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Ammersee: Die vierte Corona-Welle trifft die Ammerseeregion wie ein Tsunami

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Die vierte Corona-Welle trifft die Ammerseeregion wie ein Tsunami

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    Die vierte Corona-Welle hat die Region fest im Griff. Die Landrätin des Kreises Weilheim-Schongau spricht von einem Tsunami. Der eindringliche Appell geht dahin, sich impfen oder boostern zu lassen. Doch das ist gar nicht so einfach zu realisieren.
    Die vierte Corona-Welle hat die Region fest im Griff. Die Landrätin des Kreises Weilheim-Schongau spricht von einem Tsunami. Der eindringliche Appell geht dahin, sich impfen oder boostern zu lassen. Doch das ist gar nicht so einfach zu realisieren.

    Je mehr Menschen sich gegen Covid-19 impfen lassen, desto schneller ist die Pandemie in den Griff zu bekommen. Darüber herrscht unter Fachleuten und in der Politik Einigkeit. Das Problem aber ist, dass viele Impfwillige, vor allem diejenigen, die eine Auffrischungsimpfung wünschen, auf der Suche nach einer Arztpraxis scheitern. Allein in Dießen lehnen es drei Praxen ab, Menschen zu impfen, die nicht in ihrer Patientenkartei geführt werden.

    Es ist keine vierte Welle, sondern ein Tsunami, so fasst Andrea Jochner-Weiß (CSU) die aktuelle Lage zusammen. Die Landrätin des Landkreises Weilheim-Schongau rät daher dringend zur Absage von Veranstaltungen, um Ansteckungen zu vermeiden und so die Krankenhäuser nicht bei der Pflege von Corona-Patienten zu überlasten. Einige Krankenhäuser sind jetzt verpflichtet, von aufschiebbaren stationären Behandlungen abzusehen.

    Nicht minder dramatisch entwickelt sich die Infektionslage im Landkreis Landsberg: Im Klinikum Landsberg herrscht seit Donnerstag ein absolutes Besuchsverbot, mit Ausnahmen: Angehörige von Schwerstkranken oder sterbenden Patienten, ein Elternteil pro stationärem Kind sowie Partner von werdenden Müttern bei der Geburt oder zum anschließenden Besuch dürfen das Klinikum nach jeweils vorangegangener Testung (PCR- oder Antigenschnelltest) betreten.

    Arztpraxen in Dießen boostern nur eigene Patienten

    Laut Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamts Landsberg, steigt die Nachfrage nach Booster-Impfungen gerade stark. Die Hausärzte haben demnach bislang 2329-mal Drittimpfungen durchgeführt (Stand Freitag) und das Penzinger Impfzentrum 2573-mal (Stand Sonntag). Wegen der in den ersten Monaten des Jahres angewandten Impfpriorisierung kämen nun vor allem ältere sowie Menschen mit Vorerkrankungen zum Boostern. Gleichzeitig aber werden Menschen, die sich boostern lassen wollen, von Arztpraxen abgewiesen, wenn sie dort nicht als Patient gelistet sind. In Dießen war dies nach Informationen unserer Zeitung in gleich drei Praxen der Fall. Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte man sich dort aber nicht äußern.

    Der Landkreis ist laut Müller angewiesen worden, das vor einigen Wochen in den „Stand-by-Modus“ gesetzte Impfzentrum wieder hochzurüsten, sodass dort 480 Impfungen pro Tag möglich sind. Zuletzt musste allerdings der für Samstag geplante Sonderimpftag im Landratsamt wegen Lieferverzögerungen bei den Impfstoffen abgesagt werden. Am Dienstag kamen 1600 Impfdosen – hauptsächlich des Herstellers Biontech an, bescheinigt Müller, der erklärt, dass der Wirkstoff ab kommender Woche nicht mehr im 14-Tage-Rhythmus, sondern wieder wöchentlich geliefert würde.

