Wohin in diesem Jahr das meiste Geld der Gemeinde Schondorf fließt, ist seit einigen Wochen im Ortsbild bereits gut sichtbar: An der Bergstraße wurde mit dem Bau einer neuen Kindertagesstätte begonnen. Dieses Projekt ist im jetzt bei einer Gegenstimme verabschiedeten Haushalt das mit weitem Abstand größte Einzelvorhaben. 8,5 Millionen Euro sind in diesem Jahr dafür vorgesehen - das entspricht fast zwei Drittel des gesamten diesjährigen Investitionsvolumens der Gemeinde.
Die 8,5 Millionen Euro sind jedoch nur ein Teil der Gesamtkosten, die sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren werden. Allerdings erhält die Gemeinde für dieses Projekt auch eine staatliche Förderung. Diesbezüglich sind allein in diesem Jahr drei Millionen Euro im Etat angesetzt.
Das Problem liegt in Schondorf vor allem im Verwaltungshaushalt
Die große Baustelle an der Bergstraße fällt in ein für die Gemeinde Schondorf finanziell schwieriges Jahr. Problematisch gestaltet sich dabei vor allem der Verwaltungshaushalt (13,4 Millionen Euro), der die laufenden Einnahmen und Ausgaben abbildet. Er sollte eigentlich mit einem Überschuss abschließen, denn dieser Überschuss bildet eine der Voraussetzungen für investive Maßnahmen. Allerdings wird es heuer in Schondorf bereits im zweiten Jahr in Folge umgekehrt sein. Der Verwaltungshaushalt kann voraussichtlich nur mit 1,2 Millionen Euro aus dem Vermögenshaushalt (13,3 Millionen Euro) ausgeglichen werden, 2024 waren dafür auch bereits 174.000 Euro erforderlich gewesen. Konkret heißt das: Für den laufenden Betrieb muss entweder auf die Rücklage oder Kredite zurückgegriffen werden.
Dass sich die Situation in diesem Jahr noch verschärft, hat mehrere Ursachen. Zum einen dürfte sich die Gewerbesteuer gegenüber 2024 von 2,9 auf zwei Millionen Euro reduzieren. Dazu kommt, dass sich die von Schondorf zu zahlende Kreisumlage von 3,1 auf 3,9 Millionen Euro erhöht. Grund dafür ist vor allem, dass sich deren Höhe nach dem gemeindlichen Steueraufkommen zwei Jahre zuvor berechnet. Und 2023 war die Gewerbesteuer mit 3,7 Millionen Euro aufgrund von Nachzahlungen besonders hoch gewesen. Dass die Gewerbesteuer relativ niedrig ist, liegt aber auch daran, dass der Gemeinderat im vergangenen Jahr den Hebesatz von 300 auf 270 Punkte gesenkt hatte, in der Erwartung, dadurch neue Firmen anzusiedeln.
Der soziale Bereich erfordert viel Geld
Der dritte Faktor ist im sozialen Bereich zu suchen: Die Betreuung in Krippe, Kindergarten und Hort und die Jugendarbeit kosten die Gemeinde in diesem Jahr nach Abzug des staatlichen Anteils und der Elternbeiträge knapp 1,3 Millionen Euro, wobei der Kostendeckungsgrad etwas höher als im Vorjahr ist. Traditionell wendet Schondorf aber auch für kulturelle Belange mehr Geld als vergleichbare Gemeinden auf. Daneben belasten die Tarifsteigerungen die gemeindlichen Haushalte. Unter anderem deswegen sind die Personalausgaben in Schondorf seit 2022 um über 30 Prozent auf knapp 3,6 Millionen Euro angewachsen.
Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) sagte dazu, „ein ausgeglichener Haushalt ist fast nicht mehr möglich“. Und er forderte: „Die Gemeinden müssen mehr an der Einkommensteuer beteiligt werden.“ Der 15-prozentige Einkommensteueranteil und der Einkommensteuerersatz stellen für Schondorf mit 4,2 Millionen Euro die wichtigste Einnahmequelle dar. Die von den Gemeinden erbrachten Leistungen, so Herrmann, würden jedoch eine 25-prozentige Beteiligung erforderlich machen.
Erstmals seit zehn Jahren ist wieder eine Kreditaufnahme vorgesehen
Momentan kann Schondorf noch 3,7 Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen, allerdings ist erstmals seit zehn Jahren auch wieder eine Kreditaufnahme (5,8 Millionen Euro) vorgesehen.
Neben der Kindertagesstätte beinhaltet der Haushalt noch einige weitere, allerdings finanziell deutlich weniger gewichtige Investitionen: Für den Ausbau von Feldwegen und die Sanierung der Bahnbrücke an der Moraschstraße sind 270.000 Euro vorgesehen, der Umbau des Güterschuppens am Bahnhof ist mit 435.000 Euro berücksichtigt. Aus dem Bereich Straßenbau sind die Greifenberger Straße (350.000 Euro) und die Straße Kirchenäcker (200.000 Euro) zu nennen.
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