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Aichach: Angst ist der größte Gegner: Worauf es beim Boxen ankommt

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Angst ist der größte Gegner: Worauf es beim Boxen ankommt

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    Wjatscheslaw Odenbach schaut genau hin, wie seine Schützlinge trainieren. Er korrigiert die Nachwuchsboxer und Nachwuchsboxerinnen beim Training.
    Wjatscheslaw Odenbach schaut genau hin, wie seine Schützlinge trainieren. Er korrigiert die Nachwuchsboxer und Nachwuchsboxerinnen beim Training. Foto: Sebastian Richly

    Wenn die 13-jährige Josefine Berg in den Boxsack schlägt, ist sie voll konzentriert. Bam, bam bam – immer wieder, der Abstand der Einschläge wird geringer. Ihre von Handschuhen geschützten Fäuste hämmern regelrecht auf den Sack ein. Doch schon bald muss die Aichacherin unterbrechen und das Sportgerät festhalten, weil es zu sehr schwingt. Dann geht es wieder von vorne los. Berg ist eine von rund 15 Jugendlichen, die regelmäßig beim TSV Aichach am Boxtraining teilnimmt. Dabei geht es um mehr als bloße Schläge.

    Aus Altomünster, Dasing und Aindling – aus der gesamten Region kommen die Nachwuchsboxer und -boxerinnen nach Aichach, um bei Wjatscheslaw Odenbach zu trainieren. Im Wittelsbacher Land gibt es nur in der Paarstadt eine Abteilung. Früher gab es auch in Friedberg die Möglichkeit zu boxen, wie sich der Trainer erinnert: „Ich musste immer nach Friedberg oder Augsburg fahren, um zu trainieren. Ich habe dann die Abteilung gegründet, um nicht immer so weit fahren zu müssen.“ Seit 2006 wird in Aichach geboxt. Odenbach ist nicht nur Abteilungsleiter und Trainer, sondern auch noch Ringrichter, Organisator und vieles mehr „Ich bin das Mädchen für alles“, so beschreibt er seine Rolle.

    Fast jeden Abend unter der Woche geht es beim 43-Jährigen ums Boxen, wobei ihn mittlerweile weitere Trainerinnen und Trainer unterstützen. Tochter Karolina etwa hat das Frauen-Boxen übernommen. „Männer sind dort nicht erlaubt“, erzählt Odenbach, der bei sich im Nachwuchsbereich einen deutlichen Überschuss an Mädchen hat: „Woran das liegt, weiß ich nicht, aber ich finde es super“, erklärt der Aichacher, der 2023 ein reines Turnier für Mädchen und Frauen in Aichach plant. Insgesamt umfasst die Boxabteilung des TSV rund 110 Mitglieder. Die jüngsten sind sechs Jahre alt, aber auch für die Erwachsenen gibt es ein Angebot.

    Boxen: Unterschied zwischen Training und Wettkampf

    Nur die wenigsten nehmen an offiziellen Wettkämpfen teil. „Das ist nochmal eine andere Herausforderung. Im Training kassiert man normalerweise keine harten Schläge, im Ring ist das eine andere Situation“, erklärt Odenbach. Das weiß auch Julio Carrasco. Er gehört mit seinen 15 Jahren zu den Ältesten. Vier Kämpfe hat der Altomünsterer bislang bestritten, einen Sieg gab es bislang noch nicht. „Aber ich gebe nicht auf. Es ist am Anfang wirklich schwierig. Man muss sich überwinden, selbst in die Offensive zu gehen, und das Risiko eingehen, einen Treffer zu kassieren. Es ist aber nicht so einfach, seine Angst zu überwinden“, so der 77 Kilo schwere Carrasco. Er besucht die zehnte Klasse des Indersdorfer Gymnasiums. Zum Boxen kam er über seinen Onkel: „Ich habe vorher gerungen. Ich mag die körperbetonten Sportarten. Es geht beim Boxen aber nicht um Gewalt, sondern um Fairness. Nach dem Kampf ist alles wieder vergessen. Mir gefällt das Taktische beim Boxen.“

    Julio Carrasco gehört zu den Älteren und nimmt an Wettbewerben teil.
    Julio Carrasco gehört zu den Älteren und nimmt an Wettbewerben teil. Foto: Sebastian Richly

    Auch Wjatscheslaw Odenbach stand früher im Ring und feierte einige Erfolge. Der Aichacher war schwäbischer und bayerischer Meister und nahm sogar an den nationalen Titelkämpfen teil. „Boxen ist in erster Linie harte Arbeit. Man muss die Schlagkombinationen immer wieder trainieren. Und die Taktik ist ganz wichtig. Man muss seinen Gegner analysieren.“ Außerdem spiele die Kondition eine wichtige Rolle. „Drei oder vier Runden können ganz schön lang sein. Das muss man erst einmal durchhalten“, so Odenbach, der selbst bis 2010 aktiv im Ring stand. Der gebürtige Russe (Ural) kam 1999 nach Aichach. Nach seiner aktiven Karriere konzentrierte er sich auf seine Schützlinge. Unter seine Fittiche nahm er auch seine beiden Töchter Karolina und Violetta, die selbst bayerische und deutsche Meistertitel erboxt haben.

    Angst ist der größte Gegner beim Boxen

    Ähnliche Erfolge möchte auch Josefine Berg einmal feiern. Die 13-Jährige ist eines der Talente beim TSV Aichach. Zwar hat auch sie in ihren ersten Kämpfen noch viel Lehrgeld bezahlt, doch das sei nicht schlimm. Odenbach: „Am Anfang ist es schwierig. Aber man lernt aus jeder Niederlage. Meine Tochter Violetta hat sogar ihre ersten acht Kämpfe verloren und war später deutsche Meisterin. Es kann also ganz schnell gehen.“ Das weiß auch Berg, die seit fünf Jahren den Sport betreibt: „Ich habe vorher gar keinen Sport gemacht. Mir macht es viel Spaß, aber Wettkämpfe sind etwas anders als Training. Die Angst ist der größte Gegner am Anfang“, so die 13-jährige Aichacherin, die über eine Freundin zum Boxen gekommen ist. Drei Mal pro Woche trainiert sie beim TSV, so wie die meisten, die bei den Wettbewerben an den Start gehen.

    Vor allem Mädchen boxen beim TSV Aichach.
    Vor allem Mädchen boxen beim TSV Aichach. Foto: Sebastian Richly

    Doch auch schon bei den Anfängern fliegen die Fäuste. Im Training feuert Odenbach schon die Zehnjährigen an, richtig durchzuziehen. „Man muss schnell, präzise und hart schlagen. Das ist Boxen. Es geht nicht einfach nur um das Draufhauen“, erklärt Odenbach und fügt hinzu: „Verletzungen gibt es im Amateurbereich ganz selten. Boxen ist eine Gemeinschaft.“

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