Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Sportporträt: Michael Teuber: Vom Rollstuhl auf den Rad-Olymp

Sportporträt

Michael Teuber: Vom Rollstuhl auf den Rad-Olymp

    • |
    Das ist seine Welt: Radrennfahrer Michael Teuber aus Odelzhausen hat sich nach einem schweren Unfall zurück ins Leben gekämpft. In Rio de Janeiro nahm der 48-Jährige bereits zum fünften Mal an den Paralympischen Spielen teil. In diesem Jahr hat er außerdem seine Autobiografie herausgebracht.
    Das ist seine Welt: Radrennfahrer Michael Teuber aus Odelzhausen hat sich nach einem schweren Unfall zurück ins Leben gekämpft. In Rio de Janeiro nahm der 48-Jährige bereits zum fünften Mal an den Paralympischen Spielen teil. In diesem Jahr hat er außerdem seine Autobiografie herausgebracht.

    18 Weltmeistertitel, fünf paralympische Goldmedaillen und viele weitere Trophäen hat Michael Teuber aus Odelzhausen (Kreis Dachau) in seiner Karriere gesammelt. Der Radrennfahrer hat in seiner Sportart alles erreicht. Und doch gab es eine Zeit, da war für den heute 48-Jährigen an Sport nicht zu denken.

    Im August 1987 passierte es – bei einem Autounfall erlitt der damals 18-Jährige schwere Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule. Diagnose: inkomplette Querschnittslähmung von der Hüfte abwärts. Die Ärzte machten ihm wenig Hoffnungen, doch Teuber war stur: „Ich spürte etwas in meinen Oberschenkeln und habe den Schicksalschlag nicht akzeptiert.“ Er trainierte, ohne zu wissen, wann und ob er seine Beine jemals wieder bewegen können würde. Nach drei Jahren konnte er seinen Rollstuhl verlassen und fing mit dem Radfahren an. „Der Bewegungsablauf ist im Vergleich zum Laufen relativ unkompliziert“, begründet er die Entscheidung. Zwei Drittel der Oberschenkelmuskulatur trainierte er sich wieder an, unterhalb der Kniegelenke blieb Teuber gelähmt und braucht eine sogenannte Pereneos-Schiene zur Stabilisierung. Vor dem Unfall übte er Fun-Sportarten wie Windsurfen aus, nach dem Unfall stürzte er sich aufs Mountainbike.

    Radrennfahrer Michael Teuber akzeptiert sein Schicksal nicht

    1996 kam dann der Wechsel zum Rennradfahren. „Ich habe die Paralympics in Atlanta vor dem Fernseher verfolgt und dachte mir, da will ich auch einmal mitmachen.“ Bei den Spielen 2000 in Sydney war er dann erstmals dabei und ist seitdem ein fester Bestandteil. Auch in Rio de Janeiro in diesem Jahr war er nicht nur am Start, sondern stand auch wieder ganz oben auf dem Podest: „Das ist ein tolles Gefühl. Die Zeremonie und das Ganze drumherum gibt einem ein erhabenes Gefühl. Die Paralympics sind natürlich immer ein Highlight.“ Dennoch wünscht sich Teuber auch zwischen den Spielen mehr Aufmerksamkeit für seine sportlichen Leistungen und die seiner Kollegen: „Wir werden behandelt wie Athleten dritter Klasse. Wenn man sieht, welche Wertschätzung Fußballprofis erhalten, dann sind wir von der angestrebten Gleichstellung weit weg.

    Beklagt hat sich Teuber aber noch nie: „Ich bin dankbar für die Dinge, die ich machen kann und ärgere mich nicht darüber, was ich nicht mehr machen kann.“ Sein Blick geht stets nach vorne. „Weiter, immer weiter“ – das Motto von Torhüter Oliver Kahn gilt auch für Michael Teuber. 2010 bestieg er den 6000 Meter hohen Kilimandscharo: „Ich liebe es, meine Grenzen auszutesten. Mit Vertrauen, Mut und Willenskraft ist alles möglich.“ Um auch anderen Mut zu machen, hat Teuber in diesem Jahr seine Autobiografie mit dem passenden Titel „Aus eigener Kraft“ herausgebracht. Für das Buch, für das Finanzminister Wolfgang Schäuble das Vorwort geschrieben hat, musste der Radrennfahrer zurückblicken und sich an die Zeit nach seinem Unfall erinnern. „Das war eine Herausforderung, denn ich hatte vieles einfach verdrängt. Die Gefühle kamen nochmals hoch.“ Dennoch ist Teuber froh darüber, dass er auch diese Hürde gemeistert hat.

    Mit 48-Jahren denkt Michael Teuber noch nicht ans Aufhören

    Der studierte Diplomkaufmann ist Vollprofi. Rund 200 Tage pro Jahr ist er in der ganzen Welt unterwegs, um zu trainieren. 20 bis 30 Stunden pro Woche verbringt er auf dem Fahrrad. Allein in der Vorbereitung auf die Spiele in Rio legte er 17000 Kilometer zurück. Ständig will sich Teuber verbessern, das spornt ihn an: „Für mich steht die Leistung im Vordergrund. Wenn die stimmt, ist es auch nicht so schlimm, wenn man nur Zweiter wird.“ Zudem ist er lizenzierter Trainer. Bei all dem Training bleibt nur wenig Zeit für Hobbys. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit Ehefrau Susanne und der 14-jährigen Tochter Marieann: „Meine Frau hat mich immer unterstützt und mich nie unter Druck gesetzt.“ Die Freizeit verbringt die kleine Familie meist in der Natur beim Wandern oder Mountainbiken.

    Ruhiger will es Teuber aber trotz seiner 48 Jahre nicht werden lassen. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: „Ich bin auf meinem Topniveau, da wäre ich blöd, wenn ich aufhören würde.“ Vielleicht ist er ja auch bei den nächsten Spielen 2018 in Tokio wieder dabei. Denkbar wäre es, auch wenn der Odelzhauser dann 52 Jahre alt sein wird. Im Blick hat er aber zunächst das kommende Jahr – dann finden in Südafrika die Weltmeisterschaften statt. Michael Teuber steht schon in den Startlöchern. Michael Teuber radelt in Rio zu Gold

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden