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TTZ in Aichach: Außenstelle der Hochschule bekommt neuen Standort

Aichach-Friedberg

Technologietransferzentrum kommt doch nicht auf Züblin-Gelände in Aichach

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    Aus dem Technologietransferzentrum (TTZ) auf dem Betriebsgelände der Firma Züblin Timber im Aichacher Stadtteil Ecknach wird nichts. Die Außenstelle der Technischen Hochschule Augsburg entsteht nun an einem anderen Standort.
    Aus dem Technologietransferzentrum (TTZ) auf dem Betriebsgelände der Firma Züblin Timber im Aichacher Stadtteil Ecknach wird nichts. Die Außenstelle der Technischen Hochschule Augsburg entsteht nun an einem anderen Standort. Foto: Erich Echter (Archivbild)

    Überraschende Wende beim Technologietransferzentrum (TTZ): Die Außenstelle der Technischen Hochschule Augsburg (THA) soll nicht mehr auf dem Gelände des Holzbauspezialisten Züblin Timber im Aichacher Stadtteil Ecknach entstehen. Vor einem Jahr war dort der Spatenstich mit vielen Festgästen und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) gefeiert worden. Wie das Landratsamt mitteilte, soll das TTZ an einem anderen Standort eingerichtet werden.

    Dieser liegt wenige Kilometer entfernt im Gewerbepark Acht300 zwischen Aichach und Dasing. Unternehmer Hannes Ankner bestätigte auf Anfrage Informationen unserer Redaktion, wonach das TTZ in der Lagerhalle seiner Metallbaufirma im Dasinger Ortsteil Laimering angesiedelt werden soll. Sie war während der Corona-Pandemie als Impfzentrum, später als Übergangsbleibe für Geflüchtete und zuletzt zur Unterbringung der Bundeswehr während des Hochwassers genutzt worden.

    Beim TTZ soll es um digitales und nachhaltiges Planen und Fertigen im Bauwesen gehen

    Wie berichtet, versprechen sich Politik, Wissenschaft und regionale Wirtschaft viel von dem TTZ. Die Ansprachen der Redner beim Spatenstich vor einem Jahr waren mit Superlativen gespickt gewesen.

    Mit Technologietransferzentren will der Freistaat die Innovationskraft des Mittelstandes besonders im ländlichen Raum stärken und in Kooperation mit ortsansässigen Unternehmen anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung betreiben. Beim TTZ, das auch im Gewerbepark Acht300 eine Aichacher Postleitzahl haben wird, geht es um digitales und nachhaltiges Planen und Fertigen im Bauwesen, insbesondere im Beton- und Holzbau. Landkreis und Stadt tragen in den ersten fünf Jahren die Kosten für Räume und Infrastruktur.

    Landratsamt: Räumliche Anforderungen am bisherigen Standort nicht realisierbar

    In der Pressemitteilung des Landratsamtes wird der Standortwechsel mit räumlichen und technischen Anforderungen begründet, die „am geplanten Standort nicht realisierbar“ seien. Das hätten Gespräche mit allen Beteiligten gezeigt. Unter anderem brauche es für Fertigungsroboter meterdicke Betonfundamente mit bis zu zehn Metern Länge. Auch Möglichkeiten zum Heben von Lasten mit Gewichten von bis zu 20 Tonnen seien erforderlich. „Daher musste man sich einvernehmlich von diesem Standort verabschieden.“ Hinter vorgehaltener Hand ist aus informierten Kreisen zu hören, dass auch die Mietkosten eine Rolle spielten.

    Das Technologietransferzentrum (TTZ) soll nun in der Lagerhalle der Metallbaufirma von Hannes Ankner im Dasinger Ortsteil Laimering entstehen. Die Halle hatte während der Corona-Pandemie als Impfzentrum und später als Übergangsbleibe für Geflüchtete gedient.
    Das Technologietransferzentrum (TTZ) soll nun in der Lagerhalle der Metallbaufirma von Hannes Ankner im Dasinger Ortsteil Laimering entstehen. Die Halle hatte während der Corona-Pandemie als Impfzentrum und später als Übergangsbleibe für Geflüchtete gedient. Foto: Ute Krogull (Archivbild)

    Die fachliche Kooperation zwischen dem TTZ und Züblin soll allerdings fortgeführt werden. Michael Stiegeler von Züblin wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir bedauern es sehr, dass wir trotz aller Bemühungen dem TTZ nicht die für den Start und eine mögliche Weiterentwicklung notwendigen Flächen auf unserem Areal bieten können. Über die bereits bestehenden Kontakte zum TTZ und zur THA und die künftige enge Zusammenarbeit freuen wir uns aber sehr.“

    Landrat sieht neuen Standort des Technologietransferzentrums positiv

    Die Lagerhalle bietet der Mitteilung zufolge dem TTZ nun „nahezu perfekte Voraussetzungen (...). Die Halle verfügt über zwei Zehn-Tonnen-Portalkräne und ermöglicht beispielsweise den Zu- und Abtransport von großen Bauteilen durch Sattelzüge“.

    Landrat Klaus Metzger sagt der Mitteilung zufolge: „Dass die Absprachen zur Ansiedlung eines TTZ in Aichach nun etwas länger gedauert haben, ist zwar nicht ideal.“ Doch nun könnten „alle räumlichen, technischen und organisatorischen Anforderungen der THA bestens zukunftsfähig realisiert werden“. Auf Nachfrage nennt er einen weiteren Aspekt: Die Halle im Gewerbepark sei an jedem Tag zu jeder Zeit verfügbar, auch an Wochenenden. Die Zusammenarbeit mit Züblin Timber sei trotzdem möglich. Für den Landkreis sei der neue Standort kostenneutral.

    Projektarbeit für TTZ läuft im Hintergrund an

    Prof. Frank Danzinger, Vizepräsident für Technologie und Innovation der Hochschule Augsburg, argumentiert: „An dem jetzt realisierbaren Standort hat das TTZ ideale Bedingungen.“ Dort habe man auch die Möglichkeit, Forschungsanlagen und Experimentierfelder zu erweitern.

    Im Hintergrund läuft die Projektarbeit an, die am TTZ fortgesetzt werden soll. TTZ-Geschäftsführerin Mareile Hertel und Jessica Hövelborn, Pressereferentin an der THA, verweisen auf Projektideen, die aus der gut besuchten Kick-off-Veranstaltung im Herbst 2023 in Blumenthal hervorgegangen seien.

    Aichachs Bürgermeister: „Uns hätte TTZ auf dem Gelände von Züblin Timber gut gefallen“

    „Einige der Projektideen konkretisieren wir aktuell gemeinsam mit Kooperationspartnern, weitere Projekte bahnen wir aktuell mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung an.“ In einem davon gehe es um die Entwicklung querschnittsoptimierter Geschossdecken, um in Gebäuden künftig weniger Baustoffe einsetzen zu müssen. Im Forschungsbereich digitaler Holzbau gehe es aktuell um ein Projekt, in dem mit innovativer Software und Künstlicher Intelligenz versucht werde, aus Verschnittholz ressourcenschonende Bauteile zu entwickeln. Geforscht werde unter anderem an alternativen Leichtbaukonstruktionen im Massivbau mit einem nachhaltigen Materialmix aus klimafreundlichen Bindemitteln in Kombination mit Faserbewehrung.

    Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann äußert Verständnis für den Standortwechsel. Dennoch bedauert er ihn: „Uns hätte ein TTZ auf dem Gelände der Firma Züblin Timber gut gefallen, zumal diese im Bereich Holzbau zu den Marktführern zählt.“ Die Zusammenarbeit zwischen Züblin und TTZ werde aber dennoch funktionieren. Wichtig sei, dass es nun vorangehe. Das Projekt sei eine gute Sache. Habermann zufolge hat inzwischen die Technische Universität (TU) München angekündigt, sich ebenfalls einbringen zu wollen.

    Hannes Ankner: „Es ist wichtig, dass das TTZ hier bleibt“

    Hannes Ankner sagt: „Es ist wichtig, dass das TTZ hier bleibt. So etwas nimmt man mit Handkuss.“ Das sei ohnehin sinnvoller, als die Halle gegen Steuergeld zu vermieten, ohne dass sie noch zur Unterbringung Geflüchteter benötigt werde. Er sieht die Hochschul-Außenstelle „wie eine kleine Versuchsabteilung“, die sich viele mittelständische Betriebe niemals leisten könnten. Er zählt eine Reihe von Beispielen aus seinem Unternehmen auf, wofür dieses derzeit noch externe zertifizierende Stellen benötigt: darunter Bruchproben, Schweißversuche oder Spektralanalysen.

    Karl Moser, früherer Chef von Holzbau Merk: „Enttäuscht und verärgert“

    Karl Moser, früherer Chef des Züblin-Timber-Vorgängers Holzbau Merk, zeigt sich auf Anfrage „enttäuscht und verärgert“ über den TTZ-Standortwechsel. Er hatte bei dem Projekt als wichtiger Türöffner fungiert und geholfen, die Kooperation mit Züblin einzufädeln. „Das TTZ wäre in Aichach ideal gewesen.“ Auf dem Züblin-Gelände hätten Tür an Tür wissenschaftliche Erkenntnisse gelehrt und praktisch erforscht werden können. Die schweren Lasten, die als einer von mehreren Gründen für den Standortwechsel genannt werden, „hätte man in Aichach mit anderen Mitteln auch händeln können“, ist er überzeugt. Die jetzt anvisierte Lagerhalle sei „von der Immobilie her gut“. Aber auf dem Züblin-Gelände hätte man „alle Leute, Werkzeuge und Transportmittel an der Hand“ gehabt. Moser: „In Aichach hätte alles zusammengepasst. Besser geht‘s eigentlich gar nicht.“

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