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Dießen: Big-Band-Klänge füllen den Benefiz-Geldbeutel für die Dießener Wasserwacht

Dießen

Big-Band-Klänge füllen den Benefiz-Geldbeutel für die Dießener Wasserwacht

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    Die Stimme von Olya ('Olga') Lukachova brachte höchste Jazz-Klasse in den Dießener Traidtcasten.
    Die Stimme von Olya ('Olga') Lukachova brachte höchste Jazz-Klasse in den Dießener Traidtcasten. Foto: Andras Frey

    Ein Big-Band-Konzert am helllichten Tag, so etwas gibt es eigentlich nur im Sommer und im Biergarten. Ganz anders am Sonntag: Auf Initiative des örtlichen Lions-Clubs gab es einen Auftritt der Bläser rund um den Dießener Michael Lutzeier, der auch dirigierte. Der Erlös der Eintrittspreise und einer Tombola kam der Wasserwacht Dießen zugute.

    Vier Begleitinstrumente und 13 antrittsfreudige Bläser, dies sorgte sogleich für einen deftigen, im kleinen Traidtcasten auch recht druckvollen Sound beim „Werkeln“ der Musiker. Mit „werkeln“ nämlich übersetzte der stets zum Scherzen aufgelegte Michael Lutzeier den „Work Song“ von Nat Adderley, dessen fetzige Lines wirklich wachrüttelten. Wie fein die Musiker die Stücke gestalteten, dies zeigten freilich eher die langsameren Nummern. Hier bot „Kissing Bug“ eine staunenswerte Mischung aus locker swingendem Antraben, jauligen Wirbeln und giftig-schnellen Bläserpeitschen: Laut Lutzeier ein sprechendes Werk, das den enttäuschenden Verlauf eines Abends ausmalte.

    Benefiz-Konzert mit eigener Handschrift der Big-Band um Michael Lutzeier

    Im Traidtcasten war freilich noch kein Abend und ebenso wenig eine Enttäuschung angesagt, denn die Zuhörer wurden nun mit der Jazz-Sängerin Miriam Arens eine Genuss-Etage höher geführt. Beim Klassiker „How high the Moon“ kleidete die Münchnerin nicht nur die Textpassagen in einen treffsicheren sanglichen Silberblick, sie ergänzte auch einen ungemein agilen Scat-Gesang, der mit seinem „Bee-bep-dim-dom“ schon Rennwagen-Tempo hatte. 

    Auch instrumental blieb die Big Band – die unter anderem Namen auch schon in Münchens „Unterfahrt“ einheizte – mühelos „über Wasser“; eigene Handschrift inklusive. Der „Sheik of Araby“ wurde „im super-modernen Gewand der Dresmband“ (Lutzeier) schön lässig swinging, und nach anfeuerndem Drumming rief das ganze Ensemble „Don’t want no sleeping in here!“. Die Gefahr zum Schlafen freilich bestand nicht, schließlich gab es feine Entdeckungen, wie etwa das „Steamboat“, das im Arrangement des Saxofonisten Harry Saltzmann nicht „to China“, sondern „to Starnberg“ betitelt wurde, und worin sich Salzmann als inspirierter Solist einbrachte.

    Rund 100 Gäste genießen das Programm im Traidtcasten in Dießen

    In der zweiten Spielzeit kamen die knapp 100 Zuhörerinnen und Zuhörer – die in der Pause eine Schüssel Chili „con“ oder „sin“ carne erhalten konnten – auch zu Stücken jenseits der Standards, so etwa zum seltenen „The Big Cat“: Ein wunderbar sonorer Einstieg des tiefen Blechs ließ tatsächlich das Bild einer üppigen Chef-Katze entstehen, welche entlang des folgenden Taumel-Rhythmus’ dann übercool tänzelnd auf Patrouille ging. So farbvoll spielte die „Dreamband“, dass sogar Kopfkino entstand und man das Tier glatt als smart-eleganten Al-Capone-Wiedergänger vor Augen hatte.

    Für ganz reale Schönheit sorgte die Stimme der zweiten Jazz-Sängerin Olya Lukachova, die bis 2021 in Kyiv ihre eigene Jazzband leitete. Umwerfend fein, mit perfekten emotionalen Timbrierungen, dabei volumenreich und schlichtweg edel: Die derzeit in München lebende Ukrainerin bot eine Stimmführung, wie man sie auch noch in New York oder Montreux feiern würde, was die Fans der Wasserwacht und der Lions glatt sprachlos machte. Staunend verfolgte man das kecke Marilyn Monroe-Lied „My heart belongs to Daddy“, und ergeben lauschte man dem dahinschmelzenden „Somewhere over the rainbow“.

    Für die Zuhörer vergeht die Zeit wie im Flug

    Soft-swinging schloss sich wieder ein Big-Band-Instrumental an, das dann allerdings – mittels Solo der E-Gitarre – mit frischen funky Lines eine akustische Limetten-Note herausspielte. Darauf streute Michael Lutzeier noch etwas warmen Hör-Karamell, indem er die Dirigentenstelle mit seinem Baritonsaxofon vertauschte und damit dem Musik-Menü noch eine Schlusskirsche setzte. Obwohl das zweieinhalbstündige Konzert somit die gesamte Üppigkeit eines Abendauftritts umfasste, war durch die zahlreichen Extras, die vielen Soli und durch den Luxus von zwei Sängerinnen die Zeit wie im Fluge vergangen.

    Blieb dann noch das Ergebnis der Tombola, mittel derer die Zuhörer für ihre Lieblingsmusiker „Tickets“ erwerben konnten. Verkündet vom Vize-Präsident der Dießener Lions, Helmut Fietzek, ging die Ehre an den Saxofon-Solisten Harry Saltzmann und – mit Platz 1 – an den Trompeter Sebastian Kölbl, während der monetäre Segen an die Wasserwacht ging. Und trotz der ungewöhnlichen Terminierung des Konzerts und trotz der "geräuberten" Geldbörsen fühlten sich zuletzt alle beschenkt und spendeten ihren Applaus obendrauf. Welcher Spendenbetrag für die Wasserwacht Dießen zusammengekommen ist, stand bei Redaktionsschluss bislang nicht fest. 

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