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Dießen: Darf der Pizza-Lieferdienst im Bahnhof in Dießen bleiben?

Dießen

Darf der Pizza-Lieferdienst im Bahnhof in Dießen bleiben?

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    Soll im Parterre des Dießener Bahnhofs weiterhin ein Essenslieferdienst anässig sein oder dort ein wie immer gearteter sozialer Treffpunkt entstehen? Darüber wird gerade innerhalb des Gemeinderats diskutiert.
    Soll im Parterre des Dießener Bahnhofs weiterhin ein Essenslieferdienst anässig sein oder dort ein wie immer gearteter sozialer Treffpunkt entstehen? Darüber wird gerade innerhalb des Gemeinderats diskutiert. Foto: Gerald Modlinger

    Pizza-Service, Coworking oder was Soziales? Am Montagabend wird im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung in Dießen unter anderem darüber gesprochen, wie es im Parterre des Dießener Bahnhofs weitergehen soll. Denn der vor fünf Jahren geschlossene Pachtvertrag mit einem Essenslieferdienst läuft Ende März aus.

    Die Sache beschäftigt Gemeinderat und Verwaltung schon seit einigen Wochen, wie aus dem unserer Redaktion vorliegenden E-Mail-Verkehr hervorgeht. In Anbetracht des demnächst auslaufenden Mietvertrags hatte es am 14. Oktober ein Gespräch mit dem bisherigen Mieter gegeben und der Gemeinderat wurde über das bevorstehende Vertragsende informiert. Der bisherige Mieter hatte dabei dem Vernehmen nach erklärt, die Räume im Bahnhof weiter für den Pizza-Lieferservice nutzen zu wollen. Zugleich übermittelte Kämmerer Gunther Füßle Anfang November auch ein rund 80-seitiges überarbeitetes Coworking-Konzept eines weiteren Mietinteressenten. Dieses war bereits vor fünf Jahren vorgelegen, war dann aber bei der Vermietung unberücksichtigt geblieben.

    Ein Grüner wittert Geheimnisverrat im Dießener Rathaus

    Sechs Tage später versandte Füßle eine weitere Mail an den Gemeinderat: Der Interessent mit dem Coworking-Konzept habe mitgeteilt, dass es für ihn nicht infrage komme, das Konzept ohne eine persönliche Präsentation zu übersenden. Er könne auch verstehen, wenn die Prioritäten des Gemeinderats so liegen, dass der Pizzalieferdienst gerne im Bahnhof gehalten werden soll.

    Daraufhin witterte Grünen-Gemeinderat Marc Schlüpmann Geheimnisverrat: „Ich bin mal wieder erstaunt: Hier wird eine nicht-öffentliche Information an einen Bewerber herangetragen und diesem sogar ohne Diskussion und Abstimmung im Gemeinderat (nicht-öffentlich) das Ergebnis mitgeteilt.“ Den Vorwurf einer Indiskretion wies Füßle zumindest mit Blick auf die Verwaltung zurück: Der Bewerber habe „vielleicht aus der bis heute nicht erfolgten Neuausschreibung seine eigenen Rückschlüsse“ gezogen.

    Welche weiteren Ideen für den Dießener Bahnhof bestehen

    Am Wochenende meldete sich Gemeinderat Michael Lutzeier (Die Partei) zu Wort. Er ging dabei vor allem die Grünen an, die sich offenbar eine andere Nutzung der Bahnhofsräume vorstellen können, die wiederum die Vorsitzende des Freundeskreises Ammersee-Windermere (FAW), Anni Sander, in einem Schreiben am 12. November gegenüber Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger) angeregt hatte.

