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Interview: Vor Bundesliga-Relegation: So geht Fortunas Daferner mit der Jokerolle um

Interview

Vor Bundesliga-Relegation: So geht Fortunas Daferner mit der Jokerolle um

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    Der Pöttmeser Christoph Daferner kämpft mit Fortuna Düsseldorf in der Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga.
    Der Pöttmeser Christoph Daferner kämpft mit Fortuna Düsseldorf in der Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga. Foto: David Inderlied

    Herr Daferner, am Donnerstag beginnt die Relegation mit dem Auswärtsspiel in Bochum. Wie groß ist die Anspannung?
    CHRISTOPH DAFERNER: Die Anspannung ist auf jeden Fall da. Aber wir sind ganz gut vorbereitet, haben eine gute Rückrunde gespielt und gehen mit Rückenwind in die Spiele. Natürlich hätten wir es gerne direkt geschafft, aber dafür hat es nicht gereicht. Das ist für uns aber auch fein. Es ist eine Riesenchance, weil wir etwas zu gewinnen haben.

    Der potenzielle Aufsteiger hat also einen Vorteil, oder?
    DAFERNER: Vor zwei Jahren habe ich mit Dresden in der Abstiegsrelegation gespielt. Ich muss zugeben, dass damals der Druck sehr hoch war. Das war etwas anderes, weil du etwas zu verlieren hast. Das war vom Feeling her komplett anders. 

    Apropos, ist es für Sie ein Vorteil, schon einmal in der Relegation gestanden zu haben?
    DAFERNER: Ich weiß, dass es kein gutes Gefühl ist, wenn du absteigen kannst. Wir können wirklich mit breiter Brust auftreten und das werde ich den Jungs auch mitgeben. Wir müssen positiv reingehen. 

    Wie viel würde der Aufstieg dem Verein aber auch Ihnen persönlich bedeuten?
    DAFERNER: Dem Verein und den Fans würde es sehr viel bedeuten. Düsseldorf ist die Landeshauptstadt und Fortuna ein Traditionsverein mit vielen Fans. Für mich persönlich wäre es sehr wichtig. Dann hätte ich zwei Aufstiege in meiner Karriere stehen. Für solche Erlebnisse spielt man Fußball.

    Der 26-Jährige haut sich bei der Fortuna für die Mannschaft rein, auf seinen ersten Treffer für Rheinländer wartet Christoph Daferner aber nach wie vor.
    Der 26-Jährige haut sich bei der Fortuna für die Mannschaft rein, auf seinen ersten Treffer für Rheinländer wartet Christoph Daferner aber nach wie vor. Foto: Roland Weihrauch/dpa

    Was macht den Verein Fortuna aus?
    DAFERNER: Die Stimmung ist sehr positiv und respektvoll. Wir hatten zu Beginn der Rückrunde auch eine schwächere Phase, aber die Fans haben uns nie kritisiert, sondern angefeuert. Ich habe auch schon andere Erfahrungen gemacht in den letzten Jahren.

    Was macht die Mannschaft aktuell so stark?
    DAFERNER: Wir haben eine eingespielte Mannschaft mit vielen Spielern im besten Fußballer-Alter. Die Mischung aus Jung und Alt stimmt. Wir haben Jungs dabei, die in ihren Nationalmannschaften spielen und Bundesliga-Erfahrung mitbringen. Außerdem haben wir einfach eine hohe Qualität. Die Mannschaft ist zudem eingespielt und die Chemie im Team stimmt. Auch die Spieler, die jetzt nicht von Anfang an spielen, bekommen vom Trainerteam hohe Wertschätzung. 

    In Dresden waren Sie Torjäger und Vizekapitän, wie sehen Sie Ihre Rolle aktuell bei der Fortuna?
    DAFERNER: Die ist eine ganz andere. Aktuell versuche ich der Mannschaft, als Einwechselspieler zu helfen und neue Impulse zu geben. Je nach Spielstand versuche ich das Ergebnis mit über die Zeit zu bringen oder vorn für Gefahr zu sorgen. Das ist in Ordnung für mich, ich versuche die Jungs zu pushen, die von Anfang an spielen. 

    Zusätzliche Spiele sind immer eine Belastung, beinahe wäre mit dem DFB-Pokal-Finale noch ein drittes Match hinzugekommen. Wie lange haben Sie sich über die Niederlage gegen Leverkusen geärgert?
    DAFERNER: Nicht lange. Allein im Halbfinale zu stehen, war eine tolle Sache. Natürlich wären wir gerne nach Berlin gefahren, aber ich glaube, gegen Leverkusen kann man verlieren. Das muss man dann auch anerkennen. Die werden vermutlich kein Spiel mehr verlieren. Unsere Fans haben uns trotz des 0:4 gefeiert, da war der Ärger sofort verflogen. Die haben uns aufgebaut und Mut zugesprochen.

    Trotz der Relegation war es für Sie keine leichte Saison. Sie kamen bei Nürnberg nicht mehr zum Zug und wechselten im Winter zur Fortuna. Am Donnerstag wäre also ein guter Zeitpunkt für ihr erstes Tor, oder?
    DAFERNER: Allerdings. Trainer und Mannschaft haben mir schon gesagt, dass ich mir mein erstes Tor für ein ganz wichtiges Spiel aufhebe. Natürlich wurmt es mich, aber ich glaube fest daran. Ich habe die Wertschätzung und auch ohne Treffer eine wichtige Rolle. Es war keine einfache Situation mit dem Wintertransfer, weil ich noch nie während der Saison den Verein gewechselt habe. 

