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Dießen: Bürgerversammlung in Dießen unter tropischen Bedingungen

Dießen

Bürgerversammlung in Dießen unter tropischen Bedingungen

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    Eher gemischte Sauna als Bürgerversammlung: Das meinte jedenfalls Landrat Thomas Eichinger (links) angesichts des tropischen Saalklimas im Wirtshaus am Kirchsteig.
    Eher gemischte Sauna als Bürgerversammlung: Das meinte jedenfalls Landrat Thomas Eichinger (links) angesichts des tropischen Saalklimas im Wirtshaus am Kirchsteig. Foto: Gerald Modlinger

    Landrat Thomas Eichinger behielt tapfer das Jackett an, als er über die aktuellen Themen aus dem Landratsamt berichtete. "Das ist fast mehr eine gemischte Sauna als eine Bürgerversammlung" waren seine ersten Worte im überfüllten Saal des Wirtshauses am Kirchsteig in St. Georgen, wo am schwülheißen Siebenschläfer-Abend die Dießener Bürgerversammlung stattfand.

    Auch Bürgermeisterin Sandra Perzul bewies Kondition, als sie nach den vorangegangenen Ortsteil-Versammlungen in Tropenatmosphäre zum fünften Mal ihren Bericht über die Gemeindepolitik erstattete, dem dann auch noch eine lebhafte Debatte unter anderem über vier vorab eingereichte Bürgeranträge folgte.

    Debatte um Parken, Verkehr und Wachstum von Dießen im Allgemeinen

    Aufgrund dessen wird sich der Gemeinderat in nächster Zeit mit der Frage beschäftigen müssen, ob in den Seeanlagen ein Böllerverbot in der Neujahrsnacht verhängt werden soll. Bürgermeisterin Perzul deutete aber schon mal an, dass es rechtlich wohl schwierig werden könnte, ein solches pauschales Verbot zu beschließen, da man sich nicht auf die Nachbarschaft eines Kinder- oder Seniorenheims oder eine Kirche berufen könnte.

    Wie bereits in Dettenhofen wurden auch die Ersatzparkplätze für die gesperrte Tiefgarage am Bahnhof infrage gestellt, die kaum benutzt werden, weil die aus der Garage verbannten Autos offenbar an anderen Straßen und Parkplätzen abgestellt werden. Schnell verlagerte sich die Debatte auch auf den Parksuchverkehr im Allgemeinen, der etwa in der Fischerei noch zunehmen werde, wenn an der Mühlstraße und am Untermüllerplatz künftig fürs Parken bezahlt werden muss. Das sei freilich ein Symptom für das seit Jahrzehnten ungebremste Wachstum der Marktgemeinde, kritisierte ein weiterer Versammlungsbesucher, der "eine Art Nullwachstum" vom Gemeinderat forderte.

    Moosstraßler widersprechen Ausbauwunsch eines Anwohners

    Nicht im Gemeinderat aufschlagen werden zwei weitere Anträge. Die Forderung, keine Funk-Wasserzähler mehr einzusetzen, habe keine rechtliche Grundlage, erklärte Geschäftsstellenleiter Karl Heinz Springer, und die Forderung, den gekiesten Teil der Moosstraße zu asphaltieren, fand nur die Unterstützung des Antragstellers, nicht aber der Mehrheit der Anwesenden. Eine reine Asphaltierung sei nicht sinnvoll, wandte die Bürgermeisterin ein, weil das Straßenwasser dann nur in die Gärten fließe. Deshalb wäre, wenn überhaupt, an einen Vollausbau zu denken, der aber zu 90 Prozent von den Anliegern bezahlt werden müsste. Die ablehnende Reaktion der weiteren aus der Moosstraße anwesenden Besucher ließ daraufhin nicht lange auf sich warten.

    Ansonsten blieb es in der Bürgerversammlung nicht aus, dass über angebliche Schnellfahrer geklagt wurde. Kritisiert wurde auch der "beschämende Zustand" des Friedhofs in St. Johann und die aufgrund des Baustellenlagers nach Meinung eines Anwohners immer wieder verschmutzte Rotter Straße. Ein anderer Besucher merkte an, dass das Wohnen in Dießen zu teuer geworden sei.

    Daneben wurde noch ein Vorschlag zur Erweiterung der Kapazitäten für die Kinderbetreuung gemacht. Ein Versammlungsbesucher empfahl, sich deswegen an die evangelische Kirchengemeinde zu wenden. Das evangelische Gemeindehaus böte dazu "Potenzial". Die Bürgermeisterin erwiderte, "Annäherungsversuche gab es schon".

    Landrat Eichinger spricht über Klinikum, neues Landratsamt und Fachkräftemangel

    Vor der Aussprache zur Gemeindepolitik warf Landrat Eichinger einige Schlaglichter auf die aktuellen Landkreis-Themen. Den größten Raum nahm dabei ein, wie der Landkreis das Klinikum durch eine Erweiterung zu einem "Gesundheitscampus" mit einer Pflegeeinrichtung, Wohnungen für Mitarbeitende, Apotheke und Sanitätshaus ausbauen und "wettbewerbsfähig" machen will. 

    Den geplanten Neubau des Landratsamts rechtfertigte Eichinger damit, dass das Personal noch stärker als 2016 erwartet gewachsen sei. Mit der weiteren Digitalisierung sei es möglich, mit nur zwölf Quadratmeter pro Beschäftigten auszukommen, wobei aufgrund von "Desksharing" nur für 70 Prozent der Mitarbeitenden überhaupt Schreibtische vorhanden sein werden. Dass das Landratsamt so teuer werde, liege auch an den Vorgaben der Stadt Landsberg für einen Architektenwettbewerb und der dabei getroffenen Auswahl. Die allein in den vergangenen elf Jahren verdoppelte Umlagekraft der Gemeinden sei jedoch "eine Basis, auf der sich weiterarbeiten lässt". 

    Eine generelle Herausforderung werde in den nächsten zehn Jahren die demografische Entwicklung bleiben, so Eichinger weiter. Es werden mehr Menschen aus dem Berufsleben ausscheiden als eintreten, der Fachkräftemangel von Kinderbetreuung über Pflege bis hin zu Busfahrern falle zusammen mit einer wachsenden Nachfrage nach Betreuungs- und Pflegekräften und Fahrern. Auch mit Migration lasse sich dieses Problem nicht lösen, meinte Eichinger.

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