    Sie habe sich mit einigen interessierten Dießenern zu diesem Thema ausgetauscht, schreibt Sander: „Dabei war ein Konsens schnell klar: Der Lieferservice, so sehr er von uns, die wir hier aufgewachsen sind, geschätzt wird, ist leider eine klare Fehlbesetzung für den Bahnhof.“ Ideen für eine bessere Nutzung dieses prominenten Gebäudes reichten von einem Intergenerationencafé über ein Klimazentrum (inklusive einer „Library of Things“), einen neuen Platz für das Repair Café, sollte das evangelische Gemeindehaus tatsächlich zu einem Kindergarten werden, und einem Sozial-Café bis hin zu einem Co-Working-Café. Dabei sei allen, mit denen sie gesprochen habe, klar gewesen, dass der Bahnhof als Aushängeschild der Gemeinde und Ort der Begegnung gestaltet werden sollte.

    Michael Lutzeier ist über die Grünen erschüttert und verärgert

    „Gute Ansprache“ lobte Grünen-Gemeinderätin Gabriele Übler die Initiative Sanders. Übler erwähnte auch, sie habe mit dem Kämmerer gesprochen und ihn darüber informiert, dass sich der Inhaber des Pizza-Lieferdienstes am bisherigen Lokal „Al Lago“ in der Fischerei interessiert gezeigt habe und es dort eine Option für ihn gäbe.

    Gemeinderat Michael Lutzeier (das Foto zeigt ihn mit seinem Saxofon in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats 2020) setzt sich für den Pizzaservice im Dießener Bahnhof ein.
    Gemeinderat Michael Lutzeier (das Foto zeigt ihn mit seinem Saxofon in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats 2020) setzt sich für den Pizzaservice im Dießener Bahnhof ein. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivfoto)

    „Empört, erschüttert und verärgert“ zeigte sich daraufhin Michael Lutzeier, denn Üblers Aussage, „,der Inder zeigt sich am Al Logo interessiert‘ ist schlicht falsch“. Der Pächter, „der übrigens kein Inder, sondern Sikh ist und auch einen Namen hat“, wie Lutzeier anmerkt, habe überhaupt kein Interesse, den Bahnhof zu verlassen, und Lutzeier schreibt weiter: „Es seien aber diese Woche schon zwei Leute (Grüne?, Dießener Bürger?, Üb(l)erzeugte? da gewesen, die im Brustton davon sprachen, dass er hier ‚raus muss‘“.

    Ist der Pizza-Service der beste Pächter für den Bahnhof?

    „Diese seit Jahren andauernde, man muss sagen Hetze, nur weil das Konzept Lieferdienst nicht in den Kram passt, muss umgehend aufhören“, fordert Lutzeier. Der ehemalige Wartesaal (in diesem war auch mal ein Restaurant angedacht, das aber vom derzeitigen Pächter nie verwirklicht wurde) würde ja demnächst anderweitig zur Verfügung stehen. Ein Kompromiss könnte sein, dort die Ammersee-Historiker zusammen mit der Tourist-Info etwas Touristisches machen zu lassen. Er halte den Pizza-Service für den besten Pächter am Bahnhof, „und klar besser, weil häufiger besucht, als ein Klima-, Coworking-, Sozial- oder Begegnungs-Café“.

    Die Bürgermeisterin sieht auch die Notwendigkeit, Miete einzunehmen

    Bürgermeisterin Perzul sprach gegenüber unserer Redaktion auch davon, dass in die Überlegungen auch die neue Situation bei der Post einfließen und nach Möglichkeit geklärt werden müsse, wie die Deutsche Post in Dießen weitermachen will. Allgemein hält sie mit Blick auf Bewirtschaftung und Unterhalt des Bahnhofs auch fest, „als Gemeinde brauche ich auch Mieter, die Geld mitbringen, der Bahnhof soll zwar belebt sein, muss aber auch die Unkosten decken“.

    Mit Blick auf den Wunsch nach Räumen für Begegnungen und soziale Nutzungen verweist Perzul darauf, dass der Markt Dießen das ehemalige Carl-Orff-Museum in der Hofmark für zwei Jahre angemietet habe. Die Räume seien aber auf weniger Interesse gestoßen als erwartet. Des Weiteren habe die Kommune bislang auch keinen Mieter für ihre Räume in der Mühlstraße 4-6 gefunden, die in früheren Jahrzehnten als Tourismusbüro genutzt worden waren.

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