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Ammersee: AK-Rückblick Juli bis September 2021: Algen, Kirchenbrand und Kriminalfälle

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AK-Rückblick Juli bis September 2021: Algen, Kirchenbrand und Kriminalfälle

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    Die Schifffahrt auf dem Ammersee ist vor allem im Sommer sehr beliebt.
    Die Schifffahrt auf dem Ammersee ist vor allem im Sommer sehr beliebt. Foto: Julian Leitenstorfer, Archiv

    Die Christuskirche in Utting brennt ab. Es ist nicht der erste Brand im evangelischen Gemeindezentrum. Der Platz vor der Verwaltungsschule in Holzhausen bekommt einen neuen Namen. Im September jähren sich zwei schreckliche Verbrechen: Ursula Herrmann aus Eching wurde entführt und starb in einer Holzkiste, Natalie Astner aus Epfach wurde ermordet.

    Juli 2021: Weide, tote Fische und stinkender Algenteppich im Ammersee

    Eine Weide in Dießen muss gefällt werden

    Am 22. Juli wurde eine große Weide an der Mühlbachmündung in den Dießener Seeanlagen gefällt. Im Zuge der Umbauarbeiten an der südlichen Ufermauer war nach Angaben der Marktgemeinde Dießen festgestellt worden, dass sich die rund 15 Meter hohe Weide in einem schlechten Zustand befand. In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde sei der Baum durch einen Sachverständigen begutachtet worden, der einen Pilzbefall diagnostiziert hatte. Die Standsowie die Verkehrssicherheit seien im Hinblick auf die Ufersanierung nicht mehr gegeben gewesen. Die Gefahr, dass der Baum etwa bei einem Sturm in Richtung Seeanlagen umstürze sei zu groß gewesen.

    Bei der Fällung sei der Schaden noch deutlicher geworden: Der Stamm war mit einer Ameisenkolonie und einem Pilz durchzogen, porös und teils hohl. „Auch wenn es auf den ersten Blick wehtut, die Weide, die prägend für die Seeanlagen war, fällen zu müssen, gehen Menschenleben hier vor. Wir haben an Augsburg gesehen, wie schnell etwas passieren kann, das musste vermieden werden. An den Baumbildern sieht man, dass es die richtige Entscheidung war“, sagte Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger).

    Nach der Reinigung des Mühlbachs sterben Tiere im

    Große Aufregung herrschte im Juli nach der Bachauskehr des Dießener Mühlbachs. Der Grund: Anwohnerinnen und Anwohner des Forellenbachs in St. Georgen beklagten ein Fischsterben durch das Trockenfallen des Forellenbachs als Folge der Mühlbachauskehr. Vier Tage lang war der Zulauf zum Mühlbach gesperrt, damit unten in Dießen das künstliche und weitgehend unterirdisch verlaufende Mühlbachgerinne gereinigt werden konnte. Die Absperrung hatte auch Auswirkungen auf den Forellenbach. Denn der parallel zum Mühlbach fließende, etwa 300 Meter lange Forellenbach teilt sich das Wasser mit diesem. Die besorgten Anlieger reagierten auf den weitgehend trocken gelegten Forellenbach und informierten neben der Gemeinde auch den Bund Naturschutz.

    Hans Peter Wiedemann vom E-Werk Dießen erklärte, dass die Pächter des Fischrechts rechtzeitig auf die Bachauskehr hingewiesen worden seien und dann Gelegenheit gehabt hätten, den Forellenbach rechtzeitig mit Netzen abzufischen. Er selbst habe nur eine Handvoll kleiner toter Fische gesehen und sprach davon, dass man im Zuge der Bachauskehr einen „kleinen Schwund“ nicht vermeiden könne. Zudem habe man Wasser in den Forellenbach gepumpt, damit dieser nicht ganz trockenfalle.

    Ein stinkender Teppich treibt auf dem

    Mitte Juli sorgte ein stinkender, etwa 20 mal zehn Meter großer, grüner Algenteppich vor dem Strandbad beim Dießener Strandhotel für Aufregung und rief sogar kurzfristig die Polizei auf den Plan. Schnell wurde auch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim informiert. Einen Tag später stand fest, dass es sich um eine durchaus gefährliche Algenart handelte – sogenannte Cyanobakterien, also Blaualgen. Kurze Zeit nach seinem Auftauchen bei Dießen war der Algenteppich aber auch schon wieder verschwunden.

