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Ammersee: Eduard Selzam: Ein Pionier der Künste am Ammersee

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Eduard Selzam: Ein Pionier der Künste am Ammersee

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    Eduard Selzam (1859-1951) war einer der ersten Maler, die sich am Ammersee niederließen. Dieses Bild trägt den Titel „Die Wasserträgerin“
    Eduard Selzam (1859-1951) war einer der ersten Maler, die sich am Ammersee niederließen. Dieses Bild trägt den Titel „Die Wasserträgerin“ Foto: artandconsult/Regina Fischer

    Er war der erste Künstler, der in Utting am Westufer des Ammersees sesshaft wurde. Möglicherweise war auch er es, der Prof. Paul Hoecker, „den ersten modernen Lehrer“ der Münchner Kunstakademie, und den Bildhauer Mathias Gasteiger für die Landschaft rund um Utting und Holzhausen begeisterte. Die Rede ist von dem Maler Valentin Karl Eduard Selzam. Am Samstag jährte sich sein Todestag zum 70. Mal.

    Geboren wurde Valentin Karl Eduard Selzam am 2. Oktober 1859 in Worms. Er entstammte einer Offiziersfamilie. In Darmstadt besuchte er das Gymnasium und absolvierte danach seinen Militärdienst und war Rittmeister der Reserve. In München studierte er bei Ludwig von Löfftz an der Akademie der Bildenden Künste. Für den 11. Oktober 1877 ist der Eintritt des 18-Jährigen in die Naturklasse, Matrikelnummer 3450, belegt.

    Wilhelm Leibl und Eduard Selzam waren auch privat befreundet

    Schon um diese Zeit hielt er sich bei Wilhelm Leibl (1844-1900), mit dem er befreundet war, in Unterschondorf auf. Mit dem berühmten Maler Leibl war Eduard Selzam auf vielfältige Weise verbunden. Sicher beeinflusste dieser ihn künstlerisch, zumindest in den frühen Jahren.

    Das Gemälde, das Kirchgänger in St. Jakob in Unterschondorf zeigt, erinnert stilistisch an das Werk seines Künstlerfreundes Wilhelm Leibl.
    Das Gemälde, das Kirchgänger in St. Jakob in Unterschondorf zeigt, erinnert stilistisch an das Werk seines Künstlerfreundes Wilhelm Leibl. Foto: artandconsult/Regina Fischer

    Ein in der Sammlung des Belvedere in Wien aufgetauchtes Frauenbildnis wurde zunächst Leibl, nach neuerer Forschung Eduard Selzam zugeschrieben. Wiederholt tauschten sie Werke aus. Aber auch privat verband die beiden einiges. Beide verliebten sich in die Töchter des Postwirts aus Unterschondorf: Eduard Selzam heiratete am 20. Dezember 1889 Agathe Steininger. Ihre Halbschwester Therese dagegen hatte Leibl nicht heiraten dürfen.

    Selzam soll auch das erste Segelboot am Ammersee besessen haben, gemeinsam fuhren die Künstlerfreude über den See und kenterten auch einmal, so wird berichtet. Im Jahr 1889 ließ sich Eduard Selzam am Ammersee nieder.

    Das Selzam-Schlössl entstand 1889

    Er erwarb einige Seegrundstücke in Utting und in den Folgejahren immer wieder landwirtschaftliche Flächen. Wenn die Bauern in finanzielle Not gerieten, hieß es: „Geh zum Selzam.“ Auf den neu erworbenen Ländereien betrieb Selzam Landwirtschaft, hatte Bienenstöcke und pflanzte sogar Tabak an. Das Selzam-Schlössl, ein zweigeschossiger, schlossartiger Bau mit Erkertürmchen, Freitreppe und einem hohen Satteldach im Stil der Neugotik, entstand ab 1889 nach seinen Plänen. Damit erfüllte er sich, ganz im Geist des romantisierenden Historismus, seinen Traum vom eigenen Schloss, wie zahlreiche Skizzen von Burgen und Adelssitzen belegen.

    Im Ersten Weltkrieg diente Selzam als Rittmeister in einem Dragonerregiment. Er war bis ins hohe Alter ein passionierter Reiter. Man erzählt sich, er sei mit 85 Jahren ein letztes Mal aus dem Sattel geworfen worden.

    Eduard Selzam war ein vielseitiger Künstler. Er schuf Gemälde, Zeichnungen und Grafiken. Ebenso betätigte er sich im Bereich der angewandten Künste. Für sein Schlössl fertigte er Schränke, Stühle, Tisch, Supraporten und Türen an. Die von ihm entworfene Tiroler Stube versah er mit aufwendigen Schnitzereien und Metallbeschlägen im historisierenden Stil.

    Für Eduard Selzam ist die Malerei eine Passion

    Eduard Selzam betrieb die Malerei nicht als Beruf, sondern eher als Passion. Daher war er auch nicht sehr häufig auf Ausstellungen vertreten und beteiligte sich nur in geringem Maß am Kunstbetrieb. Belegt sind immerhin 14 Werke, die zumeist zwischen 1886 und 1897 in Ausstellungen gezeigt oder publiziert wurden.

    Auch war er Mitglied in mehreren Berufsverbänden, wie der Münchner Secession, der Freien Vereinigung Darmstädter Künstler und im Deutschen Künstlerbund. Es ist überliefert, dass er sich nicht dem Urteil anderer aussetzen wollte und vor allem die Bewertung durch Laien strikt ablehnte.

    Eduard Selzam (1859-1951) war einer der ersten Maler, die sich am Ammersee niederließen.
    Eduard Selzam (1859-1951) war einer der ersten Maler, die sich am Ammersee niederließen. Foto: artandconsult/Regina Fischer

    Über weitere Kontakte zu den Protagonisten der Holzhauser Künstlerkolonie ist nichts bekannt. Das lag möglicherweise daran, dass er etwas älter war und einer anderen Gesellschaftsschicht angehörte. Auch wohnte er nicht in Holzhausen, sondern in Utting und teilte nicht dieselben künstlerisch-kommerziellen Interessen wie die Scholle-Mitglieder.

    Die JES Kulturstiftung Holzhausen erstellt Künstlerprofile

    Als seine Frau Agathe 1935 verstarb, wurde sie in Utting bestattet. Selzam wurde nach seinem Tod am 6. November 1951 nach Darmstadt überführt und fand seine letzte Ruhestätte in der Familiengrabstätte auf dem Alten Friedhof.

    Die JES Kulturstiftung Holzhausen befasst sich mit der Erstellung von Künstlerprofilen von Eduard Selzam und anderen Holzhauser Künstlerinnen und Künstlern und freut sich über Hinweise unter post@jes-kulturstiftung.de.

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