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Dießen: Zehn Jahre Kunst im Fenster an der Hofmark in Dießen

Dießen

Zehn Jahre Kunst im Fenster an der Hofmark in Dießen

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    Genau zehn Jahre ist es her, dass in der Hofmark Dießen das Kunstfenster von Martin Gensbaur eröffnet wurde.
    Genau zehn Jahre ist es her, dass in der Hofmark Dießen das Kunstfenster von Martin Gensbaur eröffnet wurde. Foto: Martin Gensbaur

    Was macht ein Künstler mit seinem Haus, das über drei Schaufenster verfügt, am besten? Ganz einfach: ein Kunstfenster. Auf diese Idee kam vor zehn Jahren der in Dießen lebende Maler Martin Gensbaur mit seiner Frau Ulrike, die in Kunstgeschichte promoviert hat. Seit 1974 lebt Gensbaur in Dießen (damals war er Gymnasiast) und seit 1997 im Haus Hofmark 13.

    Früher befanden sich in diesem Haus ein Kolonialwarenladen und ein Friseursalon, „Bei diesem Herrenfriseur war ich seinerzeit als junger Bursche“, erinnert sich Gensbaur. „Ich hätte mir damals nie vorstellen können, einmal selbst in dem Haus zu leben und zu arbeiten, das an der wohl am stärksten vom Verkehr belasteten Stelle in Dießen liegt.“

    Martin Gensbaur war einer der ausstellenden Künstler der Italien-Ausstellung im Taubenturm in Dießen.
    Martin Gensbaur war einer der ausstellenden Künstler der Italien-Ausstellung im Taubenturm in Dießen. Foto: Andreas Frey (Archivbild)

    Seit 2014 ist über den drei Fenstern „Kunstfenster Gensbaur“ zu lesen, wobei dieser Schriftzug so angebracht wurde, dass die ehemalige Beschriftung darunter noch immer zu erahnen sind. Gensbaur spricht nicht ganz ernsthaft von einem „Palimsest“. So nenn man ein antikes oder mittelalterliches Schriftstück, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen und das danach neu beschriftet wurde. Und er ergänzt: „Eines Tages wird das Kunstfenster Gensbaur vielleicht auch auf diese Art überschrieben.“

    Die Schriftenreihe „Das Kunstfenster“ erscheint seit 2018 im Eigenverlag von Martin Gensbaur

    Heuer können Martin Gensbaur und seine Frau Ulrike also auf zehn Jahre Kunstfenster zurückblicken, was auch bedeutet, dass heuer die zehnte Ausgabe der Schriftenreihe „Das Kunstfenster“ erscheint. „Ich hatte damals das Gefühl, mich nicht mehr um Ausstellungsbeteiligungen kümmern, sondern lieber etwas Eigenes auf die Beine stellen zu wollen“, sagt Gensbaur rückblickend. Dabei sei ihm aber von Beginn an klar gewesen, dass er seine Kunstfenster-Ausstellungen und -Hefte nicht im Alleingang organisieren und verfassen wollte. Erster Mitstreiter war 2014 der ebenfalls in Dießen lebende Fotograf Jörg Kranzfelder. Unter dem Motto „Zeitgenössische Malerei und Fotografie“ stellten Gensbaur und Kranzfelder sowohl im Kunstfenster als auch im Dießener Taubenturm in unmittelbarer Nachbarschaft aus.

    Irgendwas kommt immer vorbei am Kunstfenster von Martin Gensbaur. Diese Stelle dürfte zu den am stärksten befahrenen im Markt Dießen zählen.
    Irgendwas kommt immer vorbei am Kunstfenster von Martin Gensbaur. Diese Stelle dürfte zu den am stärksten befahrenen im Markt Dießen zählen. Foto: Martin Gensbaur

    Der Schriftenreihe „Das Kunstfenster“ liegt oft ein Zitat eines berühmten Künstlers zugrunde. Etwa der Ausspruch, der Franz Marc in den Mund gelegt wird „Die Dinge groß sehen“ oder „Mein Japan“, in Anlehnung Vincent van Gogh, der nach Arles in Frankreich gezogen war, weil er meinte, dort sei es wie in Japan. Andere Ausgaben waren den Themen „Tankstellen“ (2018) oder „Quaranta“ (2020) mit 40 in der Coronazeit entstandenen Bildern gewidmet. „In dieser Ausgabe ist ein Text von Thomas Raff erschienen“, sagt Gensbaur. Es war im Übrigen auch die erste Ausgabe der Schriftenreihe, die im Eigenverlag „edition Kunstfenster“ erschienen ist.

    2021, in der achten Ausgabe, widmete Martin Gensbaur sich in Kooperation mit dem Dießener Heimatverein Italien, dem Land, in dem er selbst zeitweise lebt und arbeitet. 2022 waren es dann Parallelwelten und die Jubiläumsausgabe steht im Zeichen von “Wo nehm‘ ich, wenn es Winter ist, ...?“ von Friedrich Hölderlin. Das Gedicht „Hälfte des Lebens“ besteht aus zwei Teilen. Die Frage, die Titel der Ausstellung im Kunstfenster ist, steht zwischen den Jahreszeiten. In „sprachlos“ kalter Umgebung erinnert sich der Dichter an den Sommer, der einleitend wortreich beschrieben ist. Sich in gegensätzlichen Bildern auszudrücken ist auch ein bewährtes Mittel der Malerei.

    Der italienische Bildhauer und Maler Mauro Corbani wird persönlich an der Jubiläumsausstellung in Dießen teilnehmen

    Bilder vom Morgen und Abend finden sich bei Claude Lorrain, der Sommer als Pendant zum Winter bei Caspar David Friedrich. Die Ausstellung anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Dießener Kunstfensters und die dazu begleitend erscheinende Ausgabe der Schriftenreihe „Das Kunstfenster“ versteht Martin Gensbaur als eine Einladung zu einem Vergleich des berühmten Gedichts mit Bildern unserer Tage. Neben einem Gespräch mit der Tübinger Literaturwissenschaftlerin Irmgard Lersch über Friedrich Hölderlin und Malerei des Herausgebers Martin Gensbaur finden sich in dem Heft auch Bilder des römischen Malers Giorgio Ortona, Objekte der Schondorfer Künstlerin Doris Trummer und dreidimensionale Bilder des in der südlichen Toskana lebenden Malers und Bildhauers Mauro Corbani.

    Die neue Ausgabe wird am Donnerstag, 21. November, ab 19 Uhr in der Dießener Buchhandlung Colibri vorgestellt. Die Künstlerinnen und Künstler, Autorinnen und Autoren werden anwesend sein. Die Ausstellung im Kunstfenster in der Hofmark in Dießen läuft vom 21. bis 24. November und ist von 16 bis 18 Uhr geöffnet oder kann nach Vereinbarung besichtigt werden.

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