Startseite
Icon Pfeil nach unten
Ammersee
Icon Pfeil nach unten

Dettenschwang: Toni Silbernagl erzählt seine Geschichten vom Lechrain

Dettenschwang

Toni Silbernagl erzählt seine Geschichten vom Lechrain

    • |
    Toni Silbernagl (Mitte, im Bild mit der Buchhändlerin Stefanie Bertram-Kempf und Verleger Josef Bauer) hat ein Buch über die Zeit am Lechrain von den 60er- bis 80-Jahren geschrieben.
    Toni Silbernagl (Mitte, im Bild mit der Buchhändlerin Stefanie Bertram-Kempf und Verleger Josef Bauer) hat ein Buch über die Zeit am Lechrain von den 60er- bis 80-Jahren geschrieben. Foto: Bauer-Verlag

    Optisch und von der Aufmachung ist es ein ganz unscheinbares Büchlein, das Toni Silbernagl geschrieben und jetzt im Bauer-Verlag veröffentlicht hat und auch der Titel macht nicht gleich so richtig neugierig: "Geschichten aus dem Lechrain" lautet er ganz allgemein und bescheiden. Doch die 136 Seiten Text mit einigen Fotos schaffen ein großartiges Lesevergnügen mit einem ganz speziellen Stück Heimatliteratur.

    Toni Silbernagl stammt aus Dettenschwang, wo er 1960 geboren wurde. Heute lebt er in Prem. Zusammen mit seinem Bruder betrieb er früher eine kleine Landwirtschaft in

    Silbernagl reflektiert über das Spannungsverhältnis von Jung und Alt, vom Althergebrachten zum Neuen, verweist auf die guten und schlechten Seiten von Individualismus und Gemeinschaft. Das Buch ist ganz nah dran am dörflichen Reden und Denken, das mit vielen lechrainischen Zitaten die Bauernschläue und den insgesamt doch eher nüchternen und praktischen Wesenszug der Bewohner zwischen Lech und Ammersee vermittelt. 

    Geschichten vom Lechrain: Wie der Nachbar mit dem Cormick verhockt

    Silbernagl ist kein weitschweifiger Erzähler, er schreibt knapp und so pointiert, das man beim Lesen nicht nur schmunzelt, sondern oft richtig lachen muss: So treffend und für Einheimische wie Zugezogene gleichermaßen wiedererkennbar beschreibt Silbernagl das Leben am Lechrain. Als etwa der junge Automechanikermeister bei der Eröffnung seiner Werkstätte vor allem seine Neuwagen vorstellen möchte, interessieren sich die meisten Dörfler nicht für die Autos, sondern vielmehr für das Werkstattgebäude. Denn über den Neubau hatten sie ja schon Monate zuvor ausgiebig am Stammtisch geredet. Oder wenn Silbernagl einen bäuerlichen Sprücheklopfer erzählen lässt, der sich an den Missgeschicken seiner Berufskollegen delektiert: "Necht isch da Nochber mit sei'm Cormick mi'm Fuader vohockt, i ho'n rauszoga, awa des isch mi mi'n Johnny no nia passiert (...) Beim Huawabaur isch iatz scho des dritt' Moll da Ladewaga beim Eifihra vareckt, i glob, des isch a Fahr, so a Glump dät i gei furtworfa, wenna des it aushebt."

    Der dörfliche Lebensweg zweier Geschwister vom Lechrain

    Da sind wir aber schon im zweiten Teil, in dem es um die Geschichte der Kellnerin Marie und ihres Bruders geht, zwei weitere archetypischen Gestalten eines Dorfes in dieser Zeit. Marie ist die Tochter, die auf eine höhere Schule geht, einen Beruf lernt und in der Stadt arbeitet - aber doch dem Dorf verhaftet bleibt. Ihr Freund ist aber auch vom Land, und nach dessen Bundeswehrzeit baut sie mit ihm auf dem Dorf ein Einfamilienhaus und heiratet. Ihr Bruder übernimmt die Landwirtschaft, geht so in der Arbeit auf, dass er alleinstehend bleibt und nach dem Tod der Eltern alleine weiterrackert. 

    Während er erfolgreich die Landwirtschaft weiterbetreibt, ist seine Schwester zunächst vor allem als Mutter und Hausfrau gefragt. Kindergärten gibt es damals auf dem Dorf noch nicht und so ist es für sie nicht ganz einfach, als sie als Kellnerin im örtlichen Wirtshaus anfängt - und zwischendurch auch beim Bruder auf dem elterlichen Hof als Arbeitskraft benötigt wird.

    In einem unscheinbaren Büchlein verbirgt sich viel Wissen und Erinnerung darüber, wie das Leben am Lechrain von den 60er bis 80er-Jahren modern wurde. Diese Geschichte erzählt Anton Silbernagl mal ernst, vor allem aber mit dem den Lechrainern eigenen Charme.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden