Passend einen Tag vor dem offiziellen Herbstbeginn findet am Samstag das letzte „Umsonst & Draußen“-Konzert im Dießener „Schützengarten“ statt. Wobei man kurz zuvor umdisponiert und den Auftritt der beiden Protagonisten - die Singer/Songwriter Craig Gerber und Stefan Wohlhaupter - doch ins Innere des urigen Lokals verlegt hat. Sobald die Sonne verschwunden ist, sinken die Temperaturen nun mal saisongemäß etwas weiter ab.
Die Gaststätte platzt zwar nicht aus allen Nähten, ist aber ordentlich gefüllt, als die beiden Herren samt Gitarren und Mikros auf der schmalen Bühne um Punkt 19.30 Uhr ihre Plätze einnehmen. Gerber ist Anfang 50, gebürtiger New Yorker, aber seit Urzeiten mit Familie in Peißenberg zu hause. Wolhaupter wiederum ist Mitte 40, gebürtiger Oberbayer, lebt nahe Schongau. Die beiden sind seit zwei Jahren als Duo unterwegs, kennen sich allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts, sind in diversen akustischen Projekten gemeinsam zu Hause.
Als Zweier hat sich man komplett der klassischen englischsprachigen Liedermacher-Tradition verschreiben, die kalifornische Laurel Canyon-Legende rund um die Koryphäen David Crosby, Jackson Browne, Roger McGuinn oder als weibliches Pendant Joni Mitchell ist am Ammersee in dieser Nacht spürbar.
Zwei Gitarren, zwei Stimmen und ab und an eine Mundharmonika
Zwei elektrisch verstärkte Akustik-Gitarren, zwei harmonische Stimmen, ab und an wird die Mundharmonika um den Hals geknüpft - fertig ist der Abend voller Lagerfeuer-Romantik ohne das dazu gehörige Feuer. Die zwei Musiker präsentieren sowohl Songs von Gerbers zwei Solo-Alben „Time Has Come“ und „Leaving Tonight“ als auch ganz wenige Coverversionen verschiedener musikalischer Seelenverwandter. Spontan fallen einem Tom Petty, Ry Cooder, Neil Young ein, oder - sobald der Mundhobel zum Einsatz kommt - Bob Dylan. „Songs wie dicke Rauchschwaden“: So beschrieb kürzlich ein Kritiker der Schongauer Nachrichten die kernigen Kompositionen von Craig Gerber. Mit Stefan Wohlhaupters gefühlvoller Begleitung bekommen die Songs einen besonders einfühlsamen Sound verpasst.
Nach 50 Minuten ist Pause angesagt. In der zweiten Hälfte geht es ruppiger zu als in der etwas verhaltenen, zurückhaltenden Start-Runde. Manches klingt gar ein wenig mysteriös-bedrohlich á la Chris Isaak. Doch auch an ruhigeren Momenten mangelt es nicht. Bei mancher Ballade findet sich schon mal ein schmachtender Blick in den glänzenden Augen der einen oder anderen weiblichen Besucherin.
Kurz vor Schluss wird dem Zuhörer noch der Chuck Berry-Kracher „Afraid Of You“ ins Ohr geschraubt. Und zu guter Letzt wie gehabt der besinnliche Rausschmeißer „Leaving Tonight“, der an den Soundtrack zum Wim Wenders-Klassiker „Paris, Texas“ erinnert, währenddessen sogar die Plaudertaschen sich mit Geschwafel zurückhalten. Zugabe gibt es keine. Was soll diesen berührenden Leisetreter noch toppen, zudem sind circa hundert Minuten Spielzeit vorbei. Der neben der Bühne kauernde Hut quillt zurecht über vor Scheinen als Dankeschön für unsere beiden Akustik-Helden. Und wir Gäste sind bereit - der emotional aufgeladene Winter kann kommen.
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