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Vereinsleben: Feuerwehrler fühlen sich wie die Hausmeister

Vereinsleben

Feuerwehrler fühlen sich wie die Hausmeister

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    Nach dem früheren langjährigen Vorsitzenden Heinz Neumaier ist der Platz vor dem neuen Feuerwehrhaus in Aichach benennt. Er wird in diesem Jahr eingeweiht.
    Nach dem früheren langjährigen Vorsitzenden Heinz Neumaier ist der Platz vor dem neuen Feuerwehrhaus in Aichach benennt. Er wird in diesem Jahr eingeweiht. Foto: Erich Echter

    Aichach-Oberwittelsbach Das vergangene Jahr ist für die Freiwillige Feuerwehr Aichach von den Einsätzen her ein „ruhiges Einsatzjahr“ gewesen. So äußerte sich bei der Mitgliederversammlung am Dienstag im Burghof in Oberwittelsbach Kommandant Michael Sieber: „Wir wurden von sogenannten Großschadenslagen weitestgehend verschont.“

    Sieber sprach in seinem Bericht einen neuen Trend an. Demnach wird die Feuerwehr immer mehr zum Hausmeister für den Einzelnen: „Egal ob die kleine Hausspinne, ein Ameisenhaufen im Garten nach viel Regen oder die zugefallene Wohnungstüre, für alles muss mittlerweile die

    Nach Ansicht des Kommandanten ist es nicht nachvollziehbar, dass der Landesfeuerwehrverband mit der Landespolitik eine Erweiterung des Rentenalters im Feuerwehrdienst auf 65 Jahre mitträgt. Sieber schlug kritische Töne an: „Vielleicht ist es auch nicht mehr zeitgemäß, eine Pflichtaufgabe der Kommunen auf freiwilliger Basis umzusetzen. Die Wertschätzung des Ehrenamtes hat in der heutigen Zeit einen anderen Stellenwert als früher. Fast täglich kann man Meldungen nachlesen, in denen Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten in ihrer Arbeit von Personen angegangen und bedroht werden. Eine Stärkung des Ehrenamts erfolgt nicht durch eine Ehrenamtskarte, wo mir beim Einkaufen das Gefühl der Bettelei vermittelt wird.“ Der Kommandant plädierte dafür, ehrenamtlich Tätigen eine Rente zu gewähren.

    In einer Gemeinschaftsaktion wurde der Heinz-Neumaier-Platz fertig angelegt. In diesem Jahr ist die Einweihungsfeier vorgesehen. Bei den Übungen zählte 2016 Patrick Bardenhagen mit 59 Besuchen, gefolgt von Werner Mayer (53), Robert Schumm (47), Marion Anderl und Philipp Zucht (je 46), Thomas Anderl (45), Alex Lindner (42) und Andreas Köberlein (40) zu den Fleißigsten. Bei der Bombenevakuierung am 25. Dezember in Augsburg waren von der Feuerwehr Aichach 19 Kameraden im Einsatz. Dass sich Ben Bockemühl, wie berichtet, als Kreisbrandrat verabschiedet, kommentierte Sieber so: „Wir müssen die Entscheidung respektieren, aber nicht verstehen.“

    Hannes Ziegler, Vorsitzender der Aichacher Feuerwehr, sprach grundsätzliche Themen an. So würden die Ansprüche und Vorgaben von Jahr zu Jahr anspruchsvoller und zeitaufwendiger: „Bürokratische Vorstellungen und Anweisungen machen unsere Arbeit nicht leichter. Ich stelle mir oft die Frage: Wer kann dies noch in der Freizeit bewältigen neben seinem Beruf? Immer mehr Arbeiten werden von oberster Stelle auf die Feuerwehren delegiert.“ Wie Ziegler weiter ausführte, suche man „händeringend Kameradinnen und Kameraden“. Skeptisch steht er Plänen gegenüber, eine Kinderfeuerwehr in Bayern ins Leben zu rufen. Dann wandte er sich direkt an Peter Tomaschko, der erstmals bei dieser Versammlung erschienen war: „Tragen auch Sie in München Ihren Teil dazu bei, dass das Ehrenamt auch in Zukunft ein Ehrenamt sein kann und nicht durch zeitaufwendige bürokratische Entscheidungen, ja, ich muss es sagen, kaputt gemacht wird.“

    Bürgermeister Klaus Habermann betonte: „Dieses Ehrenamt ist kein normales Ehrenamt.“ Für den zeitlich unplanbaren Dienst sei die Ehrenamtskarte keine adäquate Anerkennung. Habermann beendete sein Grußwort mit der Aussage: „Wir sind stolz auf unsere Wehr.“

    Kreisbrandrat Bockemühl unterstrich die Bedeutung der Aichacher Feuerwehr für die Sicherheit im nördlichen Landkreis. Es sei wahnsinnig schwierig, vernünftige Lösungen für das Personal zu finden: „Der demografische Wandel wird für uns alle die größte Herausforderung sein.“ Dann ging Bockemühl auf seinen Wechsel nach Villingen-Schwenningen ein: „Am liebsten würde ich euch alle mitnehmen.“ Dass dieser Wunsch nicht zu verwirklichen ist, bezeichnete er als die größte bittere Pille.

    Es sei heute nicht selbstverständlich, sich neben anderen Aufgaben in der Freizeit für die Feuerwehr einzusetzen, gab Peter Meitinger zu bedenken. Der Aichacher Feuerwehrreferent zeigte kein Verständnis dafür, dass das Dienstalter auf 65 Jahre erhöht werden sollte. „Ihr steht hervorragend da“, rief Peter Tomaschko den Aktiven der Aichacher Wehr zu.

    CSU-Landtagsabgeordneter Tomaschko verwies auf die finanziellen Anstrengungen der Staatsregierung. Die Aichacher Führung sollte ihre Anliegen dem Landesfeuerwehrverband vorbringen.

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