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Dießen: Dießener Pop-up-Store birgt das volle Kunstsortiment

Dießen

Dießener Pop-up-Store birgt das volle Kunstsortiment

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    Romina Ried (links) und Elisabeth Gumpp sitzen im Dießener Pop-up-Store auf den Bänken von Maximilian Jochim, im Hintergrund sind ihre Keramiken und Hinterglasbilder zu sehen, auf dem Tisch Schnitzereien von Johannes Prinz und die Hosen, die sie tragen, sind von Philippa Jochim.
    Romina Ried (links) und Elisabeth Gumpp sitzen im Dießener Pop-up-Store auf den Bänken von Maximilian Jochim, im Hintergrund sind ihre Keramiken und Hinterglasbilder zu sehen, auf dem Tisch Schnitzereien von Johannes Prinz und die Hosen, die sie tragen, sind von Philippa Jochim. Foto: Christian Rudnik

    Schade, dass die Zeit so schnell vergeht, aber die Kurzzeitigkeit ist nun mal das Prinzip eines Pop-up-Stores: Nach einem Monat ist alles wieder vorbei und so beginnt nun auch schon für die derzeitigen fünf Ladenbesitzer in der ehemaligen Metzgerei Kessler, später Krempels, gleich neben dem Rathaus in Dießen (Prinz-Ludwig-Straße 2), die letzte Woche. Fünf junge Künstlerinnen und Kunsthandwerker präsentieren dort, wie es auf dem Aufsteller heißt, „Keramik, Fotografie, Bildhauerei & und feine Möbel“.

    Wie schwierig die Lage für Handel und Handwerk in den Ortskernen geworden ist, lässt sich auch in Dießen ablesen, wo immer mehr Ladenlokale leer bleiben, in Wohnraum umgebaut oder zu reinen Ausstellungsflächen umgenutzt werden, wobei es in Dießen insgesamt noch besser als in vergleichbaren Orten aussieht. Seit vergangenem November zeigt sich aber auch, dass anstelle eines langfristigen Geschäfts auch Raum für Neues, Experimentelles und Unerwartetes entstehen kann, das eigentlich ganz gut zu Dießen passt, das als Alleinstellungsmerkmal unter den Ammerseegemeinden so gern seinen Status als „Künstlerort“ hervorhebt.

    Alle vier Wochen gibt es im Pop-up-Store etwas Neues

    Nachdem der bisherige Antiquitätenladen geschlossen worden war, mietete der Gewerbeverband die Räume an, um sie in Vier-Wochen-Zyklen weiterzuvermieten. Nicht nur seit November werden die Geschäftsräume durchgehend genutzt, freut sich Jan Dicks, der Zweite Vorsitzende des Gewerbeverbands, über den bisherigen Erfolg, auch für die nächsten Monate ist kein Leerstand zu befürchten, „wir sind bis Juni nächsten Jahres ausgebucht“. Künstler nutzten das Geschäft gerne zur zeitweisen Präsentation, ein anderes Mal werden dort aber auch Restposten veräußert, manche kommen einmal, andere buchen die Räume ein zweites oder drittes Mal. „Die Lage ist gut und der Preis sensationell“, so erklärt Dicks den Erfolg des Projekts.

    Derzeit ist das Haus wieder ein Ort der Kunst und der Kreativität, den fünf junge Künstlerinnen und Kunsthandwerker im Alter von 28 bis 36 Jahren als „Kollektiv villare“ bespielen. „Villare“ ist Lateinisch und heißt „bewirtschaften“. Der Begriff „villare“ soll aber auch die Verbindung von Menschen und Landschaften, Kunst und Handwerk ausdrücken. Das Wort „villa“ für das Landgut leitet sich ebenso davon ab und es weist in gewisser Weise auf die Herkunft der drei Frauen und zwei Männer hin, die allesamt aus eher ländlichen Regionen Deutschlands stammen.

