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Dießen: Jetzt red i in Dießen: Heiße Debatte um die Erdgasbohrung in Reichling

Dießen

Jetzt red i in Dießen: Heiße Debatte um die Erdgasbohrung in Reichling

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    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und  Lisa Badum (Obfrau der Grünen im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie) diskutierten mit Bürgerinnen und Bürgern bei der „jetzt red i“ des Bayerischen Fernsehens. Die Live-Sendung aus Dießen moderierte Tilmann Schöberl (rechts neben Aiwanger).
    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Lisa Badum (Obfrau der Grünen im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie) diskutierten mit Bürgerinnen und Bürgern bei der „jetzt red i“ des Bayerischen Fernsehens. Die Live-Sendung aus Dießen moderierte Tilmann Schöberl (rechts neben Aiwanger). Foto: Thorsten Jordan

    In der Corona-Zeit war die Halle 4 der Carl-Orff-Schule in Dießen Sitzungssaal des Dießener Gemeinderats. Weit auseinander sitzend und im Winter gut durchlüftet wurde damals Politik gemacht. Jetzt war die Halle 4 wieder ein Ort der politischen Auseinandersetzung. Bei der am Mittwochabend ausgestrahlten Live-Sendung des Fernsehklassikers „jetzt red i“ ging es um die geplante Erdgas-Bohrung in Reichling. Und unter den Scheinwerfern war es alles andere als kalt und zugig, sondern ziemlich heiß. Neben zahlreichen Gästen vor allem aus Reichling und Dießen lieferten sich Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Grüne) eine lebhafte Diskussion.

    Besonders erwähnt wurde aber gleich zu Beginn einer, der nicht im Raum war: der Reichlinger Bürgermeister Johannes Hintersberger. Er hatte im Vorfeld erklärt, aufgrund der seiner Meinung nach einseitigen medialen Berichterstattung nicht in die Sendung kommen zu wollen. Das Bayerische Fernsehen wies die Kritik zurück. „Gerne hätte die Redaktion Bürgermeister Hintersberger die Gelegenheit gegeben, seine Sichtweise zu dem Thema in der Sendung darzulegen. Doch Herr Hintersberger hat in den letzten zehn Tagen alle Kontaktversuche der Redaktion ignoriert und sich dazu entschlossen, die Sendung, wie er es ausdrückt, ,zu boykottieren‘”, hieß es aus dem Sender.

    Erdgas in Reichling: Der Diskurs verläuft auf zwei Ebenen

    Aber auch ohne Hintersberger gelang es in der 60-minütigen Sendung, die Tilmann Schöberl und Franziska Eder moderierten, alle wesentlichen Aspekte dieses Themas zu vermitteln. Die Debatte auch in der Sendung läuft auf zwei Ebenen: Da ist zum einen vor Ort die Sorge um eine Verschmutzung des Trinkwassers durch die Bohrung und etwaige Umweltschäden und die Kritik, dass Reichling und die Region aus dem Projekt keinen Nutzen ziehen würden.

    Für die Bürgerinitiative, die sich gegen die Erdgasbohrung in Reichling wendet, sprachen (von links) Mitte Tanja Spindler-Kratzl, Rainer Christl und Ute Steininger.
    Für die Bürgerinitiative, die sich gegen die Erdgasbohrung in Reichling wendet, sprachen (von links) Mitte Tanja Spindler-Kratzl, Rainer Christl und Ute Steininger. Foto: Thorsten Jordan

    Zum anderen ging es allgemein um die Klima- und Energiepolitik. So warb die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum für regenerative Energien wie die Nutzung der im Ammerseewasser gespeicherten Wärme. Erdgasförderungen müssten hingegen vom Freistaat Bayern mit einer Förderabgabe belegt werden. Peter Ostermeier, vor mehr als 20 Jahren in der Dießener Agenda 21 aktiv, sprach davon, dass Wind und Sonne so viele Möglichkeiten zur Energieerzeugung böten und die Nutzung der Wärme von einem Grad des Ammersee-Wassers so viel Energie bringen würde wie das im Raum Reichling vermutete Erdgas.

    Fracking-Gas oder Gas aus Reichling?

    Andererseits erinnerte gleich zu Beginn der Dießener Gemeinderat Michael Hofmann (Bayernpartei) daran, dass in Dießen großteils mit Erdgas geheizt werde. Und es sei „unanständig“, dafür US-amerikanisches Fracking-Gas zu verwenden, weil man „sich zu schön sei, das eigene Gas“ zu nutzen.

    So argumentierte auch Wirtschaftsminister Aiwanger. Badums Kritik an der Genehmigung der Versuchsbohrung im „Schnellverfahren“ (dieses beanspruchte mehr als zwei Jahre) konterte er mit dem Hinweis auf das Bundesberggesetz. Wenn, so Aiwanger, dann müsste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Gesetz ändern, um Erdgasbohrungen in Deutschland zu verbieten. Eine Gefahr fürs Trinkwasser könne er nicht erkennen: Die Erdgasbohrung in Reichling nutze ein bestehendes, einen Kilometer tiefes 40 Jahre altes Bohrloch, das mit Beton und Stahl ausgekleidet sei. Nach der Logik der Gegner des Vorhabens dürfte man auch keine Geothermiebohrungen vornehmen, so Aiwanger.

    Daniel Jürgensen erläuterte als Geschäftsführer der Firma MRH aus Mülheim an der Ruhr das gemeinsam mit der Firma Genexco geplante Erdgasprojekt in Reichling.
    Daniel Jürgensen erläuterte als Geschäftsführer der Firma MRH aus Mülheim an der Ruhr das gemeinsam mit der Firma Genexco geplante Erdgasprojekt in Reichling. Foto: Thorsten Jordan

    Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Unternehmens MRH aus Mülheim an der Ruhr, Daniel Jürgensen, das an dem Erdgas-Projekt mitwirkt. Es werde keine Berührung mit dem Grundwasser geben.

    Für Hubert Aiwanger und Lisa Badum geht es nach der Sendung noch weiter

    Während für das „jetzt red i“-Team nach genau einer Stunde die Arbeit weitgehend getan war, ging im Foyer der Schule die Debatte noch eine Dreiviertelstunde weiter. Während dieser „After Hour“ stellte sich Wirtschaftsminister Aiwanger weiteren Fragen von Vertretern der Reichlinger Bürgerinitiative, wobei es auch um die Energiepolitik im Allgemeinen ging. Aiwanger machte dabei deutlich, dass insbesondere auch für die Industrie Energie bezahlbar bleiben müsse.

    Noch etwas weiter gespannt waren die Themen, die an Lisa Badum herangetragen wurden: Da kamen dann auch die Migration oder die Frage auf den Tisch, warum die Förderung von E-Autos ausgelaufen sei.

    Was Grünen-Gemeinderätin Miriam Anton von Hubert Aiwanger will

    Heiter verlief zum Schluss die Begegnung Aiwangers mit der Dießener Grünen-Gemeinderätin Miriam Anton. Sie überreichte dem Minister ein Buch und wollte ein Selfie mit Aiwanger haben, bei dem er das Buch vor die Handy-Kamera hält. Den Fotowunsch erfüllte er zwar, das Buch hielt er aber hinter Antons Rücken. Denn dessen Titel lautete nicht etwa „Männer, die die Welt verändern“, wie Aiwanger zunächst meinte gesehen zu haben, sondern „Männer, die die Welt verheizen“.

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