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Dießen, München: Bayerische Staatsmedaille für Wolfgang Hug aus Dießen

Dießen, München

Bayerische Staatsmedaille für Wolfgang Hug aus Dießen

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    Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber zeichnete den Dießener Wolfgang Hug aus.
    Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber zeichnete den Dießener Wolfgang Hug aus. Foto: Ester Wagner

    Sie haben die Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste für Umwelt und Verbrauchersicherheit erhalten. Worin bestehen Ihre besonderen Verdienste?
    WOLFGANG HUG: Ich habe von Januar 2017 bis Ende September 2024 das WWF-Bayern Büro geleitet. Im Rahmen dieser Arbeit haben Sigrun Lange und ich uns für frei fließende Alpenflüsse und Flüsse in Bayern eingesetzt. Im Fokus stand insbesondere der Rückbau von obsoleten Querbauwerken in Flüssen. Der Rückbau von Stauwehre oder veralteten Kleinwasserkraftwerke dient insbesondere der Durchgängigkeit der Flüsse und damit der Förderung der Artenvielfalt. Aquatische Lebewesen und speziell Fische können dadurch wieder migrieren und für die Fortpflanzung wichtige Lebensräume erreichen. Wir haben mit dem Weilheimer WWF-Büro und vielen Akteuren auch unterschiedlichste Events durchgeführt, welche zum Bewusstsein für die Bedeutung und den ökologischen Wert der Alpenflüsse. Die Auszeichnung erhalte ich gemeinsam mit meiner ehemaligen Mitarbeiterin und Kollegin Sigrun Lange.

    Welche Verbesserungen für unsere Alpenflusslandschaften in Bayern konnten Sie als Leiter des Weilheimer WWF-Büros „Wildflüsse und Alpen“ konkret erreichen?
    HUG: Ich habe dreieinhalb Jahre das in Deutschland bisher größte Hotpot-Projekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“ geleitet. In diesem Projekt wurden mit dem Bezirk Oberbayern sowie den Landkreisen Garmisch-Partenkirhchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Starnberg, insgesamt 18 Projektpartner, rund 68 Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt umgesetzt. Maßnahmen waren unter anderem Renaturierungsmaßnahmen für Bereiche an den Flüssen Isar, Loisach, Ammer und Lech sowie Wiederansiedlungen von Wildflussarten (insbesondere Pflanzen, Fische und Vögel). Meine Aufgabe bestand vornehmlich in der Gesamtkoordination.

    Wie sind Sie als Schweizer, der vorher im Kanton Jura als Direktor der Abteilung für Archäologie und Paläontologie des Amts für Kultur gearbeitet hatte, zum WWF nach Weilheim gekommen?
    WOLFGANG HUG: In den 16 Jahren war ich für die Gesamtkoordination der damals größten paläontologischen Forschungseinrichtung in der Schweiz zuständig. Hierbei ging es darum die verschiedenen Unterabteilungen zu koordinieren. Nachdem die Feldforschung beendet war und die Wissenschaftler die Resultate veröffentlicht hatten, lief der Hauptauftrag der Abteilung langsam aus und ich suchte nach einer neuen Herausforderung. Die Stelle der WWF Deutschland, mit der Leitung des Bayern Büros und des Hotspot-Projektes Alpenflusslandschaften erlaubten mir, meine Management-und Kommunikationsfähigkeiten zu nutzen und wieder im deutschen Sprachraum tätig zu sein.

    Der wohl am meisten verbaute Alpenfluss in Bayern ist der Lech, nur wenige Kilometer von Ihrem Wohnort in Dießen entfernt. Wie beurteilen Sie dessen Zustand?
    WOLFGANG HUG: Der Lech ist auf deutscher Seite bis nach Augsburg eigentlich kein Fluss mehr. Er besteht mit der Ausnahme der Litzauer Schleife und wenigen, etwas schneller fließenden Abschnitten nur noch aus Staustufen. Der Lech ist also eine Aneinanderreihung von Seen. Ein Fluss braucht Dynamik und eine Fließgewässerstruktur. Er transportiert Geschiebe, vom groben Geröll bis zum feinen Sand, erodiert Uferbereiche, Sandbänke und Inseln, bildet immer wieder neue Strukturen und damit Lebensräume für viele angepasste Arten. Im Lech auf deutscher Seite ist davon nicht mehr viel zu sehen. Die Staustufen verschlammen und füllen sich immer mehr mit Sedimenten. Die flusstypische Artenvielfalt ist stark reduziert oder gänzlich verschwunden. Glücklicherweise bemühen sich auch heute noch viele Naturschutzverbände darum, dem Lech mit Renaturierungsmaßnahmen und dem Einfordern von Fischauf- und Abstiegshilfen, zumindest eine gewisse Durchgängigkeit und natürlich wiederzugeben.

    Zur Person

    Bis Anfang Oktober war der in Bern geborene Wolfgang Alexander Hug bei WWF Deutschland tätig. Jetzt baut sich der in Dießen lebende Doktor der Geologie, der sich unter anderem im Bereich Sedimentologie und Klimatologie spezialisiert hat, ein eigenes Unternehmen auf. Seinen Fokus richtet der 56-Jährige dabei auf Moderation, Coaching, Beratung und Evaluation von Naturschutzprojekten oder Vortragsreihen. Themen wie Flusslandschaften, Klimakrise, Biodiversitätskrise und die daraus entstehenden Herausforderungen für den Menschen stehen in seinem Fokus. Wer sich also für eines dieser Themen interessiert, kann den Träger der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste für Umwelt und Verbrauchersicherheit unter der E-Mail-Adresse Wolfgang.Hug@gmx.net kontaktieren.

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