Die im Dießener Gemeinderat getroffene Entscheidung für den Kauf von 17 Wohnungen am Waffenschmiedweg vermittelt über die Sache an sich hinaus noch eine weitere Botschaft. Gut 500 Tage vor der nächsten Kommunalwahl zeigt sie, dass sich die politische Landschaft in Dießen seit 2020 verändert hat. Damals spitzte sich die Entscheidung ums Bürgermeisteramt zwischen der am Ende (auch dank der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Bewerber) siegreichen Kandidatin der Dießener Bürger, Sandra Perzul, und Freie Wähler-Mann Florian Zarbo zu. Das Gewinnerlager machte Roland Kratzer (CSU, zuvor Dießener Bürger) zum Zweiten Bürgermeister. Dieser schien aus Perzuls Sicht die beste Wahl anstelle ihres gefährlichsten Konkurrenten Zarbo und der grün-ambitionierten Gabriele Übler.
Doch ein Vertrauensverhältnis zwischen Perzul und Kratzer ist nie entstanden. Regelmäßig ist es vielmehr Kratzer, der die Politik im Rathaus hinterfragt und bei der Bürgermeisterin aneckt. Die CSU hat inzwischen auch als einzige Partei klargemacht, bei der Wahl 2026 eine personelle Alternative zur Amtsinhaberin präsentieren zu wollen.
Wie sehr dagegen das Einvernehmen der Bürgermeisterin mit den Freien Wählern gewachsen ist, zeigt nicht nur der Wohnungskauf am Waffenschmiedweg, der beiden Seiten nutzt: Perzul und den Freien Wählern politisch, weil sie ein wichtiges Wahlversprechen als gehalten verbuchen können, und Florian Zarbo auch wirtschaftlich. Sandra Perzul wird sicher froh sein, wenn ihr von der stärksten Fraktion bei der Wahl 2026 keine Konkurrenz droht, zumal sich die Frage stellt, wie breit die personelle Basis ihrer „Dießener Bürger“ noch sein wird.
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