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Sportporträt: Torwart und "Filmemacher"

Sportporträt

Torwart und "Filmemacher"

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    Von Peter Kleist Friedberg - Torhüter gelten im Sport seit jeher als eigene Spezies. Und wer bei den Handballern im Tor steht, der muss schon ein besonderer Kauz sein. Denn wer lässt sich schon gerne freiwillig aus kürzester Distanz die Bälle um die Ohren werfen? So jedenfalls sieht die landläufige Meinung aus. Doch Michael Luderschmid, der Keeper der Regionalliga-Handballer des TSV Friedberg, hat so gar nichts Kauziges an sich. Der 25-Jährige, der Mathematik und Sport für Lehramt am Gymnasium studiert und schon sein erstes Staatsexamen hinter sich hat, entpuppt sich als ruhiger und sympathischer Zeitgenosse, der für die "Vorurteile" gegenüber Torhütern nur ein Schmunzeln übrig hat. "Das Im-Tor-Stehen ist reine Gewohnheit. Ich bin ja immer mit den Feldspielern und deren Wurfstärke ,mitgewachsen'", erklärt Luderschmid.

    Der TSV-Keeper, der sicher zu den Besten seiner Zunft in Bayern zählt, kam eher zufällig ins Tor. "Das hat sich so ergeben. Bei einem Jugendturnier hat sich der Flo Antony im Tor verletzt und ich bin eingesprungen - und dann haben sie mich nicht mehr rausgelassen", erzählt er mit einem Lächeln.

    Aus dem kleinen Buben, der 1989 beim TSV Friedberg mit dem Handball begonnen hat, ist im Lauf der Jahre einer der besten bayerischen Torhüter geworden. Luderschmid glänzt mit fantastischen Reflexen, ist enorm stark bei Eins-gegen-Eins-Situationen und hat auch eine gute Quote bei gehaltenen Siebenmetern. Sein Geheimnis? Luderschmid ist unglaublich beweglich und gelenkig, hat die nötige Routine und übt sich manchmal auch in "psychologischer Kriegsführung". "Ich frag' manchmal einen Siebenmeterschützen nach der Quersumme seiner Rückennummer - und wenn er anfängt, darüber nachzudenken, hab ich fast gewonnen", erzählt er mit einem Lächeln.

    Doch alleine mit Reflexen und Erfahrung ist es nicht getan. Die Handballer - und speziell Torhüter wie Luderschmid - bauen immer mehr auf Videoanalysen. In der Regionalliga gibt es unter den Vereinen eine Übereinkunft, sich gegenseitig DVDs mit den Spielen der eigenen Mannschaft zukommen zu lassen. "Das erspart eine Menge an Fahrtkosten, denn früher musste man halt immer jemanden schicken, um Spiele zu beobachten", erzählt Luderschmid. Jetzt läuft fast alles über Video - und hier ist Michael Luderschmid beim TSV der gefragte Mann. Er bearbeitet die eigenen DVDs und bereitet auch die auf, die er von anderen Vereinen erhält. "Das mit dem Videostudium hat Harald Rosenberger begonnen, und unser neuer Trainer Hartmut Mayerhoffer hat das intensiviert", so Luderschmid. So gibt der Trainer bei den DVDs vor, welche Szenen er besonders herausgearbeitet haben will - "und das mache ich dann", meint Luderschmid. Es handelt sich dabei um eine "beschreibende Analyse" und Michael Luderschmid ist Fachmann dafür. "Ich habe darüber meine Zulassungsarbeit für mein 1. Staatsexamen geschrieben", erläutert er. Als Torhüter kann man davon enorm profitieren. "Man lernt mit der Zeit viel, man sieht viel an der Hand-, Ellbogen- oder Schulterhaltung. Ich habe so schon eine ziemlich umfangreiche Datenbank angefertigt mit so zwei bis drei Minuten Material von vielen Werfern in der Regionalliga", gibt Luderschmid preis.

    Doch ohne ein funktionierendes Team und eine gute Abwehr wäre auch der beste Torwart der Welt aufgeschmissen. Beim TSV läuft es heuer prächtig, besser als man es erwarten durfte. "Unsere Stärke ist, dass wir eine Mannschaft sind. Wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes bestens", so Luderschmid. Das Team, das im Vorjahr nur aufgrund des Rückzugs von Hemsbach in der Regionalliga blieb, steht derzeit auf dem sechsten Platz glänzend da. Man hat sich weiterentwickelt, vor Spielen in Friedberg habe die Konkurrenz durchaus Respekt. Noch aber sei nichts erreicht, betont Luderschmid: "Es wird verdammt schwer, den Klassenerhalt zu packen. Wir brauchen 30 bis 32 Punkte, jetzt haben wir 17."

    Der hat neben dem Klassenerhalt manchmal auch einen anderen Wunsch: Mal im Feld mitspielen zu dürfen. "Das habe ich einmal gemacht und mich prompt verletzt - und damit werde ich heute noch aufgezogen", erklärt er lachend.

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