Seit Jahren sind der notwendige Neubau des Pähler Rathauses sowie die ebenso dringende Erweiterung der Pähler Schule Anlass zu Streit und Diskussionen in der Gemeinde. In einem ersten Bürgerbegehren im Jahr 2022 war der Bau eines neuen Rathauses mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden. Am Sonntag, 8. Dezember, stand das Thema wieder zur Abstimmung. Das vorläufige Endergebnis fällt deutlich aus. Von den 2086 Stimmberechtigten nahmen 1054 teil, somit wurde der Mindestwert für die Gültigkeit des Entscheids von 20 Prozent deutlich übertroffen.
Weil der Gemeinderat jeweils ein eigenes Ratsbegehren initiierte, mussten die Wählerinnen und Wähler mehrere Fragen beantworten sowie Stichfragen. Letztere spielten aber aufgrund des Abstimmungsergebnisses keine Rolle mehr. Zwei Standorte für das neue Rathaus wurden im Pähler Gemeinderat und bei Bürgerversammlungen in den vergangenen Monaten diskutiert: einmal ein Neubau gegenüber dem bestehenden Gebäudekomplex aus Schule und Rathaus und einmal – etwas dezentraler – in der Eichbergstraße bei der Feuerwehr. Hier folgten die Bürgerinnen und Bürger dem Beschluss des Ratsgremiums. Für den Standort an der Eichbergstraße gab es eine klare Mehrheit (Ja-Stimmen 676/ Nein-Stimmen 295/ ungültig 83). Anders sah es beim Thema Neubau des Rathauses in der Ortsmitte aus (Ja-Stimmen 373/Nein-Stimmen 535/ungültig 146).
Dimension des Rathaus-Neubaus in Pähl durch Umrisse verdeutlicht
Um den Bürgerinnen und Bürgern zu veranschaulichen, welche Auswirkungen welcher Standort beim Rathaus auf die jeweilige Umgebung hätte, wurden kürzlich die Umrisse eines neuen Rathauses an beiden Standorten nachgestellt. Würde das Rathaus auf dem Parkplatz gegenüber dem jetzigen Rathaus gebaut, hätte das Gebäude Außenmaße von 22 mal 12,5 Metern. Parallel zur Straße wurde zudem eine Reihe von vier rot-weißen Pylonen aufgestellt, welche die Außenmauer im Erdgeschoss markieren sollen. Denn die Machbarkeitsstudie zum Rathaus an dieser Stelle sieht vor, unter dem ersten Stock einige Parkplätze vorzuhalten.
Dass Parkplätze im Ortszentrum wegfallen würden, war ein Kritikpunkt, in der Debatte. Doch auch am Standort Eichbergstraße gab es Widerspruch. Grund hier: der dortige beliebte Bolzplatz, von dem ein Teil für das neue Rathaus benötigt würde. Einige Anwohner hatten zudem immer wieder die Sorge vor größerer Verkehrsbelastung angeführt. Die Kostenschätzung für die zentralere Lösung bezifferte Bürgermeister Simon Sörgel bei der Bürgerversammlung im Juni auf 3,95 Millionen Euro, die neben der Feuerwehr auf 4,3 Millionen Euro. Jüngst merkte er zu dem Thema noch an, dass er sich mit zwei erfahrenen Bauunternehmern ausgetauscht habe und der Bau im Ortskern „nur mit Mehrkosten im sechsstelligen Bereich möglich sind, da die Baugrube abgestützt werden müsste.“ Außerdem würden die Arbeiten aufgrund der Enge enorm erschwert, was wiederum mit mehr Bauzeit und noch höheren Kosten verbunden sei.
Eltern sammelten in Pähl Unterschriften wegen Raumnot in der Grundschule
Für Diskussionen hatte in der Vergangenheit auch immer wieder die Frage gesorgt, ob zuerst das Rathaus oder die Schule angepackt werden sollen. Es gab dazu, wie berichtet, auch eine Unterschriftenaktion von Eltern, die die Situation in der Schule nicht mehr für hinnehmbar halten. Die Gemeinde sah sich zwischenzeitlich auch gezwungen, die Anschaffung von Containern voranzutreiben, da sich die Raumnot weiter verschärfen werde, sagte Sörgel gegenüber unserer Redaktion kürzlich: „Wir haben gemischte Klassen. Aktuell sind es drei für die erste und zweite Klasse und zwei für die dritte und vierte Klasse. Es ist aber aufgrund der Geburtenzahlen absehbar, dass noch eine sechste Klasse hinzukommen wird.“
Das Ratsbegehren, wonach die Erweiterung der Schule nach dem Bau eines neuen Rathauses umgesetzt wird, wurde angenommen (Ja-Stimmen 633/Nein-Stimmen 324/ungültig 106) Das Bürgerbegehren, das forderte, die Schulerweiterung zuerst oder mindestens zeitgleich mit dem Neubau des Rathauses zu realisieren, wurde knapper abgelehnt (Ja-Stimmen: 428/Nein-Stimmen: 496/ungültig 139). Hier wurden 1063 Stimmen abgegeben.
Pähls Bürgermeister hofft, dass jetzt Ruhe im Ort einkehrt
Erleichtert äußerte sich der Bürgermeister, dass eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger den Beschluss des Gemeinderats für den richtigen Weg hält. „Jetzt geht es darum, bei den beiden Themen vorwärtszukommen. Ich hoffe, dass die Spaltung im Ort damit Geschichte ist und Ruhe einkehrt.“ Ähnlich hatte sich auch Thomas Baierl von den Organisatoren des Bürgerentscheids gegenüber unserer Redaktion am Freitag geäußert. Er sagte: „Es gibt dadurch eine demokratische Legitimation vom Bürger für die Umsetzung von Schule und Rathaus. Das ist auf jeden Fall das Wichtigste, was ich erreichen wollte. Natürlich würde ich mich auch sehr darüber freuen, wenn unsere Vorschläge bei den Bürgern die Mehrheit bekommen würden. “
Der Abstimmungsausschuss tagt laut Bürgermeister am Montag ab 16.30 Uhr, dann steht das Ergebnis auch offiziell fest.
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