Richard Oberle aus Dießen und sein italienischer Kollege Fiorenzo Dioni haben es geschafft: Sie sind am Dienstag auf der Insel Malta den Europäischen Erfinderpreis 2024 in der Kategorie Industrie ausgezeichnet worden.
„Das ist absolut wahnsinnig“, freute sich Oberle am Tag nach dem Festakt in einem historischen Gebäude in Malta, als ihn unsere Redaktion auf der Mittelmeerinsel telefonisch erreichte. Dort will der 85-jährige Dießener mit seiner Frau bis Sonntag noch einige Tage dranhängen, um Malta noch weiter zu erkunden.
Die Erfindung von Richard Oberle und Fiorenzo Dioni revolutioniert die Automobilproduktion
Die Nachricht, dass der Erfinderpreis nach einer Publikumsabstimmung an Dioni und Oberle gegangen ist, hatte zuvor das Europäische Patentamt (EPA) bekannt gegeben. „Ihre Pionierleistungen in diesem Bereich haben zur Entwicklung der Giga Press, der größten Druckgussmaschine der Welt, geführt. In Kombination mit einem 5S-Einspritzsystem produziert sie Teile für Elektrofahrzeuge in einem größeren Maßstab und mit weniger Komponenten – eine wahre Revolution für den Bau von Elektrofahrzeugen. Diese Technologie reduziert nicht nur Abfall, sondern auch den Energieverbrauch“, erklärt das EPA die Bedeutung dieser Innovation. Neben der Giga Press auf Platz eins waren auch der isländische Erfinder G. Fertram Sigurjonsson mit seinem Team für ihr Wundheilungsverfahren mittels Fischhaut sowie das schwedische Duo Ulf Landegren und Simon Fredriksson mit ihren bahnbrechenden Assays zur Proteinerkennung für die Diagnose von Krankheiten Finalisten in der Kategorie „Industrie“. „Die Giga Press revolutioniert die Automobilindustrie und wird die Druckguss-Technologie grundlegend verändern“, sagt Dioni, „dieses Projekt wird der gesamten Automobilindustrie künftig große Vorteile bringen: weniger Investitionen, höhere Energieeinsparungen und auch große Ersparnisse für den Endverbraucher. Und das bezieht sich nicht nur auf Elektrofahrzeuge, sondern auf die gesamte Automobilwelt.“
Richard Oberle ist Experte für Hydrauliksysteme
„Wir haben etwas weltweit Einzigartiges erfunden. Bei Idra ist Forschung für uns das oberste Gebot. Immer“, fügt Oberle hinzu. „Diese Innovation ist gerade in der Elektroauto-Ära besonders wichtig. Ich habe mein ganzes Leben mit der Entwicklung von Hydrauliksystemen verbracht, und es war eine große Genugtuung, zuerst die 5S und dann die Giga Press zu entwickeln. Mit meiner umfangreichen Erfahrung in diesem Bereich hätte ich mir zu Beginn meiner Karriere nie vorstellen können, einen solch innovativen Meilenstein zu erreichen, der die Welt des Druckgusses verändern würde.“ Die Firma Idra ist ein Maschinenbauunternehmen im norditalienischen Brescia, in dem Oberle bereits in den 1970er-Jahren arbeitete und 2016 wieder als Berater tätig wurde. Fiorenzo Dioni ist bei Idra seit 2016 als leitender Ingenieur für die Entwicklung der Giga Press verantwortlich.
Der 2006 ins Leben gerufene Europäische Erfinderpreis ist laut EPA einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury aus früheren Finalistinnen und Finalisten ausgewählt. Gemeinsam beurteilen sie, welchen Beitrag die Vorschläge hinsichtlich technischen Fortschritts, sozialer und nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand leisten.
Der Preis ist undotiert, die Gewinner bekommen lediglich die Kosten für die Teilnahme an der Verleihung erstattet und erhalten eine Urkunde und eine Trophäe, berichtet Richard Oberle. In diesem Jahr hat sie die Form eines Segels. Das Segel steht auch heute noch für Vorwärtsdrang und Entdeckergeist. Sie wurde in 3D gedruckt und spiegelt Maltas ikonischen Kalkstein wider.
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