Startseite
Icon Pfeil nach unten
Ammersee
Icon Pfeil nach unten

Dießen: Dritter Starkregen binnen zwölf Tagen sorgt für Überflutungen

Dießen

Dritter Starkregen in Dießen binnen zwölf Tagen sorgt für Überflutungen

    • |
    • |
    Der verstopfte Rechen am Auslauf des Mühlstraßenkanals in den Ammersee hat bei dem Sturzregen am Sonntagnachmittag in Dießen für einen Rückstau und Überflutungen gesorgt.
    Der verstopfte Rechen am Auslauf des Mühlstraßenkanals in den Ammersee hat bei dem Sturzregen am Sonntagnachmittag in Dießen für einen Rückstau und Überflutungen gesorgt. Foto: Gerald Modlinger

    Zum dritten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen hat am Sonntag kurzzeitiger Starkregen in Dießen für etliche Überschwemmungen und jetzt in der Folge 60 Feuerwehreinsätze gesorgt. Wie Kommandant Florian König am Montagmorgen berichtete, wurden Straßen und Keller überflutet. In der Fischerei ergoss sich ein breiter Wasserstrom über den Untermüllerplatz und die Mühlstraße. Daraufhin wurde Kritik am Zustand und am Unterhalt des vor zehn Jahren erbauten Kanals laut.

    Wann kommt die große Gewitterfront am Sonntag? Am Vormittag war noch schönstes Wetter, als in den Dießener Seeanlagen die Alphornbläser-Messe gefeiert wurde. Die Antwort auf diese Frage wurde dann ziemlich kurzfristig ab etwa 17 Uhr gegeben. In Dießen schüttete es wie aus Eimern, während ein paar Kilometer weiter etwa in Utting nur ein leichter Regenstreifen durchzog und wiederum auch in Schondorf Wasser durch die Straßen flutete. Private Regenmessungen und die Wetterstation am Dießener Rathaus registrierten rund 70 Liter pro Quadratmeter, die in etwa einer Stunde fielen, während an der amtlichen Wetterstation in Hübschenried knapp fünf Kilometer weiter lediglich 19,6 Liter während des ganzen Tags gemessen wurden.

    Die Uttinger Feuerwehrleute konnten jedenfalls kaum glauben, dass sie als Unterstützung in Dießen gebraucht werden, berichtet der Dießener Kommandant Florian König. Die Uttinger waren ebenso im Einsatz wie die Feuerwehren aus Dettenhofen, Dettenschwang und Riederau. Die 60 Überflutungseinsätze verteilten sich auf 35 unter der Leitung der Dießener und 25 unter der Leitung der St. Georgener Feuerwehr.

    Viele Einlaufschächte sind nach dem Starkregen mit Kies verstopft worden

    Besondere örtliche Schwerpunkte habe es nicht gegeben, so Kommandant König. Im Wesentlichen prägten überflutete Keller und Straßen das Einsatzbild. Unter anderem habe die Feuerwehr zahlreiche durch abgeschwemmten Kies verstopfte Einlaufkästen herausgehoben und gesäubert.

    Kiesspuren wie hier an der Einmündung des Von-Schorn-Wegs in die Von-Eichendorff-Straße ließen auch am Montagmorgen noch die Fluten erahnen, die sich ihren Weg durch Dießen bahnten.
    Kiesspuren wie hier an der Einmündung des Von-Schorn-Wegs in die Von-Eichendorff-Straße ließen auch am Montagmorgen noch die Fluten erahnen, die sich ihren Weg durch Dießen bahnten. Foto: Gerald Modlinger

    Daneben kam es auch im Kanal in der Mühlstraße zu Problemen. Videos zeigen, wie der Untermüllerplatz überflutet ist und Wasser in Häuser zu laufen droht. Anwohner griffen mit Unterstützung eines Fuhrunternehmers zur Selbsthilfe und zogen den Rechen an der Mündung des Kanals in den Ammersee heraus, in dem hängendes Gehölz und anderes Schwemmgut den Ablauf behinderten. Daraufhin entspannte sich die Situation.

    Der Kanal, der 2014/15 im Zuge der Erneuerung der Mühlstraße errichtet wurde, dient dazu, Hochwasser, das im Mühlbach-Gerinne nicht mehr abgeführt werden kann (das ist ab einem zehnjährigen Hochwasser der Fall, weil der Bach nur bis zu einem Kubikmeter pro Sekunde abführen kann), abzuleiten. Der Kanal wurde dabei auf ein 100-jähriges Hochwasser ausgelegt.

    Gibt es Probleme mit dem Kanal und dem Rückhaltebecken in der Mühlstraße?

    „Jetzt ist der Kanal aber schon zum dritten Mal seit dem 10. Juli übergegangen“, beobachtete Martin Brink, der Wirt vom Unterbräu, und er vermutet: „Irgendwas stimmt mit dem Begleitkanal nicht.“ Neben dem Schwemmgut in den Rechen beeinträchtigten angeblich auch nicht mehr funktionierende Schieber, mit denen das Wasser vom Mühlbach in ein Rückhaltebecken unterhalb des Marktplatzes geleitet wird, die Hochwasserentlastung, so sei es ihm jedenfalls erzählt worden. Das Rückhaltebecken sei dem Vernehmen nach zudem lange Zeit nicht mehr gereinigt worden.

    Auch in einem Innenhof auf der südlichen Seite der Herrenstraße ist das Wasser am Sonntag gestanden. In der Fischerei erinnert man auch daran, dass Anlieger beim Bau des untersten Rechens in der Mühlstraße darauf hingewiesen haben, dass dieser regelmäßig kontrolliert und gesäubert werden müsse, weil sonst der Kanal überlaufe.

    Viele Ausflügler verlassen am Sonntagnachmittag fluchtartig den Ammersee

    Bürgermeisterin Sandra Perzul berichtete, dass sie sich nach den drei „Sturzfluten“ innerhalb von weniger als zwei Wochen in diesen Tagen mit dem Leiter des Bauhofs und dem Feuerwehrkommandanten besprechen werde, was getan werden könnte, um solche Probleme zukünftig zu vermeiden. Zu der Kritik am Hochwassermanagement wollte sie am Montagvormittag daher noch nichts sagen. Von Schwierigkeiten mit den Schiebern habe sie bislang nichts gehört, die Überflutung am Sonntag auf dem Untermüllerplatz sei auf den verstopften Rechen zurückzuführen.

    Der Starkregen am Sonntagnachmittag führte auch dazu, dass viele Ausflügler fluchtartig nach Hause aufbrachen. Von Schondorf zur Autobahn ging es nur stockend voran, auf der A96 staute sich der Verkehr von Greifenberg bis Oberpfaffenhofen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden