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Wie sich die bekannte Disco an der B300 in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat

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M-eins in Aichach wird 40: von Dieter Bohlen, Film-Kulissen – und Erotik

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    Die Jugend liebt es auch heute noch: Feiern und Abtanzen unter der zentralen großen Diskokugel im Aichacher "Emmi", hier beim Auftritt des Rappers Ski Aggu.
    Die Jugend liebt es auch heute noch: Feiern und Abtanzen unter der zentralen großen Diskokugel im Aichacher "Emmi", hier beim Auftritt des Rappers Ski Aggu. Foto: Gobo Pictures

    Vor 40 Jahren war sie eine kleine Sensation: die nagelneue Diskothek M1, die im Aichacher Industriegebiet nahe der B300 eröffnete. Sie galt als größte und, technisch gesehen, modernste

    Das Aichacher M1 zählte bei seiner Eröffnung vor 40 Jahren zu den modernsten
Diskotheken weit und breit. Noch heute ist der von außen an ein Raumschiff
erinnernde Tanztempel ein Anziehungspunkt für die junge Generation.
    Das Aichacher M1 zählte bei seiner Eröffnung vor 40 Jahren zu den modernsten Diskotheken weit und breit. Noch heute ist der von außen an ein Raumschiff erinnernde Tanztempel ein Anziehungspunkt für die junge Generation. Foto: Manfred Zeiselmair

    Es war, ganz untypisch für ein Tanzlokal, ein Dienstag, als Fritz Baumgartner am 28. Februar 1984 sein M1 mit einer großen Party samt spektakulärem Feuerwerk eröffnete. Rund drei Millionen Mark hatte der Augsburger in das einem Raumschiff ähnelnde Disco-Projekt gesteckt. Es wurde eine Erfolgsgeschichte, die schon in den Anfangsmonaten täglich Hunderte von feierwütigen Partygästen aus nah und fern nach Aichach lockte. 

    Das M1 in Aichach setzt in den ersten Jahren bewusst Erotik ein

    Das M1, laut Eigenwerbung "eine der schönsten Diskotheken Deutschlands", wartete mit damals schier unglaublichen Superlativen auf: drei Theken, 500 Sitzplätze auf unterschiedlichen Ebenen, Klimaanlage und eine 2600-Watt-Anlage mit einer Vielzahl optischer Spezialeffekte wie Stroboskop, Lichtorgeln und Nebelwerfern. Nonstop wurden Musikclips, aber auch passende Kinofilme auf eine Videogroßbildleinwand projiziert. Das vielfältige Programm hatte Großstadt-Niveau. Neben täglichem "Dance-Nonstop" waren Live-Acts mit Künstlern aus der internationalen Discowelt oder Stars angesagt. Hubert Kah, ein Begriff der Neuen Deutschen Welle (NDW), und Modern Talking mit einem gewissen Dieter Bohlen kamen nach Aichach. Gewinnspiele und Wettbewerbe wie Discotanz-, Breakdance- oder Wrestling-Meisterschaften wurden organisiert. Das M1 setzte damals aber auch Erotik und Sexualität bewusst als – wenngleich umstrittene – Attraktionen ein. Dazu zählten unter anderem Beachlook-Partys, Miss-Wahlen, Oben-ohne-Shows, Reizwäsche-Vorführungen oder Bodypainting-Aktionen. 

    Gleich zwei Mal ausverkauft war der Auftritt von Deutsch-Rapper Sido zum
Neustart des Nachtlebens nach der Corona-Zwangspause im Oktober 2021.
    Gleich zwei Mal ausverkauft war der Auftritt von Deutsch-Rapper Sido zum Neustart des Nachtlebens nach der Corona-Zwangspause im Oktober 2021. Foto: Gobo Pictures

    An den Wettbewerb zur Namensfindung erinnert sich der Aichacher Wolfgang Asam. Für seinen damaligen Vorschlag "B 300" habe er nur einen Trostpreis bekommen. Der namentlich nicht bekannte Gewinner hatte bei seinem Vorschlag den legendären BMW M1 im Hinterkopf – und rannte damit beim motorsportbegeisterten Baumgartner offene Türen ein. Der Disco-Besitzer organisierte sogleich einen Original-Motorblock des Sportwagens, der ganze zehn Jahre lang das Innere des angebauten Pils-Pubs zierte. Dieser gemütlich eingerichtete Raum sollte nach dem Konzept des Betreibers "die Kluft zwischen Jung und Alt schließen". Soll heißen: Während die Jugend in der Disco tanzte, sollten sich die Eltern im Pub vergnügen können. 

    Für viele Aichacher ist das M1 "ein zweites Zuhause"

    Für den damaligen Stammgast Andreas Swart und seinen Freundeskreis war das M1 "wie ein zweites Zuhause", erinnert er sich. Der Aichacher erzählt: "Von Donnerstag bis Sonntag war es immer brechend voll." Oft hätten sich lange Schlangen vor dem Einlass gebildet. "Wer reinwollte, musste rechtzeitig da sein", sagt Swart. Die bekanntesten Discjockeys aus dieser Zeit seien DJ Brummi, DJ Robby, DJ Fritz und DJ Heiner gewesen. Auf den Plattenteller kamen neben aktuellem Discosound auch Funky Music und Rocktitel aus der Hitparade. 

    Das Aichacher M1 zählte bei seiner Eröffnung vor 40 Jahren zu den modernsten
Diskotheken weit und breit. Noch heute ist der von außen an ein Raumschiff
erinnernde Tanztempel ein Anziehungspunkt für die junge Generation.
    Das Aichacher M1 zählte bei seiner Eröffnung vor 40 Jahren zu den modernsten Diskotheken weit und breit. Noch heute ist der von außen an ein Raumschiff erinnernde Tanztempel ein Anziehungspunkt für die junge Generation. Foto: Manfred Zeiselmair

    Der Aichacher Peter Zimmermann kann sich noch gut an die Vorfreude bei der Eröffnung erinnern: "Endlich hatte auch Aichach eine gepflegte Disco." Man musste nicht mehr nach Augsburg fahren, "vielmehr kamen die

    Toilettenfrau Helga tröstet Mädels bei Liebeskummer

    Julia Hartwig vom Aichacher Cineplex-Kino sind aus dieser Zeit sowohl die Kellner mit ihren dreistöckigen Getränke-Tabletts als auch "die legendäre Toilettenfrau Helga" in Erinnerung geblieben: "Die Helga hat sich rührend um jedes Mädel mit Liebeskummer gekümmert. In ihrem Putzkammerl wurden einige Tränen vergossen." 

    M1 ist Drehort im Rosenmüller-Film "Beste Zeit"

    Das M1 ist auch ein Drehort und Teil der Handlung im Kinofilm "Beste Zeit", erster Teil einer Trilogie, von Kultregisseur Marcus H. Rosenmüller aus dem Jahr 2007. In seiner Filmreihe über das Aufwachsen in der oberbayerischen Provinz geht es um die 17-jährigen Freundinnen Kati und Jo aus Tandern gleich hinter der Landkreisgrenze. Die jungen Frauen lieben ihre Heimat und haben gleichzeitig Fernweh. Das M1 in Aichach ist einer ihrer nahe gelegenen Sehnsuchtsorte. Aber allein hinzukommen ist schon schwierig. Dann sind sie doch dort und der Türsteher lässt sie nicht rein. 

    Die große Verwandlung zum heutigen M-eins erfolgte unter Dominik Chalinski. Der Aichacher Gastronom übernahm den Tanzpalast 2006 mit neuen Ideen. Aus dem Pub wurde ein zweiter Tanz-Floor, die ersten Lounges entstanden. In dieser Zeit haben sich viele Veranstaltungsreihen etabliert, darunter Mallorca-, Techno-, Cosmic-, Ü30- und 90er-Jahre-Partys. 

    Die Brüder Tobias (35) und Patrick Stephan (33) aus dem Schrobenhausener Ortsteil Mühlried erinnern sich gerne an diese "geile Zeit“, wie es Pati bezeichnet. "Jedes Dorf, jeder Verein und jede Clique hatte seinen festen Platz. Es gab noch Getränkebörsen – und zum Heimfahren mit dem Mama-Taxi immer einen Döner", berichtet Bruder Tobi. 

    Noch heute nennen die Gäste die Aichacher Disco liebevoll "Emmi"

    Eine neue Party-Ära folgte im Oktober 2019 mit dem Augsburger Event-Veranstalter Fabian Häberle (29), der mit seinem neuen Geschäftspartner Alpi Köksal (32) das M-eins bis heute betreibt. Zu den bereits unter Chalinski erfolgreichen Motto-Veranstaltungen gesellten sich regelmäßige Live Acts wie Nico Santos, Topic, Sickmode, Vize, Stereoact und viele andere Stars und Sternchen. Gleich zweimal ausverkauft war der Auftritt von Deutsch-Rapper Sido zum Neustart des Nachtlebens nach der Coronazwangspause im Oktober 2021. 

    Die heutigen Betreiber, Alpi Öksal (links) und Fabian Häberle, wollen dafür
sorgen, dass die traditionsreiche Disko M-Eins "ein lebendiger Ort der Nacht und
ein Zuhause für unvergessliche Partynächte" bleibt.
    Die heutigen Betreiber, Alpi Öksal (links) und Fabian Häberle, wollen dafür sorgen, dass die traditionsreiche Disko M-Eins "ein lebendiger Ort der Nacht und ein Zuhause für unvergessliche Partynächte" bleibt. Foto: Öksal

    Im vergangenen Sommer schlugen die Betreiber mit dem Sonnenklang-Festival ein neues Kapitel auf. Auf der großen Open-Air-Bühne stand "Deutschlands erster Schlager-Rapper" Tream. Häberle und Köksal sind stolz, dass ihr M-eins "nach 40 glanzvollen Jahren immer noch strahlend" dastehe. Die traditionsreiche Disco sei "ein lebendiger Ort der Nacht und ein Zuhause für unvergessliche Partynächte geblieben – gefüllt mit Liebe, Leidenschaft und ungebremster Lebensfreude". 

    Mit der Sonnenklang-Open-Air-Veranstaltung im Sommer 2023 schlugen die Betreiber ein neues Kapitel auf. Auf der Bühne stand unter
anderem Deutschlands erster Schlager-Rapper Tream.
    Mit der Sonnenklang-Open-Air-Veranstaltung im Sommer 2023 schlugen die Betreiber ein neues Kapitel auf. Auf der Bühne stand unter anderem Deutschlands erster Schlager-Rapper Tream. Foto: Gobo Pictures

    Die große Jubiläums-Geburtstags-Party fand übrigens bereits Anfang Februar statt – mit Electronic Dance Music (EDM) des bekannten österreichischen DJ-Teams Harris & Ford und Hunderten von jugendlichen "Emmi"-Fans. Sie zogen wie ihre Vorgänger-Generationen in Scharen in die Rudolf-Diesel-Straße, um gemeinsam unter der großen Discokugel zu feiern und abzutanzen.

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