„Die ADK wird heuer 90 Jahre alt, und die alte Dame hat sich sehr gut gehalten“, freute sich Wolfgang Lösche, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst, bei der Eröffnung der Jubiläumssonderausstellung „Werkstattfunde“.
An der Stirnseite des Ausstellungspavillons am Ammersee zieht eine Collage mit kleinen und größeren Objekten die Aufmerksamkeit auf sich. Arbeitsproben, Werkzeuge, lange liegengebliebenes, kurz „Werkstattfunde“ erlauben vielseitige Einblicke in die Atmosphäre der Dießener Werkstätten.
Dass das Alte auch zu Neuem inspiriert, haben unter anderem die Schmuckdesignerin Barbara Trede und die Keramikerin Gabriele Buchner bei der Durchsicht ihrer Bestände erlebt: Gabriele Buchner bewahrte in ihrer Werkstatt ein Bruchstück auf, das von einer großen Schüssel stammt, die ihre Großeltern Friedrich und Margarte Hudler vor gut 90 Jahren in ihrer 1921 gegründeten Dießener Werkstatt herstellten. Nun hat Gabriele Buchner geschafft, was sie schon lange vorhatte, nämlich das hübsche alte Dekor auf neue Stücke zu übertragen.
ADK-Gastausstellerin Romina Ried zeigt keramische Skulpturen und Gefäße
Vor 20 Jahren fand die Designerin und Goldschmiedin Barbara Trede im Nähkästchen ihrer Großmutter sogenannte Bettwäschedoppelknöpfe, die sie seitdem aufbewahrt. Nun wurden die alten Knöpfe abgegossen und in Silber eingearbeitet, ein moderner Schmuck entstand. Doch damit nicht genug: Im Internet fand Trede Restbestände von bunten Bettwäschedoppelknöpfen aus Kunststoff. „Ich habe sämtliche Restbestände aufgekauft“, sagt sie. Jetzt gestaltet sie daraus bunte Ketten, Broschen, die man im Knopfloch tragen kann und andere Schmuckstücke, indem sie die Doppelknöpfe in der Mitte aufbohrt und auf Kugelketten oder auf feinen Draht auffädelt. „Das ist der Anfang einer neuen Kollektion, zu der mich meine Werkstattfunde inspiriert haben“, freut sich die Designerin.
Auch über eine neue Gastausstellerin freuen sich die ADK-Mitglieder, von der aktuell zwei Skulpturen und Gefäße im Pavillon zu sehen sind: Die Keramikerin Romina Ried lernte die Marktgemeinde und den Dießener Töpfermarkt als Studentin der Kunsthochschule Burg Giebichenstein kennen und kam, wie Wolfgang Lösche verriet, 2023 „der Liebe wegen“ an den Ammersee. Seitdem betreibt sie eine kleine Werkstatt in der Hofmark. Rieds Arbeiten spiegeln Beobachtungen und Erlebnisse aus der Natur. „Ich versuche Geschehenes und Erfühltes in Keramik zu übersetzen. So werden Felsstrukturen, besonders gewachsene Bäume, im weitesten Sinne erlebte Landschaften zum Ausgangspunkt meiner Arbeiten“, berichtet sie. Um den an der Natur orientierten Formen auch die entsprechenden Farben zu geben, sammelt die Keramikerin die Rohstoffe für ihre Glasuren zum Großteil selbst: Holzaschen, Sand, Steine und Lehm werden im Brand zu feinen Farbtönen irgendwo zwischen braun und grün.
Nur Kunstschaffende aus Dießen können Mitglied in der ADK werden
Wie Wolfgang Lösche erklärte, habe sich das Aufnahmeprocedere und auch die Satzung der ADK seit 90 Jahren kaum verändert. „Unsere Gründungsidee ist immer noch zielführend. Die Künstlerin oder der Künstler muss in Dießen leben und arbeiten, und zwar professionell“. Nur dann könne man einen Antrag stellen, um zunächst für zwei Jahre als Gastmitglied aufgenommen zu werden, um herauszufinden, ob man zur ADK passt und umgekehrt. Schließlich sei die ADK mehr als eine Verkaufseinrichtung, so Lösche. Das gehe aus der Satzung der Arbeitsgemeinschaft hervor, die sich im ersten Abschnitt intensiv mit dem Zusammenhalt und der Freundschaft unter den Mitgliedern beschäftige. „Ein ganz, ganz wichtiger Aspekt“, betont Lösche. Und den gelte es immer am Leben zu erhalten. Nun freue er sich schon auf das 100. Jubiläum der ADK in zehn Jahren, und auf alle, die dann dabei sind, so Lösche.
Geöffnet ist die Ausstellung bis 31. Oktober täglich von 11 bis 18 Uhr, sowie ab November jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
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