Rote Kappe, roter Schal und sogar rote Bierdeckel – bei Georg Moser aus Handzell dominieren die Farben des FC Bayern. Seit 1965 drückt er den Fußballern aus München die Daumen. Beim Besuch in seinem Haus trägt er ein Trikot mit der Nummer zwölf, darunter steht Georg. „Die Bayern vergeben diese Nummer nicht, weil sie für ihre Fans steht. Deshalb habe ich sie ausgesucht.“ In voller Montur geht der 69-Jährige zu den Spielen seines Lieblingsvereins. Ganz in rot gekleidet wird er sich auch am heutigen Freitag auf den Weg in die Allianz Arena nach München machen. Ab 20.30 Uhr empfängt der Rekordmeister die TSG Hoffenheim zum Bundesligastart.
Vorfreude kommt beim Handzeller nicht wirklich auf: „Ich bin skeptisch. Das wird eine schwierige Saison und wir haben es erneut verpasst, den Umbruch einzuleiten.“ Die Verträge der Altstars Arjen Robben und Franck Ribery wurden verlängert, für Moser ein Risiko:. „Ich würde den jungen Spielern eine Chance geben. Wenn es nicht läuft und die beiden auf der Bank hocken, gibt es schnell Stunk.“ Eine weitere Personalie sieht der Handzeller kritisch. „Ich glaube nicht, dass Niko Kovac der richtige Trainer ist. Ich hoffe natürlich, dass ich mich irre.“ Vor dem Auftaktgegner hat er Respekt: „Das wird nicht einfach. Hoffenheim hat viele talentierte Spieler und einen guten Trainer – dennoch tippe ich auf 3:1.“
Porträt: So kam Georg Moser zum FC Bayern München
Für den „normalen“ Fan ist es nahezu unmöglich, an ein Ticket zu kommen. Georg Moser hat seit vielen Jahren eine Dauerkarte und ist seit 1978 Mitglied. „Meine Mitgliedsnummer ist 1410. Früher war das noch anders. Da war noch nicht so viel los und man hat auch meist noch eine Karte bekommen“, erinnert sich der gelernte Schlosser, der mittlerweile in Rente ist. Mittlerweile hat der FC Bayern München rund 300000 Mitglieder. Als Moser ein Roter wurde, war er allerdings ein Außenseiter: „Damals waren Nürnberg und Sechzig die Platzhirsche. Ich war eher ein Exot. Aber mir haben die anderen Teams nicht so gefallen und ich mochte die Farben.“ Seitdem ist der gebürtige Ingstettener (Gemeinde Inchenhofen) dem FC Bayern treu geblieben. Nach eigener Schätzung hat Moser insgesamt 700 bis 800 Spiele des FC Bayern im Stadion verfolgt. „Wenn man die Auswärtsspiele miteinrechnet, kommt das hin.“ Er war 1974 beim Finale des Landesmeistercups in Brüssel. Moser erinnert sich noch sehr gut: „Wir sind mit dem Zug raufgefahren. Wir haben zusammen mit den Fans von Atletico Madrid gefeiert. Keiner hat den anderen verstanden, aber die Stimmung war einfach toll.“ Das Spiel endete 1:1 und es gab ein Wiederholungsspiel zwei Tage später. Das verpasste Moser leider: „Wir sind zurückgefahren und ich wollte unbedingt gleich wieder mit dem Zug hoch. Die anderen haben aber leider nicht mehr mitgemacht.“ Mailand, Madrid und Paris – zu fast allen Finalspielen begleitete der Handzeller sein Team.
Warum in Handzell eine Sitzreihe aus dem Stadion steht
Im Verlauf der Jahre gab es viel zu feiern für Georg Moser. Allerdings erlebte der Handzeller auch einige Rückschläge, wie das legendäre Finale der Champions League 2001, als der FCB in letzter Minute gegen Manchester United in Barcelona verlor. Dabei waren Moser und seine Freunde derart siegessicher gewesen, dass sie sich im Vorfeld Siegershirts machen haben lassen. Die waren dann wertlos, aufgehoben hat er das etwas andere Souvenir trotzdem. Moser hat das legendäre Phantomtor von Thomas Helmer gegen Nürnberg miterlebt und war beim ersten Bundesligaderby der Münchner Kontrahenten dabei. Einen Moment hebt er aber besonders hervor: „Das Champions-League-Finale 2013 in London. Das Stadion ist ein Traum und dann gewinnen wir auch in einem Herzschlagfinale ausgerechnet gegen Dortmund.“ Im Anschluss an dieses einschneidende Erlebnis gründeten Moser und weitere Bayern-Fans aus der Region einen Fanklub. „Mia san Triple“ so der passende Name heißt. Mittlerweile zählt der Fanklub 135 Mitglieder. Moser ist seit fünf Jahren Vorsitzender. „Weil ich schon so lange Bayern-Fan bin, haben sie mich gefragt“, so Moser, der früher beim FC Gundelsdorf kickte.
Auswärtsfahrten sind für den Rentner selten geworden. Dafür ist er bei fast bei jedem Heimspiel in der Allianz Arena und hat dort auch seinen Stammplatz – Nummer 14 auf der Osttribüne. Als der FCB die Sitzschalen austauschen ließ, wurden die Jahreskartebesitzer gefragt, ob sie nicht die alten Sitze gegen eine Spende haben wollen. Moser ließ sich nicht lange bitten. Jetzt ziert eine Viererreihe aus Hartplastik seine Terrasse. Fast in jedem Zimmer hängen Fanartikel des Rekordmeisters. Schon in der Einfahrt wird klar, welche Farbe hier dominiert. Über die Jahre hat Moser allerhand angesammelt. Für seine „Schätze“ hat er sogar ein eigenes Zimmer. Dort hängen im Schrank unzählige Trikots. Die Mannschaftsposter stapeln sich, weil der Platz zum aufzuhängen fehlt. „Meine Frau Gertrud hat dafür zum Glück Verständnis“, sagt er und zieht sich die rote Kappe zurecht. Eine Geschichte könnte er zu jedem einzelnen Fanartikel erzählen.