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Schießen-Luftpistole: Schönbacher Höhenflug: Team aus 300-Seelen-Dorf kämpft um 2. Bundesliga

Schießen-Luftpistole

Schönbacher Höhenflug: Team aus 300-Seelen-Dorf kämpft um 2. Bundesliga

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    Schießen Klaus Hopfensitz (links) und Andreas Stadlmayr holten mit den Luftpistolenschützen von Grüne Eiche Schönbach die Meisterschaft in der Bayernliga.
    Schießen Klaus Hopfensitz (links) und Andreas Stadlmayr holten mit den Luftpistolenschützen von Grüne Eiche Schönbach die Meisterschaft in der Bayernliga. Foto: Sebastian Richly

    Ganz allein musste Andreas Stadlmayr die letzten Schüsse der Saison bestreiten. Seine Teamkollegen von Grüne Eiche Schönbach hatten den Wettkampf schon längst beendet und auch seine Gegnerin bereits vorgelegt. Nervös war Stadlmayr nicht, im Gegenteil zu seinen Luftpistolenkollegen, die tatenlos zusehen mussten. Nach dem letzten Schuss hielt der Anhang aus dem Hollenbacher Ortsteil kurz inne, danach wurde gejubelt. Am Schießstand sollte man eigentlich nicht rennen, doch in diesem Moment eilten die Schönbacher Schützen zu ihrem Mannschaftsführer, der soeben den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt gemacht hatte. Grüne Eiche holte sich die Meisterschaft in der Bayernliga und kämpft nun um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie die Chancen stehen, was das kuriose Erfolgsgeheimnis ist und was die höhere Klasse für Neuerungen mit sich bringen würde.

    Die erfolgreiche Mannschaft von Grüne Eiche Schönbach: (von links) Klaus Hopfensitz, Jörg Seckler, Sebastian Hammer, Andreas Stadlmayr, Daniel Baumbach und Viktor Baumbach.
    Die erfolgreiche Mannschaft von Grüne Eiche Schönbach: (von links) Klaus Hopfensitz, Jörg Seckler, Sebastian Hammer, Andreas Stadlmayr, Daniel Baumbach und Viktor Baumbach. Foto: Johann Riß

    Dieser Erfolg ist umso erstaunlicher, da die Mannschaft vor sechs Jahren noch auf Gauebene schoss. Schon damals dominierte das Team, scheiterte aber viermal in Folge knapp am Aufstieg. Danach gab es aber kein Halten mehr. In der Bezirksliga wurde Schönbach auf Anhieb Meister, in der nächsthöheren Oberbayernliga reichte es zwar nur für die Vizemeisterschaft, doch aufgrund von coronabedingten Rückzügen dürfte Grüne Eiche in der Bayernliga antreten. Dort steigerte sich der Außenseiter von Jahr zu Jahr und holte nun sensationell den Titel. "Das ist schon verrückt. Damit hätten wir niemals gerechnet. Wir wollten eigentlich nur unser Bestes geben und schauen, was dabei herauskommt", erklärt Sebastian Hammer, mit 28 Jahren Jüngster im Team. 

    Schönbacher Eigengewächs ist Nummer drei der Liga

    Das Schönbacher Eigengewächs belegte mit durchschnittlich 373,21 Ringen Platz drei der gesamten Liga. Damit war er bester Schönbacher, wobei Teamkollege Jörg Seckler mit 373,07 Ringen nur minimal schlechter war. "Wir pushen uns immer gegenseitig und liegen eng beieinander. Eigentlich ist es egal, wer auf Position eins schießt. Wir versuchen, immer unser Bestes zu geben", so Seckler, der schon zuvor sehr erfolgreich als Einzelschütze war. Für seinen Heimatverein Untergriesbach fuhr er zahlreiche Meistertitel ein. Als die Schönbacher in die Oberbayernliga aufstiegen und einen fünften Mann brauchten, schloss sich der Aichacher dem Team an. 

