Von nah und fern kamen die Fans der in Dießen lebenden Autorin Inga Persson zu ihrer Lesung aus dem neuesten Krimi „Tod am Staffelsee“.
Sogar aus Ludwigshafen am Rhein war eine Zuhörerin angereist. Carola Eicher urlaubt seit zwölf Jahren in Dießen und freut sich, wenn sie als Souvenir einen neuen Krimi von Inga Persson aus der Buchhandlung Colibri mit nehmen kann. Auch in der „Schatzbergalm“, wo die Autorin lebt und eine hübsche Pension leitet, kehrt die Leserin gerne ein. „Aber dort bin ich Inga Persson leider bisher nicht begegnet“, sagt die Rheinländerin. Nun ging für die 50-Jährige ein Wunsch in Erfüllung – sie bekam endlich ein Autogramm von ihrer Lieblingsautorin. Inga Persson enttäuschte ihre Fans nicht und servierte gekonnt Filetstückchen ihrer Ammersee-Krimis und – ganz aktuell – auch eine hinreißende Szene aus ihrem neuen Krimi „Tod am Staffelsee“.
Jedes Buch von Inga Persson hat ein ernst gemeintes Metathema
Doch vorab ging es die Autorin erst einmal frontal mit dem Einstiegskapitel aus „Hundling“ (2021) an: „Ich bringe ihn um“, sagt da die innere Stimme der Protagonistin, die dabei an ihren Ehemann denkt. „Und das Letzte, das wirklich Allerletzte, was er sieht, bevor er sein kleines Scheißleben aushaucht, das bin ich“. Ihr Anliegen sei nie der erhobene Zeigefinger, sondern immer die Unterhaltung, erklärte Inga Persson, nach einer eindringlichen Textpassage, im Gespräch mit dem Publikum. Allerdings habe jedes ihrer Bücher, neben dem Humor, auch ein durchaus ernst gemeintes Metathema. In diesem Fall sei es psychische Gewalt, zum Beispiel in der Ehe, am Arbeitsplatz, in der Politik oder im öffentlichen Raum, und natürlich gehe es im „Hundling“ auch um ein typisches Ammersee-Thema, nämlich um eine Mückenplage.
Dieses Mal geht es bei Inga Persson um Abgründe im paradiesischen Murnau
„Irgendwas ist anders. Und zwar vollkommen anders als sonst“, stellt Kommissar Lenz Meisinger im „Ammersee Clan“ (2023) auf dem Weg in sein Weilheimer Büro fest. Kein Wunder, denn dort wird gerade eine Überwachungssoftware nach amerikanischen Vorbild installiert. „Zielcop“ soll der Kripo, sehr zum Missfallen von Lenz, bei der zielorientierten Ermittlungsarbeit helfen. Als ein Jugendlicher tot im See gefunden wird, nimmt die Geschichte, die von den Abgründen der oberbayerischen Idylle, von Drogenfarmen und Kartellen erzählt, ihren Lauf. Eine rasante Jagd nach Drogenbossen und korrupten Politikern beginnt. Und, wie Inga Persson nach dem Lesen einer spannenden Textsequenz nochmals betont, sei in „Tod am Staffelsee“ die künstliche Intelligenz, insbesondere in der Polizeiarbeit, der thematische Überbau.
Und last not least las Persson aus ihrem neuen Buch, das gerade erschienen ist. Die Besonderheit: eine neue Location, nämlich Murnau, der Staffelsee und neue Helden. Ihr Verlagspartner, der emons Verlag aus Köln, hatte sich zur Abwechslung eine Wintergeschichte gewünscht und „ich hatte Lust auf eine Lovestory“, betonte Persson. Und schon befanden sich die Zuhörer in einer mitreißenden und lustigen Szene auf dem idyllischen Murnauer Weihnachtsmarkt, wo der Kriminalkommissar Andreas Kienlechner bei reichlich Glühwein mit der Protagonistin, der Hamburgerin Anna Sieveking, und deren Freundin Ester flirtet. Dabei führt er die beiden mit den Worten „Hinter den Geranien wohnt das Grauen“, in die Murnauer Gesellschaft ein. Da ist der reiche Erbe in Trachtenhut und Janker – Vater tot, Mutter im Pflegeheim und Hund erschossen – der seinen malerischen Gutshof vor idyllischer Bergkulisse meistbietend verscherbelt hat. Und die reiche Blondine vom Nebentisch, gegen die wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird, der Immobilienmakler, der die Stromleitung seiner Nachbarn anzapft, oder die Ehefrau, die ihren dementen Mann in die geschlossene Psychiatrie abgeschoben hat.
Zum Inhalt: Eine romantische Hochzeit im tief verschneiten Murnau, davon hat Anna schon immer geträumt. Doch bevor sie Hotelerbe Christian Eggers das Jawort geben kann, wird der Trauzeuge tot im Pool aufgefunden – ermordet? Anna steht unter Schock: Galt der Anschlag ihrem Zukünftigen, wie die Polizei vermutet? Und wenn ja, warum? Anna muss erkennen, dass das angebliche Winterparadies ihres Verlobten eine einzige Lüge ist, die immer größere Abgründe offenbart.
Der nächste Fall für Carola Witt und Lenz Meisinger kommt im Juli 2025 auf den Tisch
Und kaum liegt der „Tod am Staffelsee“ druckfrisch vor, hat Inga Persson schon den nächsten Fall auf dem Schreibtisch: Im Juli 2025 soll wieder ein Ammersee-Krimi mit dem bekannten Ermittlerpaar Carola Witt und Lenz Meisinger erscheinen. In der Metaebene möchte sich die Autorin darin mit dem Spannungsfeld Transparenz und Vertuschung auseinandersetzen. Dann könnte es um kommunalpolitische Themen gehen, die vor der oberbayerischen Kulisse für Schlagzeilen sorgen.
Inga Persson, Tod am Staffelsee, ISBN 978-3-7408-2134-0, Erscheinungsdatum: 17. Oktober 2024 im emons Verlag
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