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Tiere: Babyboom im Storchennest

Tiere

Babyboom im Storchennest

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    In Bachern brüten die Störche auf einem Elektromast, den die Lechwerke eigens gesichert haben.
    In Bachern brüten die Störche auf einem Elektromast, den die Lechwerke eigens gesichert haben.

     Im Juni erlebten Störche dramatische, verhagelte Tage rund um den Ammersee. Einige Jungetiere starben im Unwetter. Werner Burkhart vom Landesverband für Vogelschutz sagt: „Das Gefährliche sind heftige Hagelschauer“. Wenn es während der Schafskälte draußen feucht wird und die Temperaturen sinken, sei das immer „ein Riesenproblem“ für die Tiere. Im Landkreis Aichach-Friedberg verlief die gefürchtete Schafskälte in diesem Jahr jedoch vergleichsweise milde. Den fünf Storchenpaaren geht es gut.

    Das freut auch Gerhard Mayer, der die Vögel seit langem beobachtet. Der Experte hat unter anderem in den 90er Jahren als Koordinator und Kartierer am Atlas Brutvögel in Bayern für den Landkreis Aichach-Friedberg gearbeitet. „Wir haben so viele Junge wie noch nie im Landkreis“, berichtet er heuer. 1996, als die Aufzeichnungen für den Atlas gerade begonnen hatten, lebte nur ein einziges Storchenpaar in der Region in Pöttmes.

    Kalte Phase gut überstanden

    In diesem Jahr war es zwar Ende März und Anfang April noch sehr kalt, weshalb die Brut einiger Graureiher wahrscheinlich erfroren ist. Die Störche, die ihre Eier etwas später in ihre Nester legten, hatten diese sehr kalte Phase beim Brüten dann jedoch nicht mehr zu überstehen. Wie Mayer berichtet, war in Dasing oder Grimolzhausen an kühleren Tagen zu beobachten, wie sich die brütenden Elterntiere ganz dicht auf das Nest setzten, um ihre Eier vor Kälte zu schützen.

    Das hat sich gelohnt. Die Pöttmeser Störche füttern gerade fünf Junge durch, im Ortsteil Grimolzhausen und in Aichach warten jeweils drei junge Vögel im Nest auf Nahrung und in Dasing sind sogar vier kleine Störche aus den Eiern geschlüpft. Nur in Bachern hat es ein Jungtier nicht geschafft. Gerhard Mayer vermutet, dass der Nachzügler aus dem Nest geworfen wurde.

    Noch ist der Storchennachwuchs im Wittelsbacher Land nicht flügge. Mayer geht aber davon aus, dass die Jungstörche in den kommenden Tagen und Wochen erste Flugversuche unternehmen werden. Ohnehin dürfte es bald eng werden im Nest der siebenköpfigen Storchenfamilie in Grimolzhausen oder bei den sechs Tieren im Dasinger Horst. Nicht selten ziehe Vater Storch dann eine Weile auf das Dach des Nachbarhauses, erzählt Mayer.

    Lange muss er dort wahrscheinlich nicht ausharren. Die Jungen stehen in diesen Tagen auf den Nestern und trainieren die Flügel für den Jungfernflug. Der kann auch mal einige Stunden dauern. „Erst wenn der Letzte glücklich seinen Jungfernflug bestanden hat, können wir eine Bilanz ziehen“, sagt Mayer.

    40 junge Störche wurden in 15 Horsten im Augsburger Land gezählt. Die Jungstörche in Gablingen sind den anderen meist eine Schnabelspitze voraus: Schon seit Mitte Juni fliegen sie aus, oft mit den Storcheneltern, und suchen auf der Wiese nach Futter. Grashüpfer und Regenwürmer stehen auf dem Speiseplan, doch die Vögel lauern auch vor Maulwurfshügeln und Mauselöchern auf Beute.

    Die Faszination für die Tiere beginnt für Mayer aus großer Distanz. Das gehe los beim Feststellen der Ringnummern. „500 Tele braucht man da, also die große Kanone“, sagt der Vogelfreund und meint eine gute Kamera und ein scharfes Teleobjektiv. Denn „die Störche stellen sich ja nicht von sich aus so hin, dass man den Ring gut lesen kann“.

    Der Wohnraum wird knapp

    Derzeit wird auch für Störche der Wohnraum knapp. Die heimische Population hat zu wenig Stammnester. So spielen sich im Frühjahr Horstkämpfe ab. Die jungen Vögel erreichen nach drei Jahren die Geschlechtsreife, im Streit mit den Platzhirschen haben sie oft das Nachsehen. So setzt sich der 18-jährige Dasinger Storch immer wieder gegen jüngere Nestanwärter durch.

    Doch es gibt neue Chancen. Vor drei Jahren waren die Störche von Fischach nach Willmatshofen umgezogen. Krähen hatten ihnen das Leben schwer gemacht. In das leere Nest in

    Zwei Wildstörche hatten sich Anfang Mai im Augsburger Zoo eingenistet. Sie stammen laut Mayer möglicherweise aus Mering, wo sie auf einem aktiven Kamin nicht brüten konnten. Doch im Zoo gab es einen Flugunfall. Statt auf einem Buchenstamm landete das Männchen im Steinbockgehege. Es überlebte mit schweren Verletzungen und konnte nicht fliegen. Der Vogel wurde gepflegt – doch als er genesen war, hatte sich das Weibchen verabschiedet. Erforschen und erhalten lautet Mayers Motto und das vieler ehrenamtlicher Nestbetreuer, Beobachter und Liebhaber, die ihre Daten gerne zur Verfügung stellen. Wenn man einmal angefangen habe, könne man nicht mehr aufhören, sagt Mayer. 

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