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Dießen: Bayerische Denkmalschutzmedaille geht nach Dießen

Dießen

Bayerische Denkmalschutzmedaille geht nach Dießen

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    Dr. Armin und Caroline Willy haben für die Sanierung des Seerichterhauses in Dießen aus den Händen von Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil (links) und Wissenschaftsminister Markus Blume (Zweiter von links) die Bayerische Denkmalschutzmedaille erhalten.
    Dr. Armin und Caroline Willy haben für die Sanierung des Seerichterhauses in Dießen aus den Händen von Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil (links) und Wissenschaftsminister Markus Blume (Zweiter von links) die Bayerische Denkmalschutzmedaille erhalten. Foto: Axel König/Ministerium für Wissenschaft und Kunst

    Kunstminister Markus Blume und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, haben am Mittwoch in der Alten Münze in München 16 Persönlichkeiten und Gemeinden in Bayern, die sich in herausragender Weise für die Denkmalpflege engagiert haben, mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet. Unter den Preisträgern sind auch Dr. Armin und Caroline Willy. Ihnen gehört eines der historisch bedeutendsten Gebäude in Dießen: das Seerichterhaus in der Prinz-Ludwig-Straße.

    Das palastartige Haus ließ der Markt- und Seerichter Franz Ferdinand von Helmberg 1734 und 1735 errichten, der damals in der Prinz-Ludwig-Straße mehrere Anwesen zusammenlegen ließ. Eine Holzkassettendecke überspannt die Köpfe der Besucher im Parterre. Im ersten Stock zeigt die bemalte Decke von 1735 die vier Jahreszeiten und nach einer Deutung den Absturz des Phaeton. Kunstvoll verzierte Eisen- und Emailleöfen sorgten damals in jedem der Räume für Wärme. Steinerne Fliesen und breite Holzdielen zeigen die Spuren der vielen Menschen, die in Jahrhunderten über sie liefen. Um 1900 war in dem Gebäude ein beliebtes Café untergebracht, in den 1990er-Jahren lebten und arbeiteten dort Modedesigner. Der vielleicht prominenteste Eigentümer des Hauses war Bernhard von Dernburg (1865-1937), in der Kaiserzeit Staatssekretär im Kolonialamt, zu Beginn der Weimarer Republik Finanzminister und stellvertretender Reichskanzler. Von dessen Erben kauften die Willys das Haus im Jahr 2013.

    Das Seerichterhaus in Dießen beherbergt Wohnraum und eine Galerie

    Caroline Willy ist Architektin. So hatte sie eine ungefähre Vorstellung davon, was es bedeutet, diese alten Mauern zu sanieren. „Aber man erlebt immer Überraschungen“, erzählte sie unserer Redaktion 2017. Denn in den Jahren zuvor waren nicht immer die richtigen Techniken, das richtige Material angewandt worden - beispielsweise beim Verputzen der alten Tuffmauern. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt haben die Willys als sehr positiv im Sinne einer guten Beratung erlebt. Und sie steckten selbst einiges an Arbeit hinein, schlugen Farbreste ab, verputzen neu mit Sumpfkalk und ließen im Erdgeschoss eine Wandheizung einbauen.

    Vor elf Jahren wechselte das Seerichterhaus in Dießen (im Bild die Gartenseite) die Eigentümer. Die neuen Besitzer Armin und Caroline Willy sanieren es seither und wurden jetzt dafür ausgezeichnet.
    Vor elf Jahren wechselte das Seerichterhaus in Dießen (im Bild die Gartenseite) die Eigentümer. Die neuen Besitzer Armin und Caroline Willy sanieren es seither und wurden jetzt dafür ausgezeichnet. Foto: Gerald Modlinger

    Die Raumstruktur wurde belassen. Größter sichtbarer Eingriff ist die Unterteilung des Flurs in einen Privatbereich und die Galerie, die von einem nördlichen Eingang her erschlossen wird. Ihren Schwerpunkt setzt die Galerie denn auch bei skandinavischen und finnischen Möbelklassikern der Moderne aus den 1950er- bis 1970er-Jahren – „ein Faible von mir“, sagt Caroline Willy. 2021 wurde das Anwesen auch außen saniert.

    Ganz fertig sind die Willys aber auch elf Jahre nach dem Erwerb der Immobilie nicht. Zum einen waren sie wegen beruflicher Gründe ihres Mannes fünf Jahre in Düsseldorf, erzählt Caroline Willy. Daneben sei die Sanierung eines Baudenkmals eine sehr aufwendige Angelegenheit. Beispielhaft seien die Fenster mit ihren speziellen Scharnieren und Öffnungsmechanismen. Das Entfernen des ungeeigneten Lacks mit Heißluftfön und Spachtel und das anschließende Einlassen mit Leinöl teilten sie sich mit einem Schreiner, berichtet Willy, sie selbst kümmerten sich um die Fensterstöcke, der Handwerker um die Fensterflügel. Der Zeitaufwand sei enorm: Pro Fensterstock seien es 40 Stunden - und das Seerichterhaus habe über 30 Fenster.

    Lob und Medaillen und mehr Geld für die Denkmalpflege in Bayern

    Kunstminister Markus Blume betonte bei der Verleihung der Denkmalschutzmedaillen: „Denkmalpflege ist Heimatliebe in der allerschönsten Form.“ Für engagierte Denkmalbesitzer gibt es aber nicht Lob und Medaillen. „Im aktuellen Haushalt haben wir Mittel für die Denkmalpflege in Rekordhöhe verankert und rund 27 neue Stellen für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege geschaffen. Hinzu kommen 2023 in Zusammenarbeit mit den Kommunen rund 35 Millionen aus dem Entschädigungsfonds für 39 Einzelprojekte im Freistaat“, merkte Blume bei dieser Gelegenheit an.

    Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil dankte den Preisträgerinnen und Preisträgern und lobte: „Ein Land ohne Denkmäler ist ein Land ohne Gedächtnis. Es erfüllt mich mit Freude, dass so viele Menschen in Bayern das kulturelle Erbe des Freistaats Bayern als Teil ihrer Identität betrachten und es bewahren wollen.“

    2006 wurde schon einmal ein Dießener mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet

    Die Denkmalschutzmedaille geht übrigens nicht zum ersten Mal nach Dießen: 2006 wurde damit auch der Keramiker Ernst Lösche (1923-2010) ausgezeichnet, der für sein Wirken in der Keramikforschung geehrt wurde.

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