    Sebastian Hammer ist der Jüngste im Schönbacher Team und belegte ligaweit Rang drei.
    Sebastian Hammer ist der Jüngste im Schönbacher Team und belegte ligaweit Rang drei. Foto: Sebastian Richly

    Erst seit vergangener Saison ist Klaus Hopfensitz dabei. Der mit 53 Jahren Älteste im Team schnupperte zuvor in Scheuring bereits Bundesligaluft. "Der Aufwand war aber irgendwann zu groß und dann kam die Anfrage aus Schönbach. Ich kannte die Jungs natürlich und so hat sich das ergeben", so der Gallenbacher, der ligaweit auf Rang 13 liegt. Auf Position vier schießt Viktor Baumbach und Stadlmayr komplettiert als Kapitän das Quintett. "Natürlich war ich nervös. Alle Augen waren auf mich gerichtet und viel Zeit hatte ich auch nicht mehr. Vor dem letzten Schuss habe ich kurz abgesetzt, durchgepustet und abgedrückt", so der 31-Jährige, der schon in der Jugend mit Sebastian Hammer erfolgreich im Team schoss. 

    Wenn man die Schönbacher nun nach ihrem Erfolgsgeheimnis fragt, bekommt man eine unübliche Antwort: "Wir machen uns keinen Druck. Wenn es gut ist, dann ist es so, aber wenn wir mal schlecht sind, geht die Welt auch nicht unter. Wir wollen einfach Schießen und schauen, wofür das reicht", erklärt Jörg Seckler, der auch zugibt. "Die Trainingsfleißigsten sind wir ganz sicher nicht. Dass alle gemeinsam trainieren, kommt auch eher selten vor. Das unterscheidet uns von den meisten Kontrahenten, die die Sache deutlich ernster nehmen als wir."

    Schönbacher Schützen kämpfen um den Aufstieg

    Umso größer war der Jubel nach der überraschenden Meisterschaft. Nach der Ankunft am heimischen Schützenheim nach der langen Fahrt von Kempten, staunte das Quintett aber nicht schlecht, dass die Fans extra ein Banner mit der Aufschrift "Meister Bayernliga" aufgehängt hatten. "Es war ein schöner Abend, natürlich haben wir das gefeiert", erinnert sich Stadlmayr. 

    Die Fans hatten für die Meistermannschaft von Grüne Eiche Schönbach extra ein Plakat gemacht beim Empfang am heimischen Schützenheim.
    Die Fans hatten für die Meistermannschaft von Grüne Eiche Schönbach extra ein Plakat gemacht beim Empfang am heimischen Schützenheim. Foto: Jörg Seckler

    Ähnlich dürfte es zugehen, wenn die Schönbacher am Wochenende den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen würden. Dann stehen die Qualifikationswettkämpfe in Hochbrücke bei München an. Auf der Olympiaschießanlage treten die jeweils zwei besten der vier Bayernligen sowie die Abstiegskandidaten aus der 2. Bundesliga an die Schießstände. Am Ende sind die Plätze aber sehr umkämpft. "Wir müssten einen guten Tag erwischen, aber möglich ist es auf jeden Fall, wenn man die Ergebnisse aus der Saison nimmt". Anders als im Ligabetrieb wird beim Aufstiegswettkampf nicht in Duellen um Punkte geschossen, sondern es zählt die Gesamtringzahl aller Schützen. In zwei Durchgängen wird einmal vormittags, einmal nachmittags geschossen.

    Sollte sich das kleine Schönbach mit seinen rund 300 Einwohnerinnen und Einwohnern durchsetzen, würde sich in der kommenden Saison einiges ändern. Dann bräuchten die Schönbacher einen offiziellen Trainer. "Dann müssten wir schauen, wie wir das machen. Die Fahrten werden dann weiter und der Aufwand größer. An Erfahrung würden wir sicher gewinnen, aber vermutlich gehören wir rein vom Verein her, eher in die Bayernliga", so Klaus Hopfensitz. "Allerdings werden wir auch in der 2. Bundesliga alles geben und sehen, wofür es reicht. Natürlich werden wir da nur um den Klassenerhalt schießen", ergänzt Jörg Seckler. Das kennen die so erfolgsverwöhnten Grüne-Eiche-Schützen so gar nicht mehr. 

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