    Sonderimpftag im Landkreis Landsberg frühestens in zwei Wochen

    Ein neuer Termin für den Sonderimpftag werde frühestens in zwei Wochen stattfinden. Im Foyer des Landratsamts könne der Sonderimpftag wegen der 2G–Regel „vermutlich nicht“ stattfinden. Von den Impfkandidaten sei schließlich der Großteil noch nicht vollständig geimpft. Im Impfzentrum am Penzinger Fliegerhorst könnten die Hygienestandards besser eingehalten werden, sagt Müller. Im Testzentrum werde mehr getestet. „Allein am Montag gab es 53 Schnelltests und 215 PCR-Tests: Das ist eine deutliche Steigerung“, erklärt Müller. Bei den PCR-Tests handle es sich in der Regel um Corona-Kontaktpersonen. Weiterhin gebe es gravierende Probleme bei der telefonischen Erreichbarkeit im Gesundheitsamt. „Wir arbeiten fieberhaft daran, Personal zu finden und die Infrastruktur wieder hochzufahren.“ Darum bittet das Landratsamt, dass Impfwillige, sofern möglich, das Onlineangebot für die Terminvergabe zu nutzen.

    Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen ruft der Geschäftsführer der Krankenhaus-Gesellschaft des Landkreises Weilheim-Schongau, Thomas Lippmann, alle Bürger, für die eine Impfung möglich ist, dazu auf, „sich schnellstens impfen zu lassen“. Eine Impfung schließe zwar eine Erkrankung nicht aus, reduziere die Wahrscheinlichkeit aber erheblich.

    Deutlich werde die Wirkung der Impfung, wenn man die Inzidenz von Geimpften und Ungeimpften vergleiche: Bei den Geimpften lag sie kürzlich beispielsweise einmal bei 111, bei den Ungeimpften bei 764.

    Engpässe in den Krankenhäusern sind vorhersehbar

    Ein großes Problem sieht Dr. Stefan Günther, der Leiter des Weilheimer Gesundheitsamts, jetzt auf die Krankenhäuser zukommen. Da die Hospitalisierungsquote mehr als zwei Prozent betrage, würden allein die Erkrankten, die keine Impfung hatten, in den nächsten zwei Wochen weitere 14 Krankenhausplätze belegen. Derzeit würden neun der 41 Covid-Patienten an den drei Krankenhäusern im Landkreis eine Intensiv-Pflege benötigen. Bei steigenden Inzidenzzahlen seien also Engpässe vorhersehbar.

    Günther formuliert die Situation in der Krankenhäusern noch drastischer: „Es ist Feuer unterm Dach.“ Wenn Umgeimpfte die Intensiv-Pflegeplätze belegen, die dringend von Geimpften gebraucht werden, hätten viele kein Verständnis dafür. Bürger, die „Freiheit mit Egoismus verwechseln“, seien „Brandstifter“.

    Professor Andreas Knez, Chefarzt der Inneren Medizin am Weil-heimer Krankenhaus, sieht ein großes Problem darin, dass immer noch 14 Millionen Menschen in Deutschland nicht geimpft sind. Er richtet auch einen Aufruf an die geimpften Bürger: „Boostern lassen.“

    "Es ist Feuer unterm Dach"

    Laut Christian Achmüller, dem Leiter des Impfzentrums Peißenberg der Johanniter-Unfall-Hilfe, das im Auftrag des Landkreises Weilheim-Schongau arbeitet, gibt es derzeit genügend Impfstoff. Die nächste Vorort-Impfaktion für die Bürger von Raisting, Pähl und Wielenbach ist für den 30. November im Pfarr- und Gemeindezentrum geplant.

    Dort könnte man sich auch ohne Voranmeldung impfen lassen, müsse dann aber unter Umständen mit längeren Wartezeiten rechnen. Geimpft werde dann, „solange Impfstoff da ist“.

    Achmüller bittet aber die Interessenten, sich unter „impfzentren.bayern“ zu registrieren. Die erleichtere den Mitarbeitern des Impfzentrums die Planung und Durchführung der Aktion.

    So manche Behandlung muss aufgeschoben werden

    Wie kritisch die Coronalage ist, verdeutlicht auch eine Mitteilung der Regierung von Oberbayern: „Angesichts der höchst angespannten Lage in den oberbayerischen Krankenhäusern hat die Regierung von Oberbayern die Covid-19-Schwerpunktkrankenhäuser (darunter Landsberg, Weilheim und Schongau) dazu verpflichtet, von sämtlichen unter medizinischen Aspekten aufschiebbaren stationären Behandlungen abzusehen.“

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