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Dießen: Wohnungskauf in Dießen: Hat der Markt ausreichend geprüft?

Dießen

Wohnungskauf in Dießen: Hat der Markt ausreichend geprüft?

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    Im Waffenschmiedweg werden 17 Wohneinheiten gebaut, die die Gemeinde erwerben will. Architekt Matthias Krapf findet den Kaufpreis viel zu hoch.
    Im Waffenschmiedweg werden 17 Wohneinheiten gebaut, die die Gemeinde erwerben will. Architekt Matthias Krapf findet den Kaufpreis viel zu hoch. Foto: Thorsten Jordan

    Im Mai wurde bekannt, dass die Marktgemeinde Dießen im Waffenschmiedweg drei Immobilien mit 17 Wohnungen erwerben will. Die Kosten von über 7500 Euro je Quadratmeter sorgen seit Wochen für Debatten. Das gilt auch für den Umstand, dass der Geschäftsführer des Bauträgers der Freie Wähler-Gemeinderat Florian Zarbo ist. Der Architekt und Bausachverständige Norbert Stiebeiner sowie der frühere Architekt Matthias Krapf, beide aus Dießen, bezeichnen den Kaufpreis gegenüber unserer Redaktion als viel zu hoch. Beide werfen die Frage auf, ob im Vorfeld dazu ausreichende Prüfungen stattgefunden haben. Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger) nimmt dazu auf Nachfrage unserer Redaktion Stellung.

    Stiebeiner sagt: „Vielleicht sollte man seitens des Marktes Dießen die Baukostenberechnungen ansehen, um festzustellen, wo denn die Kosten herkommen.“ Seiner Erfahrung nach liege der Preis für Geschosswohnungsbau auch im Fünf-Seen-Land „deutlich unter 4000 Euro für den Quadratmeter.“ Und er fragt sich, ob „es denn niemandem komisch vorkommt, dass man nachweisbar überteuert ein gemeindliches Gut erwirbt von jemandem, der sich dieses Gut quasi selbst verkauft, weil er im Hauptberuf Geschäftsführer ebendieser Anbieterfirma ist?“

    Der Markt Dießen hat Vorgehen von Regierung von Oberbayern prüfen lassen

    Perzul betont, dass der Markt im Vorfeld das Sachgebiet Wohnungswesen der Regierung von Oberbayern während des gesamten Prozesses eingebunden habe und dort im Detail geprüft worden sei. Die Regierung von Oberbayern fördere Projekte nur, wenn diese sämtliche Kriterien des KommWfP erfüllten und darüber hinaus wirtschaftlich seien. „Der Kaufpreis spielt hierbei eine entscheidende Rolle bei der Bewertung.“ Eine positive Rückmeldung habe der Markt zudem von der Vergabekammer erhalten, die den Prozess ebenfalls geprüft habe. Laut Rathauschefin liegen dem Markt Dießen zudem entsprechende Marktpreise für vergleichbare Projekte vor, aus welchen ersichtlich sei, dass der Preis „marktüblich“ sei. Derzeit bewegten sich die Immobilienpreise für Etagenwohnungen/Neubau bei einem Quadratmeterpreis zwischen 6600 und 7250 € für die Marktgemeinde. „Darüber hinaus haben die Fördergeldgeber zahlreiche Vergleichsobjekte, welche dies ebenfalls bestätigen können.“

    Krapf sagt dazu, dass er nicht bezweifle, dass das Vorgehen rechtlich in Ordnung sei. Die Gemeinde müsse sich aber schon fragen, was ihr Anspruch sei. Es müsse aus seiner Sicht darum gehen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das sei bei einem Quadratmeterpreis von 18 Euro beziehungsweise zwölf Euro, wenn man die Förderung berücksichtige, aber nicht der Fall. Hier müsse eine Summe deutlich unter zehn Euro erreicht werden, betont er. „Der jetzige Kaufpreis ist schon höher als die genannte Kaufpreisspanne. Kauft die Marktgemeinde hier ein Juwel von Dießen oder Luxuswohnungen? Nein, sie kauft durchschnittliche Wohnungen in einer maximal durchschnittlichen Ortsrandlage, wo nachweislich der Grundstückspreis gering war.“ Hinzu komme, dass sich die von Perzul angegebene Spanne auf einzelne Wohnungen beziehe, der Markt aber alle 17 auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück erwerbe. Der Bauträger habe also kein Risiko, dass er auf einzelnen Wohnungen sitzen bleibe. Das müsse sich seiner Ansicht nach im Kaufpreis widerspiegeln.

    Kaufpreis für den Markt Dießen beträgt 7,4 Millionen Euro

    Sandra Perzul verweist mit Blick auf die Gesamtkosten von fast 7,4 Millionen Euro darauf, dass der „derzeit höchste Energiestandard (KfW 40) sowie die Kriterien des Qualitätssiegels für nachhaltige Gebäude umgesetzt werden“. Aus Sicht von Norbert Stiebeiner ist das Argument des energetischen Standards als Kostentreiber „schlichte Augenwischerei“. Eine PV-Anlage sei heute Standard bei Bauvorhaben. Auch eine Heizung müsse ohnehin eingebaut werden und die Mehrkosten wegen regenerativer Komponenten bei der Haustechnik sind aus seiner Sicht nur etwas teurer. Auch die Tiefgarage falle nicht gravierend ins Gewicht, da Erdarbeiten, Gründungsarbeiten und alle anderen Arbeiten, die für einen reinen Wohnhauskeller anfallen, ohnehin erledigt werden müssten. Krapf sagt dazu: „Ob man ein Objekt mit dem höchsten Energiestandard haben will, da scheiden sich die Geister, die erhöhten Energiemaßnahmen werden gefördert, weil sie ökonomisch nicht mehr sinnvoll sind.“ Perzul betont zum Thema Kosten auch noch, dass der Bauträger die Gebäude fertigstelle und dann an die Gemeinde übergebe. „Somit entstehen keine Finanzierungskosten während der Bauzeit.“ Dem Kauf wurde in nichtöffentlicher Sitzung des Gemeinderats zugestimmt. Das Gremium muss die Bürgermeisterin aber noch ermächtigen, den Kauf beim Notar zu tätigen, informiert Zweiter Bürgermeister Roland Kratzer (CSU) zum Stand des Verfahrens.

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