    August 2021: Festakt, Badeunfall, Christuskirche

    Feuer zerstört Kirche

    Ende August brannte die evangelische Christuskirche in Utting vollständig aus. Rund 60 Kräfte der umliegenden Feuerwehren waren bis in die Morgenstunden damit beschäftigt, das in Vollbrand geratene Gotteshaus zu löschen. Bemerkt hatte den Brand ein Zusteller des Landsberger Tagblatts. „Bei unserem Eintreffen stand die Fassade der Kirche bereits in Vollbrand“, berichtete Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann, der gleichzeitig auch Kommandant der Feuerwehr ist. Mit Dutzenden Einsatzkräften habe man versucht, das Gotteshaus zu retten – vergeblich.

    Infolge des Brands stürzte der Dachstuhl der Kirche ein, und ein Nebengebäude wurde schwer beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 750.000 Euro. 2022 wäre die evangelische Christuskirche 95 Jahre alt geworden. Das Gotteshaus galt als eine der ältesten Holzknüppelkirchen in Deutschland. Vorbild für den Bau war die sakrale Architektur in den Karpaten und in Skandinavien. Mittlerweile erinnert nur noch das Fundament an die Christuskirche. Die verkohlte Holzkirche wurde vollständig abgebaut, ein Bauzaun grenzt die Brandstätte ein.

    Mit der Planung der neuen Kirche wurde bereits begonnen. Ein Gutachter untersucht, ob die alten Fundamente noch tragfähig sind. Der Kirchenvorstand hat beschlossen, was sich viele Bürger wünschten, nämlich wieder eine Kirche aus Holz zu errichten. Für den Wiederaufbau laufen die ersten Spendenaktionen. Im Januar 2018 war im Keller des evangelischen Gemeindehauses schon einmal ein Feuer ausgebrochen. Es hatte einen Raum beschädigt. Pfarrer Jochen Eberhardt war damals froh, dass die Christuskirche selbst nicht von dem Brand betroffen war.

    Tödlicher Badeunfall

    Ein tragischer Badeunfall ereignete sich Ende August am Ammersee. Ein 63 Jahre alter Mann starb dabei aus ungeklärter Ursache. Wie die Polizei mitteilte, war der Mann zusammen mit seiner Ehefrau beim morgendlichen Schwimmen im See. Als er nicht wie gewohnt nach geraumer Zeit ans Ufer zurückkehrte, alarmierte die besorgte Frau über die integrierte Rettungsleitstelle die Rettungskräfte. Taucher bargen den leblosen Schwimmer etwa 80 Meter entfernt nördlich des Ufers bei Buch. Die Kripo Fürstenfeldbruck nahm die Ermittlungen auf. Anzeichen von Fremd- oder Gewalteinwirkung lagen zunächst nicht vor.

    Gegen das Vergessen

    Mit einem Festakt wurde die bereits im Januar vollzogene Umbenennung des Platzes vor der Bayerischen Verwaltungsschule (BVS) im Uttinger Ortsteil Holzhausen im August nachgefeiert. Der Platz trägt seitdem den Namen „Anna und Benno Arnold-Platz“. Benannt nach dem jüdischen Unternehmerpaar Anna und Benno Arnold aus Augsburg, die auf dem Gelände der Verwaltungsschule 1937 ihr Haus errichteten. Eigentlich hätte die Feier zur Umbenennung schon am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, stattfinden sollen, musste aber coronabedingt verschoben werden.

    Am Festakt nahmen nicht nur Vertreter der Gemeinde Utting, des Landkreises Landsberg und der Verwaltungsschule teil, sondern auch zwei Nachfahren des Ehepaars, das am 12. August 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert wurde – die Großnichten Elisabeth Arnold und Ernestine Kahn. Nur vier Wochen nach der Deportation starb Anna Arnold im KZ, ihr Mann Benno am 2. März 1944. Zehn Jahre später, 1954, kaufte die Bayerischen Verwaltungsschule das Areal und errichtete darauf ihr Schulgebäude. Erst im Jahr 2000, zum 100. Jubiläum der BVS, wurde der Zusammenhang zwischen der Bildungseinrichtung und der jüdischen Familie wieder gegenwärtig, denn zu diesem Anlass war auch die Vorgeschichte des Geländes am Ammerseeufer „Sieben Eichen“ recherchiert worden.

    September 2021: Kriminalfälle jähren sich, Personalnot im Kindergarten Dießen

    Erinnerungen an Ursula und Natalie

    Im September jährten sich zwei tragische Verbrechen. Die damals zehnjährige Ursula Herrmann wurde am 15. September vor 40 Jahren entführt und starb in einer im Waldboden vergrabenen Holzkiste. Am 20. September vor 25 Jahren wurde die siebenjährige Natalie Astner aus Epfach ermordet.

