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Sportporträt: Ein Händchen für den Ball und das Spiel

Sportporträt

Ein Händchen für den Ball und das Spiel

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    Henoch Nya-Ekonbo kam mit neun Jahren aus dem Kongo nach Deutschland. Heute spielt der 27-Jährige Basketball beim TSV Aichach.
    Henoch Nya-Ekonbo kam mit neun Jahren aus dem Kongo nach Deutschland. Heute spielt der 27-Jährige Basketball beim TSV Aichach. Foto: Christoph Lotter

    Die Tür des Flugzeugs öffnet sich, Henoch Nya-Ekonbo steigt die ersten Stufen der Bordtreppe hinab. Die Hand des Neunjährigen hält die seiner Tante. Suchend blickt er über den Flughafen. Dann fällt er seinen Eltern um den Hals – alles neu, alles auf Anfang.

    Geboren ist Nya-Ekonbo im Kongo, heute lebt er in Aichach. Seine Eltern flüchten als politisch Verfolgte nach Deutschland, als er fünf ist. Nya-Ekonbo bleibt mit seiner Tante in Afrika zurück und geht dort zur Schule. Vier Jahre nach seiner Mutter und seinem Vater tritt auch er die Reise ins Unbekannte an und folgt seinen Eltern nach Deutschland. „Das war anfangs schon eine krasse Umstellung“, erinnert sich der heute 27-Jährige. Er erzählt von strengen Lehrern, ärmlichen Verhältnissen und viel Sonne im Kongo. „Das Wetter hier hat mir am Anfang am meisten Probleme bereitet, aber man gewöhnt sich an alles“, erklärt er und lacht, während er gekonnt einen Basketball zwischen seinen Fingern balanciert. Dann beginnt das Training beim TSV Aichach, Nya-Ekonbo ist in seinem Element. Als Aufbauspieler ordnet und lenkt er das Geschehen auf dem Feld, verteilt Bälle, bereitet Punkte vor, kurz: Er übernimmt Verantwortung. Verantwortung, die er später gerne auch außerhalb der Halle übernehmen würde – und zwar als Richter, mindestens aber als Staatsanwalt, wie er erklärt. Deshalb studiert er ab Oktober Jura an der Universität in Augsburg.

    Finanzieren wird er sein Studium mit seinem Job bei einem Bekleidungsgeschäft in Augsburg. So hat er sich auch in den vergangenen zweieinhalb Jahren während der Zeit am Bayernkolleg über Wasser gehalten. Neben der Arbeit, dem Studium und einer Menge Basketball bleibt allerdings kaum Zeit für andere Dinge. „Das stört mich eigentlich überhaupt nicht. Ich bin sowieso kein Typ, der oft feiern geht“, sagt der 27-Jährige. Die wenige Freizeit, die er hat, verbringt er am liebsten mit seiner Familie und seinen Freunden – oder im Tattoostudio. Elf Tattoos hat er sich bereits stechen lassen. Sein Lieblingswerk ist ein Jesus-Porträt über seinen gesamten Rücken: „Meine Mutter ist extrem gläubig, deshalb bedeutet mir das sehr viel.“ Das Problem: Tattoos sind kein günstiges Hobby.

    Seine größte Leidenschaft ist und bleibt deshalb der Basketball. Dabei hat er den Sport erst relativ spät für sich entdeckt: Seit er 16 ist, spielt er beim TSV Aichach. Zuvor hatte er sich längere Zeit als Ringer ausprobiert. „Irgendwann habe ich dann öfters mit Freunden draußen ein paar Körbe geworfen. Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich zu einem Verein gegangen bin“, erzählt Nya-Ekonbo. Zwei Mal in der Woche trainiert er seitdem mit dem TSV in der Turnhalle der Grundschule Nord. Dass er eine Menge Potenzial besitzt, beweist die einjährige Zwischenstation beim Basketball-Bayernligisten TSV Königsbrunn. „Ich wollte meine Grenzen austesten. Letztlich hat es mich aber wieder in meine Heimat zurückgezogen.“ Dort gefalle es ihm einfach einen Tick besser, sagt er: „Wir sind wie eine Familie. Hier habe ich das Basketballspielen gelernt.“ Qualitativ sei dennoch ein gewisser Unterschied bemerkbar, erklärt der Aichacher: „Die Spieler sind individuell besser und auch das Training ist deutlich härter.“ Der TSV Aichach spielt in der Bezirksliga, zwei Ligen unter Königsbrunn. Allerdings erst seit dem Abstieg aus der Bezirksoberliga in der vergangenen Saison. „Das war unnötig, wir haben gute Spieler. Ich denke, der Wiederaufstieg heuer ist möglich“, ist Nya-Ekonbos klare Ansage.

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