Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Todtenweis: Am Dorfladen für Todtenweis scheiden sich die Geister

Todtenweis

Am Dorfladen für Todtenweis scheiden sich die Geister

    • |
    Der Dorfladen könnte im ehemaligen Feuerwehrhaus von Todtenweis entstehen.
    Der Dorfladen könnte im ehemaligen Feuerwehrhaus von Todtenweis entstehen. Foto: Katja Röderer (Archiv)

    Bei dieser Frage gehen die Ansichten weit auseinander: Soll in Todtenweis ein Dorfladen entstehen? Bei einer Bürgerversammlung, die sich ausschließlich mit dieser Frage befasste und zu der am Dienstag 40 Interessierte in den Golling-Saal gekommen waren, äußerten sich Befürworter ebenso wie Skeptiker, die keinen Bedarf und somit keinen Sinn darin sehen können. Nach einer Debatte, die über eine Stunde lang dauerte und in einigen Phasen durchaus emotional verlief, steht nur eines fest: Das nächste Wort wird der Gemeinderat haben.

    64 Prozent der Todtenweiser würden im Dorfladen einkaufen

    45 Minuten lang informierte Wolfgang Gröll von der Firma Newway nicht nur über das Vorhaben generell, sondern auch über die Befragung der Bevölkerung, die im November stattfand. Er erklärte zu Beginn: „Wir begleiten nicht nur die Gründerphase, sondern auch die Umsetzung.“ Der Unternehmensberater berichtete darüber, dass die Menschen heute verstärkt auf Produkte aus der Region vertrauen und die jüngere Generation mehr Wert legt auf gesunde Ernährung. Bei der Befragung gaben 64 Prozent an, sie würden in Todtenweis einkaufen. Gröll folgerte daraus: „Das reicht zum Überleben.“

    Viele Bürger hatten angegeben, sie wollten Erzeugnisse ohne oder nur mit wenig Verpackung einkaufen. Wichtig war auch die Aussage, dass zahlreiche Todtenweiser ihr Interesse bekundet hatten, sich finanziell an dem Projekt zu beteiligen oder im Laden mitzuarbeiten. „Die Leute müssen marktgerecht bezahlt werden“, stellte der Fachmann klar und nannte einen Mindestlohn von elf Euro. Er könnte sich vorstellen, dass man einen jährlichen Umsatz von 300.000 Euro erzielt, das entspräche 5,72 Euro pro Kopf und Woche.

    Der Dorfladen sollte 100 Quadratmeter Verkaufsfläche haben

    Gröll sprach aus seiner langjährigen Erfahrung: „Es genügt nicht, dass man den Laden eröffnet, man muss schauen, dass der Laden interessant bleibt.“ Die Ladenfläche sollte 140 Quadratmeter umfassen, davon sind 100 für den Verkauf vorgesehen. Als Mindest-Eigenkapital nannte er einen Betrag von 45.000 Euro, die maximale Investition würde sich auf 175.000 Euro belaufen. Dann präsentierte er ein Foto, wie der Laden im ehemaligen Feuerwehrhaus aussehen könnte. Gröll bezeichnete es als Klassiker, dass ein Dorfladen einen leichten Überschuss erzielt; das Geld könnte man bei Bedarf in weitere Maßnahmen stecken.

    In einigen Gemeinden Bayerns haben sich Dorfläden inzwischen etabliert.
    In einigen Gemeinden Bayerns haben sich Dorfläden inzwischen etabliert. Foto: Wolfgang Widemann (Symbolbild)

    Seinen Angaben zufolge eröffnen zehn bis 20 neue Läden im Jahr in Bayern; gelegentlich verschwinde einer von der Bildfläche. Wolfgang Gröll stellte einen politischen Aspekt heraus: „Alle Fraktionen im Bayerischen Landtag stehen voll hinter dem Thema.“ Darum gebe es auch für Kleinstunternehmen Fördermittel. Wenn die Babyboomer der Jahrgänge 1957 bis 1970 in Rente gehen, würden die nicht mehr an ihrem Arbeitsort einkaufen.

    Nicht nur ein Hofladen-Besitzer sieht die Pläne für einen Dorfladen kritisch

    Seit gut zwei Jahren führt Kilian Leopold in der Hauptstraße in Todtenweis einen Hofladen. Nun einen Dorfladen ins Leben zu rufen, bezeichnete er als großes Risiko. Nachdem sich einige Besucher kritisch geäußert hatten, bezog Michaela Grammer Stellung für das Vorhaben. Sie berichtete darüber, dass sie bei ihren Einkäufen mit dem Auto unterwegs sei und dabei Sprit und Zeit verbrauche. Viktoria Furtak hatte von 1974 bis 1984 einen Laden in Todtenweis geführt: „Das ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen.“ Außerdem könnte man auch Kinder zum Einkaufen schicken.

    Mit einem Dorfladen hätte die Gemeinde einen Klotz am Bein, rechnete hingegen Bernhard Riß vor, der als Bürgermeister kandidiert. Er befürchtet eine finanzielle Belastung für die Kommune: „Wir haben sehr viele Sachen, die sehr viel Geld kosten.“ Gröll entgegnete: „Es muss kein Dorfladen kommen.“ Würde man sich für ihn entscheiden, müsse der sich selber tragen: „Da sehe ich keine primäre Belastung der Gemeinde.“ Anneliese Reich erinnerte daran, dass viele vor fünf Jahren auch dem Fahrdienst Theo skeptisch gegenübergestanden seien: „Jetzt lobt ihn jeder.“ Wie Bürgermeister Konrad Carl erklärte, erhält Newway für die Mithilfe in der Findungsphase 9000 Euro, rund die Hälfte davon müsse die Gemeinde Todtenweis tragen. Ulrich Siegmund könnte sich vorstellen, dass der Dorfladen kommt: „Wenn es Leute gibt, die Verantwortung übernehmen. Wichtig ist, dass die Gemeinde kein Risiko eingeht.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden