Luise Loué hat sich am Ammersee-Westufer einen lang gehegten Traum erfüllt. Nicht nur den, eine Zeit lang in einem so genannten Tiny-House auf nur wenigen Quadratmetern zu leben, sondern, ein Museum zu gründen. Zugegeben, ein sehr kleines (zumindest, was die Fläche betrifft) und ein sehr ungewöhnliches (zumindest, was der Name im ersten Moment an Assoziationen wecken könnte): Das Museum der Liebe steht auf einem Grundstück zwischen Holzhausen und Rieden im Grünen. Da ist ein Stein, bemalt mit "Ich hab’ Dich lieb", ein Buch mit dem Titel "Wir", das eine 16-Jährige für die allerbeste Freundin geschrieben hat, der erste Liebesbrief eines 14 Jahre alten Jungen, verfasst auf rosa Papier im Januar 1988 oder die 4,50 Meter lange "Männerrolle" aus Packpapier einer 70-Jährigen, auf der sie ihre lebenslangen Verbindungen zum männlichen Geschlecht darstellt. Es gibt noch viele weitere interessante Dinge zu sehen, immerhin sind es mittlerweile rund 130 Objekte, die Luise Loué im Laufe der Zeit gesammelt hat. Wer das Museum der Liebe betritt, findet sich in einem zehn Quadratmeter kleinen Wohnraum wieder, ausgestattet mit einer drehbaren Küchenzeile, einem orangefarbenen Sofa, einer Holztheke, die sich wegklappen lässt, und einer Leiter, die zu einem großen Bett im "ersten Stock" führt. An den Wänden, auf der Holztheke und wo auch immer sich ein Platz bietet, entdeckt der Besucher kleine oder auch größere Gegenstände, die alle eine Geschichte rund um die Liebe zu erzählen haben. Da ist beispielsweise eine Giraffe aus Pappmache, mit der ein Mann seiner Geliebten einen Heiratsantrag machte. "Die Hochzeit fand leider nie statt", verrät die Museumsinhaberin dazu. Da ist aber auch ein Holzbrett mit Schnürsenkeln dran, das ein Vater gemeinsam mit seinem kleinen Sohn gebastelt hat, damit der das Schuhe-binden lernen kann. "Liebe gibt es in so vielfältigen, in so unterschiedlichen Formen", sagt Loué. "Es gibt sie zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden und Freundinnen. Man darf die Liebe nicht auf eine einzige Bedeutung reduzieren." Luise Loués persönliche Leidenschaft, Erinnerungsstücke zu sammeln, mit denen sie selbst im Laufe ihres Lebens reich beschenkt worden sei, habe 2007 dazu geführt, eine Sammlung zu entwickeln. Wer in ihrem Buch "Vergiss die Liebe nicht", das im Inselverlag erschienen ist, liest, erfährt auch, dass der einstige französische Präsident Nicolas Sarkozy nicht ganz unschuldig daran ist, dass am Ammersee heute das Museum der Liebe zu finden ist. Die Tatsache, dass Sarkozy Carla Bruni den gleichen Ring wie seiner ersten Frau schenkte, habe sie derart elektrisiert ob der Symbolkraft von Dingen und ihren emotionalen Wirkkräften, dass ihr ihre eigenen Schätze wieder einfielen, die lange Zeit in Erinnerungskisten im Keller vor sich hin schlummerten. "Über Wochen bin ich tief in die Vergangenheit eingetaucht und habe das Erlebte aufgeschrieben", beschreibt sie den Beginn des Projekts "Vergesst die Liebe nicht." Unter diesen Erinnerungsstücken war auch ein Schmiedeobjekt, dass sie einst hatte anfertigen lassen: Ein Amorpfeil, durch einen Fenchel gebohrt, der in seiner Form der eines Herzens gleicht und den sie als Liebesbeweis verschenkt hatte. "Der Fenchel kam zu mir zurück, die Liebesgeschichte nahm kein gutes Ende", erzählt Loué. Als sie dieses Objekt wieder in den Händen gehalten habe, sei das eine Art Initialzündung gewesen, der Liebe den Raum zu bieten, der ihr gebühre. "Ich habe dann Aufrufe in der Öffentlichkeit gestartet, dass mir die Menschen ihre Liebesgeschichte erzählen oder mir Gegenstände zur Verfügung stellen, die sie mit einer ganz bestimmten Liebe verbinden." Dabei stellte sie die Frage: "Was ist Ihr wichtigstes Objekt, das Sie schon lange aufbewahren, das schönste, ausgefallenste, besondere Geschenk, das Sie jemals verschenkt oder erhalten haben?" Herausgekommen ist zunächst die Ausstellung "Vergiss die Liebe nicht", in die das LWL-Freilichtmuseum Detmold 2019 die Sammlung der Liebesobjekte überführt hat und schließlich in das "Museum der Liebe" mündete, mit ihrem -wie Luise Loué selbst sagt - größten Liebesobjekt, dem Tiny-House selbst. Bereits 2016 bewarb sich Loué bei der Tinyhouse University Berlin mit ihrem Projekt, dem "Museum der Liebe", und gewann das Tiny-House, das 2018 auf den Uttinger Campingplatz kam, wo sie gemeinsam mit ihrem Sohn drei Jahre auch darin wohnte. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Schondorf und nutzt das kleine Häuschen nicht nur als Museum, sondern auch als Veranstaltungsraum. "Wenn es wieder möglich ist, werden wir auch wieder kleine Konzerte veranstalten", hofft die Kuratorin. Führungen nach Anmeldung sind im Museum der Liebe auch jetzt möglich. Kontakt: Wer sich für das Museum der Liebe interessiert, sollte sich auf www.museumderliebe.de umschauen.
Museum der Liebe