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Online-Vortrag: "Nachhaltig leben, bis es Spaß macht"

Online-Vortrag

"Nachhaltig leben, bis es Spaß macht"

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    Die Raistingerin Dr. Maiken Winter kümmert sich um den Erhalt und die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen, Tiere und Pflanzen - also alles, was wir Natur nennen. Als Biologin arbeitete sie viele Jahre in den USA, wo sie auch dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore begegnete. Durch die Zusammenarbeit mit ihm, der 2007 für sein Umwelt-Engagement den Friedensnobelpreis erhielt, wuchs ihr Drang, sich ebenfalls auf Naturschutz zu konzentrieren. Sie dachte, in Deutschland sei es leichter, etwas in Gang zu setzen, und zog zurück in die Heimat. Das sei jedoch etwas zu optimistisch gewesen, erzählte sie zu Beginn ihres Onlinevortrags mit dem Titel "Mein Weg in ein klimaneutrales Leben".

    Etwa 40 Teilnehmer aus der Region und von weiter her hatten sich zugeschaltet. Darunter auch einige Mitglieder der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), für die Winter im Kreistag Weilheim-Schongau und im Raistinger Gemeinderat sitzt, und nun auch in die Bundestagswahl 2021 geht. Des Weiteren berichtete sie, wie sie von München nach Pähl zog, ihr Auto abschaffte und wegen des Bahnhofs nun in Raisting lebt. Dort entwickelt sie Ideen für ihren Alltag, die sie schrittweise ihrem Ziel näherbringen sollen, so nachhaltig wie möglich zu leben. Dazu gehört viel radeln, wenig reisen und vegetarische Ernährung. Als Klimaaktivistin sehe sie sich im Kampf wie David gegen Goliath, gibt sie zu. "Aber David hat gewonnen!", lacht sie verschmitzt. Winter ist erfahrene Fachfrau genug, um nicht zu blauäugig zu sein. Zwar denkt sie hin und wieder viele Schritte voraus und stellt sich vor, wie gut es allen täte, im Einklang mit der Natur zu leben. Doch sie kennt die Fakten und Hürden, die von jedem viel abverlangten, wolle man dieses Ziel erreichen. Seit 1972 wissen wir von der Notwendigkeit, den Klimawandel aufzuhalten. Da erschreckte der Club of Rome die Welt mit seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Das Bewusstsein für die bedrohten Ökosysteme und notwendige nachhaltige Entwicklung, die eine Klimakatastrophe abwenden könnte, wuchs. Unter Nachhaltigkeit versteht man, kurz gesagt, nicht mehr zu verbrauchen als nötig, und möglichst nur das, was nachwachsen kann. "Wenn alle so leben würden wie wir, bräuchten wir drei Welten."

    Mit Statistiken, Kurven und Prognosen erklärte Winter, wie sich unser CO2-Wachstum und die Ressourcen dem sogenannten Kipp-Punkt nähern, der keine Rückkehr mehr zulasse. "Zum Beispiel wenn das Arktische See-Eis schmilzt, erwärmt sich das Wasser weltweit und es entsteht ein positiver Rückkopplungseffekt. Diesen Kipp-Punkt dürfen wir auf keinen Fall erreichen", so die Wissenschaftlerin. "Ist das zu abstrakt?", fragt sie sich, und geht mehr ins Detail: Teile man die Ressourcen gleichmäßig auf alle Menschen auf, hätten die Deutschen in etwa drei Jahren ihr Budget aufgebraucht.

    "Warum tun wir nichts?" Diese Frage treibt Winter um. Als Antworten höre sie: "Ich habe ein Recht so zu leben, wie ich es für mich richtig finde." Oder: "Ich arbeite hart, mir steht das zu." Wegen der vielen armen Menschen, die in anderen Regionen der Welt noch härter arbeiten würden, lasse sie diese Argumente nicht gelten. Verzicht und Sparsamkeit sollten aber auch nicht erzwungen werden. Sie hätte schließlich selbst die Erfahrung gemacht, wie man schrittweise dahin komme: "Nachhaltig leben, bis es Spaß macht."

    Am Anfang stehe die Überzeugung, dass wir etwas ändern müssten, dann ließen sich Gewohnheiten in Frage stellen und manche ändern. Maiken Winter ist selbstkritisch, sie wisse, dass sie anderen mit diesem Thema manchmal auf die Nerven gehe. Doch ihr Vortrag kommt offenbar an, als ob viele merkten, dass es vielleicht ohne eine gewisse Penetranz kein Umdenken gibt.

    Ein Teilnehmer drückt es in der Diskussion so aus: "Ich bin von all den Fakten erschlagen, aber auch angeregt. Der Vortrag tut mir sehr gut." (sv)

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