Schon seit Wochen hängen Dießen-weit in etlichen Geschäften Aushänge für eine ungewöhnliche Veranstaltung: „Ammersee Actors - Der Film“ und seine Premiere am Wochenende in der „Kinowelt Dießen“ sind darauf angekündigt. Zwar kennt man die „Actors“ unter der Leitung von Regisseur und Schauspieler Chris Filser seit 2017, mit ihrem Debüt-Stück „Tschurangrati“ wurden sie ein Begriff in der Ammersee-Region. Aber bekannt als Theater-Mimen, nicht als Mitstreiter gleich eines leinwandfüllenden Films.
Der Andrang ist entsprechend groß am Freitag, die Vorstellung mit gut 100 Besuchern längst ausverkauft. Bereits ab 17 Uhr tummeln sich die ersten Gäste an der Kasse des Lichtspielhauses, kaufen ihre Eintrittskarte und decken sich mit Popcorn, Eiscreme oder wahlweise kalten Getränken ein. Mittendrin die Schauspieler des Spektakels, irgendwo zwischen nervös und souverän. Stephanie Scherer etwa ist im mondänen Glitzerkleid zu bestaunen.
Michael Sibert im eleganten Anzug. Und Tausendsassa „Chrisse“, der Zampano des Geschehens, hat sich in eine Art Hofstaat-Garderobe gequetscht. Nicht zu vergessen: Mentor Hanns Christian Müller (HCM), der extra aus seinem Domizil in Breitenbrunn angereist ist. Er zeigt sich zuständig für nahezu sämtliche im Anschluss gezeigten Sketche, die er teilweise vor 40 Jahren für seinen Auftraggeber, das bayerische Comedian-Urgestein Gerhard Polt, verfasst hatte. Die „Actors“ ließen es sich nicht nehmen, die teilweise hinterfotzigen, rustikalen Miniatur-Episoden in ein modernes Gewand zu stecken. Wobei angeschnittene Themen wie Intoleranz gegen Ausländer, Vereinsamung in der Gesellschaft oder Klimakatastrophen einst aktuell waren und es bis heute sind.
Auch Hanns Christian Müller, der Mentor von Chris Filser und den Ammersee Actors, kommt zur Premiere nach Dießen
Gegen Viertel nach Sechs marschieren die Amateur-Mimen einem kunterbunten Haufen losgelassener Gladiatoren gleich in den Kino-Vorführraum ein, allen voran Maestro Filser, der wie ein durchgeknallter Zeremonienmeister wirkt und ein Dauer-Grinsen auf den Lippen spazieren trägt. Am Ende des Zuges findet man HCM, eine riesige Tüte Popcorn in der Hand, auch welcher sich eifrig bedient wird. Überraschungsgast zumindest für Filser ist Gemeinderat Volker Bippus, plus der Autor dieser Zeilen, um ein paar einleitende Sätze zum besseren Verständnis des Streifens ans neugierige Publikum verlauten zu lassen.
Nachdem der Regisseur einige warme Worte des Danks fürs Kommen an die Gäste gerichtet hat, landet das Mikro in meiner zitternden Rechten, in der Linken einen Spickzettel, auf welchen die Augen nicht einen Moment lang gerichtet werden. Stattdessen wird von mir erklärt, dass Steven Spielberg unbedingt von Hollywood nach Dießen kommen wollte, aber leider seinen Flieger verpasst hat. Ebenfalls Schauspieler George Clooney, der für die Rolle des Chris Filser in der US-Version des Films „Ammersee Actors“ gehandelt wird. Charmante Räuberpistolen eben, die dem teilweise anarchischen Humor des Streifens kaum nachstehen.
„Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück – es kommt nicht darauf an, wie lange es ist, sondern wie bunt!“
Danach wird gebeten, dass man sich Volker Bippus mit zierlicher Figur und langen blonden Haaren vorstellen möchte. Denn tatsächlich war Bürgermeisterin Sandra Perzul für die Rolle der Laudatorin vorgesehen, doch sie meldete sich kurzzeitig erkrankt. Bippus trägt ihre Grußworte vom Blatt abgelesen vor. Huldvolle Worte fallen darin, sogar der Philosoph Seneca wird zitiert, der einst gesagt hat: „Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück – es kommt nicht darauf an, wie lange es ist, sondern wie bunt!“
Woraufhin der Gemeinderat umständlich in seine Jackentasche greift, aus welcher schließlich eine Mini-Statue hervor gefummelt wird. Bippus sagt mit breitem Grinsen, als er das Figürchen dem völlig verdatterten Filser in die Hand drückt: „Zu einem Oscar hat es dieses Mal noch nicht gereicht. Dafür gibt es einen Diez.“ Das Wahrzeichen von Dießen also, der Mann mit dem goldenen Fisch, in klein. Der Anfang für eine erstaunliche Karriere als Filmschaffender ist gemacht.
Im Anschluss heißt es „Film ab!“ für das „Ammersee Actors“-Debüt. Knapp 90 Minuten lang darf schallend gelacht werden, auch wenn einem gelegentlich das Lachen im Hals stecken bleibt. Nach frenetischem Schluss-Applaus und beim Rausgehen zeigt das Publikum sich einig - ein gelungener Abend ist vollbracht, der in einer der Kneipen aus der Nachbarschaft gebührend begossen werden muss. Es wird eine lange, feucht-fröhliche Nacht…
Weitere Vorführungstermine: Der Film wird im „Unterbräu un Dießen“ noch dreimal zu sehen sein. Und zwar am Sonntag, 23. März, Freitag 28. März und Freitag, 4. April, jeweils ab 19.30 Uhr, Einlass ist bereits ab 18 Uhr. Karten-Reservierung ist möglich per Telefon oder Whatsapp-Nachricht unter 08807/89 76.
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