    Romina Rieds Keramiken waren schon beim Töpfermarkt zu sehen

    Eine von ihnen, die aus dem Allgäu stammende und seit einem Jahr in Dießen lebende Romina Ried, dürften im Ort einige kennen. Mit ihrer Keramik war sie in diesem Jahr schon auf dem Töpfermarkt zu sehen. Eigentlich ist sie gelernte Bildhauerin und während ihrer Ausbildung an der Bildhauerschule in Oberammergau hat sie Elisabeth Gumpp kennengelernt. Anschließend studierte sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle Keramik, wo sie wiederum mit Philippa Jochim zusammentraf, der Schwester von des Schreiners Maximilian Jochim, der ebenso wie der mit ihm befreundete Holzschnitzer und Baumpfleger Johannes Prinz Teil des Kollektivs ist.

    Vasenobjekte von Romina Ried.
    Vasenobjekte von Romina Ried. Foto: Christian Rudnik

    So könnte man fast davon sprechen, im Pop-up-Store derzeit so etwas wie einen kunsthandwerklichen und künstlerischen „Vollsortimenter“ vorzufinden. Die erste Aufmerksamkeit erregen die feinen Vollholzmöbel von Maximilian Jochim - der Sekretär, den er als Gesellenstück gefertigt hat, Anrichtbretter und Tabletts, ein Bett aus Eichen- und Eschenholz oder der große Tisch mit den langen Sitzbänken aus Ahornholz. Dieser ist auch das Objekt für eine Versteigerung: Zehn Prozent des Erlöses (das Mindestgebot beträgt 2000 Euro) sollen an die Dießener Tafel gehen.

    Johannes Prinz schneidet Bäume und schnitzt Löffel

    Holz ist auch das Material von Johannes Prinz. Eigentlich ist er Baumpfleger, doch er hat noch einen zweiten Zugang zum Holz: Als Autodidakt schnitzt er kunstvolle Löffel, Gabeln, kleine Gefäße und Schalen sowie Reliefs in überraschenden Formen. Gelernt hat er es als Bub in der Werkstatt seines Großvaters.

    Löffel von Johannes Prinz und Gefäße von Romina Ried.
    Löffel von Johannes Prinz und Gefäße von Romina Ried. Foto: Christian Rudnik

    Romina Ried präsentiert im Pop-up-Store vor allem keramische Einzelstücke, insbesondere Vasenobjekte und Gefäße. Deren äußere Gestalt erinnert an Strukturen und Oberflächen in der Natur wie etwa Baumrinden oder Pilze, die daran wachsen. Mit Ton gestaltet sie inzwischen lieber als mit Holz: Das sei viel direkter, die Holzbearbeitung erfordere mehr Geduld.

    Akt- und Heiligenbilder von Elisabeth Gumpp

    Auch ihre einstige Mitschülerin an der Bildhauerschule in Oberammergau, Elisabeth Gumpp, arbeitet nicht nur mit Holz, um daraus beispielsweise kolorierte Reliefs mit Pflanzenzeichnungen zu erschaffen. Ihre Hinterglasbilder zeigen einerseits Abbildungen von Figuren aus Barock- und Rokokokirchen und andererseits Aktbilder mit spiegelverkehrten Buchstabenfolgen, deren Bildaufbau und Farbgebung an die Plakatkunst der 1920er- und 30er-Jahre erinnern.

    Hinterglasbilder von Elisabeth Gumpp.
    Hinterglasbilder von Elisabeth Gumpp. Foto: Christian Rudnik

    Nicht ganz so leicht zu erfassen ist in der Ausstellung das Schaffen von Philippa Jochim. Fotografien, Performances und Landschaften sind ihre Sujets, greifbar sind im Dießener Pop-up-Store wohl am leichtesten die von ihr gestalteten Textilien mit lebhaften Natur- und Pflanzenbildern.

    Fazit: Im Spätsommer 2024 ist im Pop-up-Store ein erfrischender junger Beitrag zum Künstlerort Dießen gelungen. Zu sehen ist er noch bis Sonntag, 15. September, täglich von 10 bis 18 Uhr. Schade, dass die Zeit so schnell vergeht.

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