Zum 90. Todestag des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsam findet in der Freien Kunstanstalt in Dießen am Freitag, 8. November, eine szenische Lesung statt. Ab 19.30 Uhr gibt es Texte von Zenzl und Erich Mühsam und eine multimediale Präsentation von Fotografien, Musik und Dokumenten. Die szenische Lesung findet nicht ganz zufällig am 8. November statt, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, denn Erich Mühsam wurde von den Nazis auch als Jude verfolgt und ermordet.
Sie waren ein starkes Paar. Tief verbunden in ihrer Liebe und in der Liebe zur Kunst. Aber auch in ihrem unbeugsamen Widerstandsgeist als AnarchistInnen und libertäre KommunistInnen im gemeinsamen Einsatz für eine bessere Welt. Die szenische Lesung „Doch, ob sie mich erschlügen: sich fügen, heißt lügen!“ beleuchtet die beeindruckenden Biografien von Zenzl und Erich Mühsam, sein literarisches Werk, den gemeinsamen Kampf gegen Krieg und für die Münchner Räterevolution, ihren Einsatz für politische Gefangene und ihren unermüdlichen Widerstand gegen den stärker werdenden Faschismus. Bis zur Ermordung von Erich Mühsam am 10. Juli 1934 im KZ-Oranienburg.
Ausgewählte Texte und Gedichte von Erich Mühsam und Erinnerungen von Zenzl Mühsam werden begleitet von Fotografien und Dokumenten
Die szenische Inszenierung in der freien Kunstanstalt in Dießen präsentiert ausgewählte Gedichte und Texte von Erich Mühsam sowie Briefe, Erinnerungen, Berichte und Passagen aus den Tagebüchern von Zenzl Mühsam. Sie wird begleitet von Fotografien, zeithistorischen Dokumenten und Porträts der beiden und ihrer künstlerischen und politischen Weggefährten und -gefährtinnen. Dazu Lieder von Konstantin Wecker mit vertonten Gedichten von Erich Mühsam.
In der Veranstaltung werden auch Leerstellen der Geschichtsschreibung beleuchtet. So wird aus feministischer Perspektive die wichtige Rolle von Zenzl Mühsam als politische Aktivistin gewürdigt: Während der Revolutionszeit in München und nach ihrer Flucht 1934 vor der Gestapo über Prag nach Moskau sowie ihrer Verhaftung in der Sowjetunion, der fast 20 Jahre Verbannung und stalinistische Straflager folgten. Ihrem Widerstandsgeist gegen Faschismus und Stalinismus ist es zu verdanken, dass das Werk von Erich Mühsam Verfolgung und Krieg überlebt hat.
Kreszentia (Zenzl) Elfinger (27. Juli 1884 – 10. März 1962) war das fünfte Kind der Gastwirte und Hopfenbauern Creszentia und Augustin Elfinger Haslach bei Au in der Hallertau. Zenzl und Erich heirateten am 15. September 1915 in München. Erich Mühsam (6. April 1878 – 10. Juli 1934) wurde als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren und wuchs mit zwei Schwestern und einem Bruder in Lübeck auf, wo sein Vater als Apotheker arbeitete.
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