    Als Stürmer gehören Tore aber nun einmal dazu, wie gehen Sie mit dem Druck um?
    DAFERNER: Natürlich beschäftigt man sich damit und schaut sich Videosequenzen an. Ich arbeite jede Woche an mir. Mir geht es auch ohne Treffer gut und ich bin nicht verkrampft. Dennoch würde mir ein Tor gut tun. Ich bin aber auch so von meiner Qualität überzeugt. 

    Beim 1. FC Nürnberg kam der Mittelstürmer nicht in tritt und bekam kaum noch Einsatzzeiten. Im Winter wurde er an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen.
    Beim 1. FC Nürnberg kam der Mittelstürmer nicht in tritt und bekam kaum noch Einsatzzeiten. Im Winter wurde er an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Foto: Daniel Karmann

    Haben Sie im Winter gedacht, dass Sie am Ende der Saison um den Bundesliga-Aufstieg mitspielen werden?
    DAFERNER: Meine Situation war schwierig und daran habe ich nicht gedacht. Es war klar, dass es so nicht weitergehen kann. Düsseldorf war dann eine große Chance für mich. Ich bereue die Entscheidung nicht. 

    Sie leben seit rund fünf Monaten in Düsseldorf, wie haben Sie sich eingelebt?
    DAFERNER: Die Leute im Rheinland sind sehr offen und herzlich. Man kommt leicht ins Gespräch. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sehr positiv sind. Das gilt auch für unsere Fans, etwa nach Niederlagen. Düsseldorf ist eine der schönsten Städte im Westen. Wir fühlen uns sehr wohl, auch wenn die Heimat sechs Stunden entfernt ist. In den fünf Monaten waren wir kein einziges Mal in der Heimat. Zu dritt als kleine Familie machen wir aber das Beste daraus.

    In Dresden wurden Sie beim Einkaufen erkannt, ist das in Düsseldorf auch so?
    DAFERNER: In Düsseldorf ist alles etwas anonymer, was aber auch gar nicht schlecht ist. Hier sollen ja auch einige Prominente leben. Ich empfinde es als sehr angenehm. 

    Aber Pöttmes ist weit weg - was vermissen Sie am meisten?
    DAFERNER: Das Land und die Natur. Wir wohnen mitten in der Stadt, das ist schon etwas anderes. Außerdem vermisse ich meine Familie und Freunde, die ich jetzt länger nicht gesehen habe. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, weil es sportlich sehr gut läuft. Und mittelfristig werden wir wieder in die Heimat ziehen.

    Zurück zur Relegation: Gibt es eigentlich Pläne für die Aufstiegsfeier?
    DAFERNER: Nicht, dass ich wüsste, aber es sollte auch spontan funktionieren. 

    Wäre der Aufstieg vergleichbar mit dem in Dresden?
    DAFERNER: Leider sind wir während Corona aufgestiegen und konnten nicht wie üblich mit den Fans und Familien feiern. Es wäre schon schöner diese Emotionen miterleben zu können.

    Mit Dynamo Dresden gelang Christoph Daferner 2022 der Aufstieg in die 2. Bundesliga.
    Mit Dynamo Dresden gelang Christoph Daferner 2022 der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Foto: Robert Michael/dpa

    Unabhängig vom Ausgang der Relegation - würden Sie gerne bei Fortuna Düsseldorf bleiben?
    DAFERNER: Wir werden uns nach der Relegation zusammensetzen. Es gibt keine Tendenzen. Fakt ist, dass ich in Nürnberg noch zwei Jahre Vertrag habe. Ich fühle mich bei Fortuna sehr wohl und hätte nichts dagegen, weiter hier zu spielen. Aktuell gilt mein Fokus aber der Relegation. 

    Zur Person

    Christoph Daferner,26, stammt aus dem Pöttmeser Ortsteil Immendorf. Beim TSV Pöttmes lernte er das Fußballspielen. In der Jugend war er für den FC Augsburg und den TSV 1860 München. Danach ging es zum SC Freiburg II. Unter Trainer Christian Streich feierte er 2019 sein Bundesliga-Debüt gegen Borussia Dortmund. Anschließend wechselte der Mittelstürmer zum Zweitligisten FC Erzgebirge Aue, für den er gegen Arminia Bielefeld sein erstes Profitor schoss. Nach nur einem Jahr zog es Daferner weiter zu Dynamo Dresden. Mit den Sachsen schaffte der Pöttmeser direkt den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Daferner war mit zwölf Saisontreffern bester Torschütze seines Teams. Auch im Jahr gelangen Daferner 13 Saisontore, doch am Ende verlor Dresden die Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern und stieg ab. Im Sommer 2022 folgte der Wechsel zum 1. FC Nürnberg. Im ersten Jahr kam Daferner noch auf vier Treffer, in der aktuellen Spielzeit kam er zwischenzeitlich gar nicht mehr zum Einsatz und wechselte im Winter auf Leihbasis nach Düsseldorf. Die Fortuna hat eine Kaufoption.

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