Laut Bayerischem Innenministerium kümmern sich in Bayern mehr als 324 000 Aktive bei 7595 freiwilligen Feuerwehren in Städten und Gemeinden um den Brandschutz. "Löschen, Retten, Bergen, Schützen" lautet das Motto der Feuerwehr - und das in aller Regel ehrenamtlich. Feuerwehrleute opfern ihre Freizeit, rücken nicht selten ihre eigene Sicherheit oder Gesundheit in den Hintergrund, um Menschen zu helfen, die in Not geraten sind. Wer, wenn nicht sie, hätte es verdient, selbst einmal in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Das Landsberger Tagblatt stellt einige von ihnen in einer kleinen Serie vor. Heute Andreas Baur, der Zweite Kommandant der Feuerwehr Dettenhofen. Wenn Andreas Baur gefragt wird, warum er seit 1994 Mitglied der Dettenhofener Feuerwehr ist und auch seine beiden Töchter gerne Mitglieder der Kinderfeuerwehr in Obermühlhausen sind, dann sagt er ganz spontan: "Das Gefühl helfen zu können, wo Hilfe nötig ist, ist das eine. Das andere ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und die Kameradschaft in der ganzen Truppe." Der 41 Jahre alte Landwirtschaftsmeister kann sich ein Leben ohne Feuerwehr gar nicht vorstellen. Dabei hat er mit seiner eigenen Landwirtschaft, zu der 75 Milchkühe gehören, wahrlich genug zu tun. "Ich bin damit groß geworden", sagt der verheiratete Familienvater. Auf den Gedanken, die Uniform an den Nagel zu hängen und sich anderen Dingen zuzuwenden, sei er nie gekommen. Auch nicht in einer Zeit, in der andere Weggefährten aus beruflichen, aber auch privaten Gründen der Feuerwehr nach ihrer Jugendzeit den Rücken gekehrt hätten. Mit 18 Jahren machte Andreas Baur, der heute der Zweite Kommandant der Dettenhofener Feuerwehr ist, seinen Atemschutz-Lehrgang, kurz darauf die Ausbildung zum Truppführer. "Und wenn man schon mal so viel Zeit investiert hat, dann bleibt man erst recht dabei", sagt er im Gespräch mit dem Ammersee Kurier. Lehrgänge zum Gruppenführer und zum Jugendwart schlossen sich an. Etwa zehn Jahre lang war er der Jugendwart seiner Feuerwehr. "Jugendwarte werden gerne Kommandanten", lacht er - das sei irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz. "Vielleicht, weil man da schon einiges an Führungserfahrung hat sammeln können", mutmaßt der Landwirt. Es scheint was dran zu sein an diesem Gesetz: Denn Andreas Baur ist bereits seit zwölf Jahren der Zweite Kommandant in Obermühlhausen. Ambitionen auf das Amt des Ersten Kommandanten aber habe er keine. "Diese Aufgabe macht unser Christian Scharr sehr gut." Über 30 aktive Mitglieder hat die Feuerwehr in Dettenhofen aktuell, darunter leider derzeit keine einzige Frau. "Als ich noch Jugendwart war, gab es zwei junge Frauen im Team, dass es jetzt keine Frauen mehr gibt, ist richtig schade." Allerdings sei es zurzeit ohnehin schwer, Nachwuchs für die Feuerwehr zu werben. "Seit 14 Monaten machen wir überhaupt keine Jugendausbildung mehr", blickt Andreas Baur auf das vergangene, von der Pandemie bestimmte Feuerwehr-Jahr zurück. Nicht nur die jungen Feuerwehrleute, auch die "alten Hasen" vermissten das gemeinsame Üben und die Geselligkeit in der Gruppe. "Feuerwehrmann ist man ja auch wegen der Kameradschaft", ist Baur überzeugt. Blickt er zurück auf seine aktive Zeit, die er bis jetzt in der Dettenhofener Feuerwehr verbracht hat, kommen ihm in erster Linie eben genau diese positiven Dinge in den Sinn. Aber - Feuerwehrmann zu sein und bei Einsätzen alles zu geben, hat nicht nur schöne Seiten. Da gibt es auch die tragischen Momente, die einem lange in Erinnerung bleiben. So wie der schreckliche Verkehrsunfall, der sich vor dem Haus der Baurs zugetragen hat. "Es muss 2015 gewesen sein", denkt er zurück. "Eine junge Frau war mit ihrem Auto ins Schleudern geraten und wurde bei dem Unfall tödlich verletzt." Es sei schon etwas anderes, wenn man als allererste Person an den Ort des Geschehens komme, bevor die Kameraden der Feuerwehr oder der Rettungsdienst den Unfallort erreicht. "Heute habe ich das Geschehene ganz gut verarbeitet, vor allem weil ich ja weiß, dass ich an dem Unfall keine Schuld hatte", sagt Andreas Baur. Trotzdem wolle er einen solchen Einsatz nicht noch einmal erleben. Aber auch andere - weitaus weniger schlimme - Einsätze bleiben dem 41-Jährigen im Gedächtnis. Wenn er und seine Kameraden beispielsweise mitten in der Nacht gerufen werden, um zusammen mit einigen Polizeibeamten und einer Wärmebildkamera auszuschwärmen, um entlaufene "Rindviecher" einzufangen. "Das gehört zwar auch zu unseren Aufgaben, ist aber jetzt nicht so der tolle Grund, nachts raus zu müssen." Über solche Einsätze aber kann er wenigstens schmunzeln. Wenn die Truppe jedoch gerufen wird, weil "ein Keller unter Wasser steht", sich dann am Einsatzort auch noch beschimpfen lassen muss, warum es so lange gedauert hat, und sich herausstellt, dass gerade mal ein Eimer voll Wasser auf dem Boden aufzuwischen ist, "dann hört der Spaß irgendwo doch auf". Zum Glück seien solche Begebenheiten aber die Ausnahme. Gefragt nach seinen Hobbys, die er ausübe, wenn in der Landwirtschaft die Arbeit erledigt ist und kein Einsatz oder Übungsabend bei der Feuerwehr ansteht, sagt Baur: "Ich gehe gerne zur Jagd und im Winter wäre ich sehr gerne Ski gefahren. Aber das war ja heuer nicht möglich." Wenn es im Sommer seine Zeit zulasse, stehe auch Baden im Ammersee mit der Familie auf dem Programm.
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