Wenn man aus Dießen stamme, wo könne man dann am zweiten Adventsnachmittag anders sein als im Marienmünster, fragte Annette Rießner bei der Begrüßung der Gäste des „Dießener Advent“. Tatsächlich schien die Frage der Vorständin der „Freunde der Dießener Münsterkonzerte“ rein rhetorisch, denn trotz der bekannt ungeheizten Kirche blieb kein Platz frei, um eine wie stets neu zusammengestellte Ensemble-Auswahl für das vorweihnachtliche Konzert zu hören.
Eine Begrüßung kam diesmal auch von Andreas Huber, dem Vorstand des Heimat- und Trachtenvereins. Schließlich war eines der Ensembles ein heimisches Gewächs, nämlich das Musikquartett „D’Saitenschinder“. Mit Hackbrettern und Zither deklinierten die Vier fein schwebende Melodien in den Kirchenraum, die mit der Basslinie der Gitarre regelrecht etwas Wärme imaginieren ließen. Allein die Vorstellung von Wärme tat schon gut, wenn man nicht gerade zu denjenigen Zuhörern gehörte, die sich in ihre Kuscheldecke auch noch eine Wärmflasche eingerollt hatten.
Die Ammertaler Alphornbläser sorgen im „Dießener Advent“ für ein besonderes Erlebnis
Die Melodien im Choral-Stil, wie sie typisch sind für die Adventszeit, teilten sich die Bläserensembles auf. Mit klaren, sauberen Klängen sorgten die fünf „Weilheimer Turmbläser“ an Posaune, Trompete, Tuba und Flügelhörnern für Phasen der Konzentration. Von besonderer Durchsetzungsfähigkeit waren freilich die acht Ammertaler Alphornbläser, die sich – im Bewusstsein ihrer Stärke – weit nach hinten platzierten. Von dort aus entfalteten die Alphörner ihre standfesten Melodien in edler Langsamkeit und fügten sich dadurch erstaunlich gut in die Raumakustik ein: ein neues und besonderes Erlebnis.
Mit etwas weniger Hörbarkeit hatten zeitweise die Chöre zu kämpfen, die neben der Orgel auf der Empore Aufstellung nahmen. Sehr fein erklang „Im Advent, im Advent“, worin der Kinderchor die Textzeilen übernahm und der Münster-Frauenchor einen hohen, engelsgleichen Silbengesang beigesellte. Bei „Maria durch ein Dornwald ging“ waren die Kinder alias „Münsterspatzen“ freilich nur entfernt zu hören. Als ein Höhepunkt entsponn sich indes das „For the beauty of the earth“: Stephan Ronkov gab der Orgel eine absolut zarte, hoch gelagerte Tongirlande auf den Weg, die schon nahe an der Stimmung eines Synthesizers lag. Darüber flossen die englischen Zeilen des Frauen-Chores anrührend intensiv wie ein Versprechen.
Berührend waren auch die gesprochenen Adventsgedanken von Pfarrer Josef Kirchensteiner. Ein Zwiegespräch mit dem Kind in der Krippe oder der Gedanke der Umkehr einmal ganz neu gefasst: mehr über sich selber nachdenken als über andere und dadurch zu Ruhe und Nachsicht gelangen. Angesichts der heraufkriechenden Kälte hätten es aber wohl auch zwei oder drei Reflexionen getan statt deren vier.
Festliche Stimmung macht sich im Marienmünster in Dießen breit
Aufgefrischt wurden der Musikreigen durch das „Saitenduo Sandrita“, das – ganz überwiegend mit zwei Harfen – mal kleine Tanzmelodien, mal schöne Gesangslinien interpretierte, die sich in feinen Variationen bis zu einer Chor-Empfindung steigern konnten. Besonders glanzvoll war dann die Umbesetzung zur Paarung Harfe und Hackbrett, worin die Komposition „Auszeit“ zu feinen Kantilenen fand und noch dazu in inspiriert sich wandelnde Melodiebögen überging.
In festlicher Stimmung und mit dem „Macht hoch die Tür“ auf den Lippen der Gäste konnte dann der Advent so richtig im Herzen der Dießenerinnen und Dießener Einzug halten, auch wenn draußen ein wenig festlicher Nieselregen den Abend beschloss.
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