Wenn die Ringer des TSV Aichach am Samstag die Reise ins Allgäu zum SV Kempten antreten, ist es für Cheftrainer Oguz Özdemir keine Frage, wie der Kampf ausgehen wird. „Wenn man nach drei Kämpfen als Tabellenführer zum Schlusslicht fährt, dann ist man zwangsläufig Favorit.“ Für Özdemir eine Rolle, die er bei den jüngsten Kämpfen gerne an die Gegner abgegeben hat.
Nicht, weil er seiner Mannschaft das Siegen nicht zugetraut hatte, eher um den Druck etwas vom jungen, neu gestalteten Team zu nehmen. Sich gegen Kempten erneut als Außenseiter auszugeben, wäre zum einen unglaubwürdig, und zum anderen will Özdemir persönlich immer eines: gewinnen. Der ehrgeizige Übungsleiter bestätigt: „Ja, es stimmt. Verlieren mag ich überhaupt nicht und schon gar nicht gegen einen Gegner, den man besiegen muss.“
Bei diesen Worten muss er schmunzeln, wird aber sofort wieder ernster. „Das bedeutet allerdings nicht, dass wir uns zurücklehnen können und der Meinung sein dürfen, wir bekommen die Punkte geschenkt. Das wird es auch in Kempten nicht geben.“ Özdemir verweist darauf, in den ersten Kämpfen etwas Glück gehabt zu haben. Aber das Glück habe nur der Tüchtige, fügt er hinzu. „Wir haben es uns durch eine gute bis sehr gute Mannschaftsleistung erarbeitet.“ Der Trainer lobt und mahnt zugleich. So kennen die Ringer „Ogi“, wie Özdemir genannt wird. Er verrät sein Erfolgsgeheimnis: „Mit dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche versuche ich schon häufig, sie zu kitzeln, um noch etwas mehr aus ihnen herauszuholen.“
Beständigkeit ist dieses Jahr die Devise im Team, deshalb wird für den vierten Saisonkampf nicht viel umgebaut werden. Der afghanische Kriegsflüchtling Obaidullah Besmelabi hat sich in der 57-kg-FreistilKlasse mit 10:0 Mannschaftspunkten als echte Verstärkung erwiesen, bekommt mit dem Kemptener Ivan Yankov einen Gegner mit ähnlichen Ergebnissen. Dreimal holte dieser sich bereits die volle Punktewertung. Für Özdemir ein richtungsweisender Kampf, wie auch das Halb- und Schwergewicht, in dem Tobias Mustafa wohl zum Einsatz kommen wird, werden enge Kämpfe werden. Wenn alles planmäßig läuft, sollten die restlichen Kämpfe zugunsten der Aichacher entschieden werden. „Dann hätten wir mit acht Punkten beinahe unser Saisonziel Klassenerhalt erreicht“, sagt Özdemir grinsend.
Wer ihn kennt, weiß genau, dass er damit nie zufrieden wäre und weiter versuchen wird, die derzeitige Tabellenführung lange zu verteidigen. Der TSV Aichach will allerdings von Kampf zu Kampf denken und nicht die Punkte verbuchen, die er noch nicht gewonnen hat.