    ● 15. September 1981: Die damals zehnjährige Schülerin Ursula Herrmann fährt mit dem Fahrrad von ihrer Großmutter in Schondorf zurück in ihren Heimatort Eching. Dort kommt die Lehrerstochter jedoch nie an. Das Mädchen wird entführt. Tage später gehen bei den Eltern mehrere anonyme Anrufe ein und eine Lösegeldforderung wird gestellt. 19 Tage später entdecken Polizisten in einem Waldstück zwischen Schondorf und Eching eine im Waldboden vergrabene Kiste.

    Darin entdecken sie die tote Ursula Herrmann. Offenbar ist das Mädchen kurz nach seiner Entführung in seinem Verlies gestorben. Die Suche nach den Tätern bleibt ergebnislos. Ein im Jahr 2008 festgenommener Mann wird im Rahmen eines Indizienprozesses in Augsburg im Jahr 2010 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Bis heute bestehen Zweifel an der Schuld von Werner Mazurek.

    Ein Bekennerschreiben eines anderen Täters, das 2020 bei Anwalt Joachim Feller in Landsberg einging, sorgte zudem für Aufsehen. Feller ist der Anwalt von Michael Herrmann, Ursulas Bruder, der den Fall noch einmal aufrollen wollte. Herrmann hat seit Jahren Zweifel, ob der richtige Täter in Haft sitzt. Das handschriftliche Bekennerschreiben wird seitdem von der Staatsanwaltschaft Augsburg ausgewertet. Erkenntnisse wurden bisher nicht mitgeteilt.

    ● 20. September 1996: Der Mord an der siebenjährigen Natalie gehört zu den entsetzlichsten Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte. Am Morgen des 20. September 1996 verlässt das Kind sein Elternhaus in Epfach und will zur Schule gehen. Auf dem Weg zerrt sie Armin Schreiner in den Kofferraum eines Autos und fährt zum Lech. Dann entkleidet er das Mädchen und missbraucht es. Als die Kleine den Täter ansieht, schlägt er sie bewusstlos, legt Natalie in den Lech und lässt sie ertrinken. Die Leiche des Kindes wird zwei Tage später gefunden. Der Täter Armin Schreiner war wegen sexuellen Missbrauchs von Frauen und Kindern bereits einschlägig vorbestraft, wurde aber vorzeitig entlassen.

    1997 verurteilte das Augsburger Schwurgericht den Sexualmörder zu lebenslanger Haft und stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. 2014 versuchte Armin Schreiner, vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden. Doch eine vorzeitige Entlassung wurde abgelehnt. 2019 hätte er einen neuen Antrag stellen können, doch laut Staatsanwaltschaft bleibt er im Gefängnis.

    Kindergarten: In Dießen herrscht Personalnot

    Gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Kindergartenjahres Anfang September konnte im Kindergarten in Dettenschwang das vorhandene Personal so zusammengestellt werden, dass zumindest der Betrieb der beiden Bestandsgruppen uneingeschränkt aufgenommen werden konnte. Die neue, dritte Gruppe des Dettenschwanger Kindergartens musste zu diesem Zeitpunkt noch auf ihren Start warten. Massive Personalnot ließ es nicht zu, die Gruppe rechtzeitig zu öffnen.

    Dazu gekommen war es unter anderem, weil die Leiterin der Einrichtung, Marianne Ziegler, zu Beginn der Sommerferien 2020 in Ruhestand gegangen war. Ihre Nachfolgerin ist Karin Heller, die bereits in der Einrichtung beschäftigt war. Um wenigstens einen Basisbetrieb aufrechtzuerhalten, behalf man sich in der Marktgemeinde Dießen vorübergehend mit einer Praktikantin, zwei ehemaligen Kräften sowie dem Leiter des Dießener Jugendzentrums, der ebenfalls Erzieher ist.

    Doch nicht nur in Dettenschwang gab es personelle Engpässe. Im Kindergarten in Riederau stellte sich die Situation ähnlich dar. Dort fällt nämlich die Leiterin Ramona Schwaiger aufgrund ihrer Schwangerschaft aus. Ihre Nachfolgerin ist Iris Praus, deren Stelle nun durch eine Erzieherin oder einen Erzieher neu besetzt werden müsste. Im September betonte der Dießener Geschäftsstellenleiter Karl Heinz Springer jedoch, dass der Betrieb in Riederau nicht gefährdet sei. Auch der kirchliche Kindergarten St. Gabriel in Dießen musste sich mit personellen in Engpässen in der Kinderbetreuung beschäftigen.

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