Gerüchte, die Poststelle im Dießener Bahnhof werde geschlossen, gab es in den letzten Monaten des Öfteren. Auch jetzt kursiert in der Marktgemeinde, dass Falah Kudeida, der Betreiber von Kiosk und Postfiliale, aufhören will. Auf Nachfrage teilt er mit, dass er seinen Untermietvertrag mit der Deutschen Post zum 31. Mai 2025 gekündigt hat. Es bleibt also ein gutes halbes Jahr Zeit für die Post, einen Nachfolger zu finden.
Falah Kudeida ist der zweite Postagentur-Betreiber in Dießen, der aus finanziellen Gründen seinen Vertrag gekündigt hat
Im Juli 2023 hat Falah Kudeida die Poststelle samt Kiosk eröffnet und schon im September des gleichen Jahres gab es erstmals Gerüchte, er würde sein Geschäft wieder schließen. Dabei hatte Kudeida gerade erst einen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Post abgeschlossen und im Oktober 2023 eine Lotto-Annahmestelle in den Räumlichkeiten, die der Marktgemeinde Dießen gehören, eröffnet.
Jetzt aber hat Kudeida die Reißleine gezogen und seinen Untermietvertrag mit der Deutschen Post zum 31. Mai 2025 gekündigt. „Die Poststelle rentiert sich für mich nicht“, gibt der Unternehmer als Grund für seine Entscheidung an. Alle Gespräche mit den Verantwortlichen bei der Post hätten keine Lösung für sein Problem ergeben. „Mir wurde ganz deutlich gesagt, dass ich nicht mit einer höheren Vergütung rechnen kann. Für mich bedeutet das, ich kann meinen Mitarbeitern auch keine höheren Löhne zahlen.“
Falah Kudeida schließt Ende Mai 2025 nicht nur die Poststelle, sondern auch den Kiosk und die Lotto-Annahmestelle. Ob es danach wieder eine Durststrecke, insbesondere für Postkunden, gibt, wird sich zeigen. Daniel Melzer, der Vorgänger Kudeidas, hatte seinen Pachtvertrag als Subunternehmer der Deutschen Post aus den gleichen Gründen gekündigt wie der jetzige Betreiber. Nach acht Jahren habe sich die Poststelle nicht mehr gelohnt, die Marge sein zu gering, sagte Melzer damals.
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf die Nachricht, dass die Postfiliale samt Kiosk schließt, zeigen die Betroffenheit der Dießenerinnen und Dießener. „Wirklich sehr schade“, hieß es da durchgehend und dass die Kundschaft das Team um Falah Kudeida als sehr freundlich und kompetent empfunden habe und man hoffe, dass Kudeida wenigstens schadlos aus dem Vertrag aussteigen könne.
Auf Nachfrage bei der Deutschen Post erhielt unsere Redaktion die Information, dass es in Dießen auf jeden Fall wieder eine Postfiliale geben soll. „Wir favorisieren wieder eine Lösung mit einem Kooperationspartner, etwa Einzelhändler.“ Gleichzeitig räumt die Deutsche Post ein, dass die Einrichtung von Postfilialen insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig ausgeprägter Einzelhandels-Infrastruktur sehr herausfordernd sei und man immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern rechnen müsse. „Dennoch ziehen wir uns nicht zurück“, heißt es in der Stellungnahme. Zumal es auch zahlreiche Partner gebe, die schon sehr lange erfolgreich mit der Deutschen Post kooperierten.
Bei den Filialen, Paketshops und Verkaufspunkten arbeiten die Deutsche Post und DHL bereits seit Mitte der 1990er-Jahren mit Partnern vorwiegend aus dem Einzelhandel, mit Schreibwarenläden oder Lebensmittelhändlern zusammen. Das bringe „spürbare Serviceverbesserungen für die Kunden, wie eine deutliche Erweiterung der Öffnungszeiten von früher noch durchschnittlich 18 Wochenstunden im Jahr 1990 auf heute rund 55 Wochenstunden“ mit sich. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Anzahl der Verkaufsstellen und Paketannahmepunkte mehr als verdoppelt.
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