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Sportporträt: Das reine Fahrvergnügen

Sportporträt

Das reine Fahrvergnügen

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    Skifahren ist Josef Wenningers größte Leidenschaft. 1971 erhält der heute 73-Jährige nach einem Gästerennen eine Auszeichnung der österreichischen Rennfahrerin Uli Spieß (Bild unten).
    Skifahren ist Josef Wenningers größte Leidenschaft. 1971 erhält der heute 73-Jährige nach einem Gästerennen eine Auszeichnung der österreichischen Rennfahrerin Uli Spieß (Bild unten). Foto: Fotos: Graf, privat

    Pöttmes-Echsheim Manchmal, gibt Josef Wenninger zu, muss er sich dann doch mit Muskelkater herumplagen. Dann, wenn er es mal wieder richtig krachen hat lassen, wenn er einen Tag lang ständig mit dem Lift den Berg rauf und auf seinen Skiern die Pisten runtergefahren ist. So wie im vergangenen Jahr, nach einem kräftezehrenden Tag im Skigebiet Sella Ronda in Südtirol. „Da war ich fix und fertig“, gesteht Wenninger. Durfte er auch sein. Der Echsheimer hat 73 Jahre auf dem Buckel, in dem Alter darf es schon mal ein wenig zwicken und zwacken.

    Von seinem „Lebensinhalt“, so schwärmt Wenniger übers Skifahren, lässt sich der Echsheimer wegen seines stattlichen Alters nicht abhalten. Regelmäßig nimmt er noch an den Vereinsmeisterschaften des TSV Pöttmes teil, auch bei den Landkreismeisterschaften war er vor einigen Jahren noch mit am Start. Er sei immer einer der Schlechtesten gewesen, meint er, stören will er sich daran nicht. Skifahren sei für ihn „Genuss“; für ihn zähle die Technik, nicht der Geschwindigkeitsrausch. „Ich halte nichts vom brutalen Fahren“, sagt Wenninger.

    Wenninger verzichtet auf Skilehrer und Skikurs

    Der Rentner entdeckt seine Leidenschaft fürs Skifahren erst relativ spät. 26 Jahre ist er bereits alt, als zwei Arbeitskollegen ihn fragen, ob er denn nicht mal mitkommen wolle. Als „Spinner“ hätten in damals ein paar Leute im Ort bezeichnet, erinnert sich Wenninger und muss schmunzeln. Er muss damals zunächst feststellen, dass Skifahren weitaus einfacher aussieht, als es ist. Wohl auch, weil Wenninger sich alles selbst beibringt, einen Skilehrer bucht er nie für sich, besucht auch keinen Skikurs. Erst nach drei bis vier Wintern habe er Fortschritte gemacht. „Vorher war es vor allem eine Quälerei“, erklärt Wenninger.

    Aber der Anreiz ist groß, der Ehrgeiz wächst mit jeder Fahrt. Irgendwann sei es dann gelaufen, erinnert sich der 73-Jährige und kramt eine Urkunde, eine goldene Anstecknadel und ein Schwarz-Weiß-Foto hervor. 1971 nimmt er bei einem Gästerennen im österreichischen Mayrhofen teil. Wenninger bleibt unter 2,5 Minuten. Eine Zeit, auf die er 40 Jahre später noch stolz ist. Außerdem steckt ihm die österreichische Rennfahrerin Uli Spieß die Nadel ans Revers – eine besondere Ehre.

    Dennoch steht für Wenninger nie die schnellste Zeit im Vordergrund. Der Witwer, seine Frau stirbt 2005, fährt, weil es ihm „unheimlich viel Spaß“ macht. Wenninger liebt die Natur, die Berge. Er verbringt viel Zeit in Österreich, auch mit seinen beiden Söhnen Harald, 33, und Jürgen, 31. Der Rentner kennt so ziemlich alle Skigebiete dort. Seine Verbundenheit zum Nachbarland ist derart tief verwurzelt, dass er sich sogar schon mal überlegt hat, gänzlich da zu leben. Er wüsste auch wo: im Zillertal.

    Wenninger verbindet eine schöne Erinnerung mit dieser Gegend. Als er 2002 in Stumm ein paar Tage verbringt, bereitet die Gemeinde gerade Stefan Eberharter einen feierlichen Empfang. Der ehemalige Weltklasse-Skifahrer war mit einem kompletten Medaillensatz von den Olympischen Spielen in Salt Lake City zurückgekehrt. Wenninger jubelt mit, sitzt im gleichen Café wie Eberharters Vater. Dazu, mit ihm ein paar Worte zu wechseln, kommt es aber nicht. Leider, wie Wenninger heute meint.

    Vor 47 Jahren hat Wenninger mit dem Skifahren begonnen, hat die Fortschritte beim Material („Meine Ausrüstung war damals eine Katastrophe.“) oder etwa bei den Liftanlagen hautnah miterlebt. Wenninger ist auf dem Laufenden, wenn es um seinen Lieblingssport geht. Jüngster Beweis: Der Echsheimer hat sich die Mühe gemacht, seine Tagesstrecke in der Wildschönau einmal zu bestimmen. Dies ist inzwischen durch die modernen Liftkarten möglich. Ergebnis: 7480 Höhenmeter, 58 Kilometer Abfahrtsstrecke, 31 Kilometer Liftstrecke. Beachtlich in seinem Alter.

    Für Wenninger ist sein Sport eng mit dem Pöttmeser Skiklub verknüpft, dort ist er vollends integriert. Der Rentner lobt die gute Organisation des Vereins, lässt kaum eine Fahrt in die Berge aus. Auch wenn er in diesem Jahr die Saison früher als sonst beenden musste wegen der Schneelage. Bis Mai fahre er sonst immer, fügt er an. Die Vorfreude auf die kommende Wintersaison ist bei Wenninger schon jetzt groß. „Weil es heuer so gut gelaufen ist“, sagt er. Drei Jahre will er mindestens noch seiner Leidenschaft auf zwei Brettern nachgehen. Dann fährt er 50 Jahre Ski. Dass er dieses Jubiläum feiern wird, daran zweifelt Wenninger derzeit nicht – aus einem einfachen Grund: „Mir tun die Knochen ja noch nicht weh.“

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