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Utting: In Utting feiern drei Generationen am gleichen Tag Geburtstag

Utting

In Utting feiern drei Generationen am gleichen Tag Geburtstag

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    Hans, Michael und Kilian Reinhart (von links) haben am gleichen Tag Geburtstag. Heuer werden die drei zusammen 150 Jahre alt.
    Hans, Michael und Kilian Reinhart (von links) haben am gleichen Tag Geburtstag. Heuer werden die drei zusammen 150 Jahre alt. Foto: Sarah Schöniger

    Am 23. August feiert nicht nur ein Mitglied der Familie Reinhart Geburtstag. Auch nicht zwei. Sondern drei. Denn in dieser Familie haben Großvater, Sohn und Enkel alle am selben Tag Geburtstag. Allein hierfür liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0,00075 % oder, um es deutlicher auszudrücken, bei 1 zu 133.225. Noch außergewöhnlicher wird die Geschichte, wenn man in diesem Jahr das Alter der Drei zusammenzählt.

    Kilian, der Enkel, wird 20 Jahre alt, der Vater Michael (Miali), wird 48 und Hans (Hansi) Reinhart wird 82 Jahre alt. Somit steht dieses Jahr nicht nur der Drei-Generationen-Geburtstag an, sondern zudem ein 150-Jahre-Jubiläum. Es ist nicht die erste Jahresfeier, die die Uttinger Familie feiert. „Den Hundertelfer haben wir auch schon mal gefeiert“, erinnert sich Miali. „Und an Hundafüfzga hamma a scho amoi gfeiert mit seim Bruada“, ergänzt Hansi. Der Großvater ist die treibende Kraft hinter den Familienfesten. „Ich feier’ gern“, meint der 81-Jährige lachend. Einmal hätte ihn ein Pfarrer deshalb kritisiert. Geantwortet habe er: „Jetzt nimm dich mal zurück! Ich feier’ immer meine Gesundheit. Wer is scho so beinand, dass er’s mit dem Oida no kracha lassn ko?“

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    Ein Fest für die Familie findet jedes Jahr statt, erzählt Hansi. „Entweder in der Familie oder mia gennga wo hi. Aber mir san imma 20, 25 Leit.“ Für das diesjährige Fest werden aber schwere Geschütze aufgefahren. „Da kommen alle!“, meint Kilian. Allein er habe 20 seiner Freunde eingeladen; insgesamt sollen zwischen 80 und 100 Gäste kommen. Bei gutem Wetter werden Tische und Stühle im Innenhof aufgestellt, bei schlechtem Wetter kann man in den Stall ausweichen. „Des meng olle dreia, dass ma a generationenübergreifend dann da draußn hockt.“ meint Miali. Zuerst werde herzhaft gegessen. Danach kommt Kaffee und Kuchen. „Und dann, wenn die Oiden ins Bett gehn, dann werden die Jungen…“, lacht Hansi. „Na dann tanzt der Bär.“

    Wichtig ist es für alle drei, dass nicht nur die Familie, sondern auch Freunde und Bekannte aus den Vereinen und der Ortsgemeinschaft dabei sind. Denn die Reinharts sind fest in der Uttinger Gemeinde verwurzelt. Die ganze Familie ist bei der freiwilligen Feuerwehr. Hansi hat ein Rentner-Team gegründet, mit dem er die Gemeinde bei Arbeiten unterstützt, und ist aktiv im Tischtennis. Miali ist in einer Bergsteigergruppe, und Kilian hilft in der evangelischen Kirche als Jugendleiter, Ministrant und Pfarrgemeinderat. Ein soziales Wesen haben alle drei gemeinsam. Das zeigt sich auch bei der Wahl ihres Berufs. Kilian hat gerade seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann bei Jehle in Landsberg beendet, Miali ist seit 1993 bei der Arbeitsagentur beschäftigt, und Hansi war neben seiner Arbeit als Walddokmann 43 Jahre lang Hochzeitslader.

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    Auch sonst gibt es einige Ähnlichkeiten. Alle drei schätzen Beständigkeit. „Das, was ma olangen und was ma gern mach’n, des macht ma dann auch lange Zeit und mit Freude“, meint der 48-Jährige. Kilian nennt den Sport. Sie lieben Eishockey und schauen gern gemeinsam Fußball, obwohl der Großvater Bayern- und Sohn sowie Enkel 60er-Fans sind. Zudem schätzen sie die bayerische Kultur mit Tracht, Musik und Lebensart. Hansi und Miali teilen eine Leidenschaft fürs Bergsteigen, und Kilian und Miali spielen gern gemeinsam in der Blaskapelle Bariton und Flügelhorn. Und in ihrer Heimat wollen alle drei bleiben. „Was ich immer machen wollt, sein wollt, bleiben wollt, ist in Utting“, fasst es Miali zusammen.

    Auf Nachfrage fällt den drei nur ein Unterschied ein: Noch sei der 19-Jährige zurückhaltender als sein Vater und Großvater. Die Betonung liege jedoch auf dem „noch“. „Ich war ähnlich schüchtern wie er, so was gibt sich aber mit der Zeit“, erklärt Miali. „Schüchtern war ma alle“, stimmt Hansi zu. Diese Zurückhaltung hätten beide erst im Laufe ihres Lebens abgelegt und wären zu den offenen, lustigen und gesprächigen Menschen geworden, die sie heute eindeutig sind. Deshalb sind Großvater und Vater überzeugt, dass Kilian mit der Zeit noch mehr von seiner lustigen und offenen Seite zeigen wird.

    Wie humorvoll die ganze Familie ist, wird bei der Anekdote deutlich, wie es zu dem Drei-Generationen-Geburtstag gekommen sein soll. Hansi beginnt die Geschichte damit, dass seine Frau Lisbeth, bezogen auf das Sternzeichen, gesagt habe: „Ein Löwe reicht mir! Ein Zweiter kommt mir nicht ins Haus.“ Er erwiderte damals scherzhaft: „Trotzdem mach’ ich an Löwn!“ Und kurz darauf kam der Löwe Miali, und das an seinem Geburtstag, dem 23. August. Der Sohn erinnert sich, dass er, als er in seiner Jugend die Geschichte gehört habe, sagte: „Was du kannst, kann ich schon lange.“ Jahre später erblickte Michaels Sohn Kilian tatsächlich auch am 23. August das Licht der Welt. Natürlich sei das alles nicht geplant gewesen, lacht die Familie. „Ich würd’s glaub’ ich schon cool finden, wenn ich das auch schaffe“, gesteht Kilian aber mit einem breiten Grinsen. „Das ist für mich schon wie eine Tradition. Aber wenn’s a ned is, is a ned schlimm.“ Sollte der Zufall dennoch zuschlagen, wie er es schon zweimal getan hat, dann wäre die Wahrscheinlichkeit 1 zu 133.225.000 oder 0,00000075 %.

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