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Sportporträt: Seine Philosophie trägt Früchte

Sportporträt

Seine Philosophie trägt Früchte

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    Wie ein Dirigent am Spielfeldrand: Hartmut Mayerhoffer ist mit Leib und Seele dabei, wenn seine Akteure auf dem Parkett gefordert sind. Er versucht, mit Gestik und Mimik Einfluss auf sein Team zu nehmen.
    Wie ein Dirigent am Spielfeldrand: Hartmut Mayerhoffer ist mit Leib und Seele dabei, wenn seine Akteure auf dem Parkett gefordert sind. Er versucht, mit Gestik und Mimik Einfluss auf sein Team zu nehmen. Foto: Fotos: Peter Kleist

    Friedberg Wer ihn an der Seitenlinie auf und ab gehend, wild gestikulierend, leidend und immer wieder Anweisungen rufend sieht, der erkennt: Hier lebt einer Handball. Hartmut Mayerhoffer ist ein „Handball-Verrückter“ im positiven Sinne und er scheint immer den richtigen Draht zu seinen Mannschaften zu finden. Seit nunmehr zwei Jahren trainiert der 41-Jährige die Mannschaft des TSV Friedberg in der 3. Liga und er hat dieses Team vom Abstiegskandidaten Nummer eins zu einem ernsthaften Konkurrenten für einen Platz im vorderen Drittel gemacht.

    Als Mayerhoffer vor zwei Jahren nach einem kurzen Gastspiel beim HSC Langenau zum TSV Friedberg wechselte, wurde der TSV als „sicherer Absteiger“ gehandelt. „Damals war die Mannschaft ja nur deshalb in der 3. Liga geblieben, weil mit Hemsbach ein Team zurückgezogen hatte – und bei dann sechs Festabsteigern hat jeder gerechnet, dass es uns erwischt“, erinnert sich Mayerhoffer. Der gebürtige Rumäne, der im Alter von neun Jahren das Land, das unter dem Ceausescu-Regime litt, verließ und zu den Großeltern nach Deutschland kam, sah im TSV Friedberg jedoch eine „reizvolle Aufgabe“. Entscheidend für seinen Wechsel nach Friedberg sei gewesen, „dass die damalige Kernmannschaft zusammenblieb und dass ich die Philosophie des Vereins kannte. Hier baut man auf die Jugend und punktuelle Verstärkungen und nicht auf teure Altstars“, erläutert Mayerhoffer. Abteilungsleiter Jens Ganzenmüller war es, der ihn zum TSV Friedberg lotste – und Mayerhoffer kannte die Handballszene im Kreis ja bestens. Schließlich spielte und trainierte er jahrelang beim TSV Aichach, den er bis in die Bayernliga führte.

    Dass es dann in Friedberg so gut laufen würde, damit hatte der Trainer auch in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet, wie er selbst erklärte. „Wir haben uns stetig weiterentwickelt und in der gerade abgelaufenen Saison haben wir eine phänomenale Leistung gezeigt“, so Mayerhoffer. Der TSV stand nicht ein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz, Friedberg war eines von den beiden Teams, die den Meister Leutershausen bezwingen konnten und selbst, als man personell schon auf dem Zahnfleisch daherkam, überzeugte die Truppe gegen Topteams wie Horkheim.

    „Ich habe eine harmonische, intelligente Mannschaft mit einem unglaublichen Teamgeist und unser Zusammenhalt ist unser großes Plus“, meinte Mayerhoffer, der dem TSV aber auch viele seiner Vorstellungen von modernem Handball eingeimpft hat. „Meine Vorgänger Weiher und Rosenberger haben den Grundstein gelegt und ich habe weiter daran gefeilt“, meinte er. Mayerhoffers Philosophie heißt: Tempospiel. „Und dabei ist eine sichere Abwehr elementar für ein schnelles, konzeptionelles Spiel nach vorne – und dann musst du natürlich auch in der Rückwärtsbewegung schnell sein“, betont der Trainer. Und das hat sein Team verinnerlicht: Der TSV stellte den viertbesten Angriff und die viertbeste Abwehr – der vierte Platz war so logische Konsequenz.

    Noch ein Aspekt sei enorm wichtig für den Höhenflug der Handballer und auch dafür, dass er sich in Friedberg so wohl fühlt: das Publikum. „Die Zuschauer haben einen riesengroßen Anteil am Ganzen. Sie honorieren die Leidenschaft der Spieler, sie stehen wie ein Mann hinter dem Team – und es gibt hier halt noch die engen Beziehungen zwischen Publikum und den Akteuren“, so Mayerhoffer. „Danke für eine geile Saison“ war beispielsweise auf einem Plakat beim letzten Heimspiel zu lesen. „Wir haben es geschafft, Leute aus einem großen Umkreis zum Handball beim TSV zu bringen und darauf sind wir schon stolz“, meinte er weiter.

    Und das Publikum – besser gesagt, der Lärmpegel, den die Fans verursachen – ist auch ein Grund dafür, dass man Mayerhoffer so wild gestikulierend an der Seitenlinie sieht. „Es ist ein Problem, die Spieler während des Spiels zu erreichen – bei der Lautstärke bleiben dir nur wilde Gesten“, so der Vater zweier Töchter, der sich selbst als „emotionalen“ Trainer sieht.

    In der kommenden Saison wird das nicht anders sein. Die Jahre der Umstrukturierung im Handball sind nun vorbei, nächstes Jahr gibt es nur drei Festabsteiger – doch das Niveau wird weiter steigen. Davon ist der selbstständige Kaufmann überzeugt. „18 Zweitligisten werden auf vier 3. Ligen verteilt, da müssen wir wieder bis an unsere Grenzen gehen“, erörtert Mayerhoffer. Und beim TSV hofft man darauf, dass die Zusammenarbeit mit dem 41-Jährigen, der früher selbst in der 2. Liga spielte, auch weiter so harmonisch und erfolgreich bleibt.

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