, haben ihre Kleider selbst genäht. Andere stöbern im Theaterfundus in München oder leihen sich Frack, Zylinder und Ballkleid im Kostümverleih in Wessobrunn-Haid."
Und damit auch alles perfekt ist, wird der höfische Tanz im Vorfeld fleißig geübt, erzählt Happach, der nicht nur Vorsitzender des Trachtenvereins, sondern auch Tanzmeister ist. Auch die Münchner Française mit der Fledermaus-Quadrille von Johann Strauss II (1825 - 1899), die sich aus mehreren französischen Kontratänzen des 18. Jahrhunderts entwickelt hatte, wird geprobt, damit am Ballabend selbst die rund 200 Gäste gut angeleitet werden können und sich ein rundum stimmiges Bild im Ballsaal ergibt.
Heuer findet die Redoute, an der Tänzerinnen und Tänzer aller Altersstufen teilnehmen, zum 25. Mal statt. "Zwischen 16 und etwa 80 Jahre alt sind unsere Gäste", erläutert Happach, der seit 1990 den Vorsitz des Raistinger Trachtenvereins innehat.
Kapellmeister Karl Edelmann ist von Anfang an bei der Redoute in Raisting dabei
Von Anfang an dabei ist Kapellmeister Karl Edelmann, der den Ball in Raisting mit seinem Salonorchester begleitet. Nachdem Auftanz, so erläutert Happach, sind die Gesellschaftstänze zwischen Walzer, Polka, Galopp, Cha Cha bis zu Swing und Fox dran. Macht das Orchester Pause, tritt die Tanzgruppe der Raistinger Trachtler auf. „Wir tanzen in der Regel mit je vier Paaren im Kreis“, berichtet Happach. Heuer sind es drei Kreise, was die Beliebtheit der Redoute eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Die Raistinger Redoute 2024 findet im Gasthof zur Post in Raisting statt am Samstag, 27. Januar, ab 20 Uhr. Noch gibt es freie Plätze, anmelden können sich Interessierte unter den Telefonnummern 08807/94594 oder 4526.