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Ammersee: Kinder aus Dießen lernen zum Ferienbeginn endlich schwimmen

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Kinder aus Dießen lernen zum Ferienbeginn endlich schwimmen

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    Schwimmen will gelernt sein. Jetzt gibt es Kurse für Grundschulkinder der Carl-Orff-Schule in Dießen.
    Schwimmen will gelernt sein. Jetzt gibt es Kurse für Grundschulkinder der Carl-Orff-Schule in Dießen. Foto: Uwe Anspach (Symbol)

    Heute beginnen in Bayern die Sommerferien. Damit verbinden viele Familien die Hoffnung auf nachlassende Schauer, damit sie – endlich – unbeschwerte Stunden am See verbringen können. Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder schwimmen können. Das trifft in diesem Jahr jedoch nicht auf alle zu, die es bereits können müssten. Das zeigt eine Umfrage des Elternbeirats an der Carl-Orff-Schule (COS) in Dießen. Wie das Gremium teilweise Abhilfe schafft und was es den Badegästen rät.

    Wegen der Schutzbestimmungen in der Corona-Pandemie waren viele Schwimmbäder geschlossen. Der obligatorische Schwimmunterricht in den dritten Klassen konnte deshalb nicht stattfinden. „Es ist ein Stau entstanden“, berichtet die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule der COS, Katrin Raesig. Deshalb habe man im Elternbeirat überlegt, wie man Abhilfe schaffen könne, und habe am Ende die Sache selber in die Hand genommen und einen Ferienschwimmkurs organisiert. Die Eltern von 108 Kindern zeigten daran Interesse. Am Ende wurden 50 Grundschulkinder angemeldet; nicht alle konnten das Angebot mit den persönlichen Gegebenheiten vereinbaren. Ab Montag dürfen sie nun im Warmbad Thaining eine Woche lang Versäumtes nachholen und ihre Schwimmfähigkeit festigen.

    Dr. Maxi Braun und Katrin Raesig haben für die COS Dießen einen Schwimmkurs organisiert. 50 Kinder nehmen teil.
    Dr. Maxi Braun und Katrin Raesig haben für die COS Dießen einen Schwimmkurs organisiert. 50 Kinder nehmen teil. Foto: Privat

    „Ich freue mich, dass wir zu Beginn der Sommerferien einen Kurs vermitteln können“, sagt Elternbeirätin Dr. Maxi Braun dem Ammersee Kurier nach wochenlanger organisatorischer Vorbereitung. Die Dringlichkeit dieses Angebots zeigte eine Umfrage, die vorab durchgeführt wurde und an der sich 272 Mütter und Väter (knapp 83 Prozent) von COS-Grundschülerinnen und -schülern beteiligten. „Das Ergebnis hat uns erschreckt“, kommentiert die Elternvertreterin, denn 41 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kinder lediglich 25 Meter weit schwimmen könnten. Die optimale Zeit für den Schwimmunterricht sei zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr. Aktuell falle der Schwimmunterricht der dritten Klassen jedoch komplett aus und könne voraussichtlich auch im nächsten Jahr nicht nachgeholt werden. Einer von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage zufolge sei Status quo, dass 59 Prozent aller Zehnjährigen nicht schwimmen könnten. Sicher schwimmen können bedeute, 15 Minuten lang ohne Unterbrechung zu schwimmen, so Braun. Das sei durch das Schwimmabzeichen in Bronze gewährleistet, für das man 200 Meter und mindestens 15 Minuten schwimmen müsse.

    Bäder-Leiter Thomas Zeck gibt Schwimmunterricht

    Beim Kurs in Thaining machen Kinder zwar nicht zwingend das Bronze-Abzeichen, aber die Kursleitung beobachte, ob die erworbenen Fähigkeiten den Anforderungen eines Abzeichens entsprechen, und ein Abzeichen ausgeben werden könne. In jedem Fall gibt es Urkunden für die Kinder. Jedes Kind sei an den fünf Kurstagen jeweils 45 Minuten lang in einer Kleingruppe im Wasser. Die Bedingungen seien dabei „optimal“, weil der Kurs im geschützten Bereich stattfinde und mit professioneller Anleitung, sodass Kinder sicher das Schwimmen üben könnten. Thomas Zeck, der Leiter der Lechtalbäder, hat sich bereit erklärt, den Unterricht zu übernehmen. Er wird in der Durchführung täglich von zwei Elternteilen unterstützt.

    Nun hoffen die Elternvertreter, dass es nach den Ferien weitergeht mit dem Schwimmunterricht an den Schulen und den Kursangeboten der Vereine, die in diesem und im vergangenen Jahr wegen der Hygienebestimmungen im Zusammenhang mit der Pandemie ausfallen mussten. „Schwimmen ist so wichtig wie Mathe und Deutsch“, sagt Braun provokant. Man müsse die Eltern unterstützen, denn diese könnten gelegentlich selbst nicht gut schwimmen. Dass sich Eltern bei der Aktion bereit erklärt hätten, die Kursgebühr für andere zu übernehmen, erwähnt sie lobend und ruft gemeinsam mit Katrin Raesig auf, in diesem Jahr am Badesee oder im Sommerurlaub am Meer wegen der genannten Problematik „besonders auf Kinder im Wasser zu achten“.

    Künftig werden mehr Schwimmlehrkräfte eingesetzt

    „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst“, erklärt Thomas Zeck hinsichtlich der ausgefallenen Kurse. Alsbald will der Bäderverbund des Landkreises Landsberg mit den angeschlossenen Einrichtungen in Thaining, Kaufering, Landsberg und ab 2022 auch Greifenberg alles tun, um vielen Kindern das Schwimmen beizubringen. „Jeder Mensch, der ertrinkt, weil er nicht schwimmen kann, ist einer zu viel“, sagt er. Doch er glaubt fest daran, dass künftig wieder mehr Kinder das Schwimmen in Kursen trainieren können. „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Stau auflösen können“, so seine Einschätzung. Es sei bereits eine zusätzliche Schwimmlehrerin gewonnen worden, die das Team mit acht Fachkräften unterstützen werde. Zudem würden Konzepte entwickelt, die ab Herbst umgesetzt werden sollen, um montags wieder Kurse anbieten zu können.

    Auch die beiden Elternvertreterinnen aus Dießen haben bereits mit Schwimmschulen und Wasserwacht Kontakt aufgenommen und signalisiert bekommen, dass auch von dieser Seite mit Unterstützung zu rechnen ist. Sie glauben jedoch, dass es notwendig ist, alle Fachleute im Landkreis zu vernetzen und Lösungen zu suchen, um im Herbst weitere Kurse anbieten zu können. Voraussetzung dafür sei zudem ein geeigneter Ort für den Schwimmunterricht. In Dießen ist das das Augustinum, das gerade saniert wird. Dort sei geplant, die Einrichtung nach den Ferien auch wieder für die Schülerinnen und Schüler zu öffnen.

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