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Sportporträt: Nie mehr hungern

Sportporträt

Nie mehr hungern

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    Engagiert an der Matte, so kennt man Oguz Özdemir. Der Ringer-Trainer des TSV Aichach hat vor Kurzem die A-Lizenz erhalten.
    Engagiert an der Matte, so kennt man Oguz Özdemir. Der Ringer-Trainer des TSV Aichach hat vor Kurzem die A-Lizenz erhalten. Foto: Archivfotos: Thurner

    Aichach Seine Karriere als Ringer hat Oguz Özdemir, 31, bereits beendet. Doch als Trainer des TSV Aichach hat er noch Träume. In die 2. Bundesliga würde er sein Team gerne führen. Bis dahin wäre freilich noch eine längere Wegstrecke zurückzulegen. Der Aufstieg in die Bayernliga ist zwar nahezu perfekt. Die nächsten Stationen hießen Oberliga und 2. Liga. Wie schwierig es ist, dieses Vorhaben zu verwirklichen, das ist Özdemir sehr wohl klar: „Irgendwo fehlt dafür das Geld.“

    Einen Trainer mit der nötigen Qualifikation hätten die Aichacher bereits. Der 31-jährige Türke Özdemir hat kürzlich die A-Lizenz abgelegt und könnte somit alle Traineranforderungen auf dieser Ebene erfüllen, selbst die in der Bundesliga. Zu einem höherklassigen Klub zieht es Özdemir dennoch nicht. Kein Thema sei dies für den Industriekaufmann: „Es passt in der Abteilung, es passt im Verein. Wir sind eine Familie“, sagt er.

    In Aichach wurde Özdemir geboren, die türkische Staatsbürgerschaft hat er behalten. Seine Heimatsprache beherrscht er nach wie vor, sein Deutsch darf man als perfekt bezeichnen; die Integration war somit kein Problem für ihn. Vater Cengiz, sieben Mal türkischer Meister, hat ihn zum Ringen gebracht, so mit drei Jahren begann er sich bereits für diesen Sport zu begeistern. Weitere wichtige Bezugspersonen wurden für ihn Robert Held, der TSV-Abteilungsleiter, Peter Thurner und Rudi Reitmeir.

    Nach Verletzungen keine Wettkämpfe mehr bestritten

    „Ringen hat viel mit Disziplin zu tun, das hat mich mein Leben lang geprägt. Da stehst du allein auf der Matte.“ Oguz Özdemir gerät so richtig ins Schwärmen, wenn er über diesen Sport referiert. Eine Wahnsinnsmischung aus Kraftausdauer, Schnelligkeit und Explosivität sei das. „Es gibt keine andere Sportart, die so was hat“, sagt Özdemir.

    1,65 Meter ist er groß, in seiner besten Zeit brachte er zwischen 63 und 66 Kilo auf die Waage, heute sind es 78. 2006 musste er die Wettkämpfe beenden, nach einer Reihe von Verletzungen und Operationen. Seither braucht Özdemir nicht mehr streng auf sein Gewicht zu achten: „Ich habe es damals geschafft, vier Tage nichts zu essen und zu trinken. Aber ich hatte nicht die Disziplin, übers Jahr hinweg weniger zu essen.“ Darum musste er oft genug unter großen Mühen abnehmen. Speziell bei seinem Gastspiel in Hof von 2000 bis 2005, wo er in der Oberliga und in der 2. Bundesliga um Punkte rang.

    Zurück in Aichach meinte Robert Held, er solle das Training übernehmen, „solange bis wir einen neuen haben“. Bei dieser Lösung ist es bis heute geblieben. Bereits mit 19 Jahren engagierte sich Özdemir, heute verheiratet und Vater einer Tochter, als Trainer. Besonderen Spaß macht es ihm, den Nachwuchs an seinen Sport heranzuführen. Viermal in der Woche steht er auf der Matte und gibt Instruktionen, bei Bedarf auch öfter.

    „Talent ist nicht alles“, versichert der ehemalige Freistilspezialist und freut sich, dass er zusammen mit Nikolai Hermann 27 Nachwuchsathleten betreuen darf. Moritz Oberhauser, der zu Hallbergmoos gewechselt ist, nennt er als Beispiel dafür: „Der hat sich alles erarbeitet, der macht fünf, sechs Einheiten die Woche.“

    Özdemir glaubt an eine Zukunft der Sportart Ringen. Es gebe immer ein Auf und Ab, sagt er, weiß aber auch: „Die Mitgliederzahlen sind rückläufig.“ Dieser Trend gelte bundesweit, der TSV Aichach sei davon aber nicht betroffen. Die Regeländerungen stören Özdemir, sie würden das Interesse mindern. Zudem gebe es wenige Charaktere, die sich quälen könnten. „Wenn ich besser sein will als die anderen, muss ich mehr tun. Mein Credo war immer: Der zweite Platz ist der erste Verlierer.“ Diesen Leitspruch hat Oguz Özdemir verinnerlicht und vermittelt ihn den vielen Ringern, die er betreut.

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