Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Regionalliga: Höß’ Bauchschmerzen sind weg

Regionalliga

Höß’ Bauchschmerzen sind weg

    • |
    Nur einmal ließ sich Pipinsrieds Torhüter Tobias Antoni überwinden, der wie seine Mitspieler eine starke Leistung in Rosenheim zeigte.
    Nur einmal ließ sich Pipinsrieds Torhüter Tobias Antoni überwinden, der wie seine Mitspieler eine starke Leistung in Rosenheim zeigte. Foto: Hans-Jürgen Ziegler

    Plötzlich bahnten sich die Emotionen ihren Weg. Inmitten seiner Spieler schossen Spielertrainer Tobias Strobl, 26, die Tränen in die Augen. Sie hatten einen Kreis um ihn gebildet, nun redete Strobl mit zittriger Stimme davon, wie stolz er sei, Teil dieser Mannschaft zu sein. Am Mittelkreis des Jahn-Stadions zu Rosenheim sollte die Saison der Bayernligafußballer also zu Ende gehen. Eine, die die erfolgreichste der Vereinsgeschichte darstellt. In der Bayernliga Dritter, im bayerischen Pokal im Achtelfinale. Nur die vermeintliche Krönung fehlte: Den Aufstieg in die Regionalliga verpassten die Pipinsrieder durch das 0:1 im Rückspiel.

    Später, mit etwas Abstand, als die Tränen getrocknet waren, analysierte Strobl die Situation gewohnt nüchtern. Er richtete dabei den Blick auf das große Ganze. „Für die Jungs ist das schade, dass es nicht geklappt hat, aber für den Verein ist das gut“, sagte er. In diesen Worten steckte viel Wahrheit.

    Gerade dem Vorsitzenden, dem 73-jährigen Konrad Höß, der schon einen Herzinfarkt überlebt hat, bereiteten die jüngsten Wochen Stress. Immer wieder wog er ab, ob der Verein das finanzielle Risiko eines Aufstiegs in die Regionalliga eingehen sollte. Unmittelbar vor dem Hinspiel gegen 1860 Rosenheim wollte er noch zurückziehen und auf sein Aufstiegsrecht verzichten. Der Bayerische Fußballverband (BFV) hatte ihm Hausaufgaben aufgetragen, die Höß erledigen musste, wollte er mit seinem Dorfverein der Elite Bayerns angehören, der vierthöchsten Liga Deutschlands. Höß, der sich am liebsten um seinen Stadionrasen und das kickende Personal darauf kümmert, musste sich mit Behörden, Lokalpolitikern und BFV-Funktionären herumschlagen. Ein wenig sah er sein gelb-blaues Lebenswerk in Gefahr, den Verein, den er 1967 gegründet hatte.

    Nicht von ungefähr kamen die Bauchschmerzen, die Höß am Freitag verspürte und die eine Fahrt nach Rosenheim verhinderten. Symbolisch standen sie für Höß’ Sorgen. Am Sonntag spürte der umtriebige FCP-Macher nichts mehr. „Die sind weg. Mir geht es gut. Meine Rechnung ist aufgegangen“, sagte er. Als er sich für die Regionalliga beim BFV bewarb, träumte Höß von Relegationsspielen und Zuschauern, die Geld in die Vereinskasse spülten. Wirklich aufsteigen wollte er nicht. „Wenn ich aufgestiegen wäre, hätte ich weitere schlaflose Nächte gehabt“, bekannte Höß. Die Spieler hatten das gespürt, auch wenn es niemand laut aussprechen wollte. Mit einem Grinsen erklärte Sebastian Fischer, 26, nach Spielschluss am Eingang des Kabinentrakts: „Ich denke, ihm fällt ein Stein von Herzen.“ Ideengeber Fischer hatte Höß im Winter aus Rain geholt, er brachte die Mannschaft spielerisch nochmals ein Stück weiter. Das größte Lob hob sich Höß aber für seinen Coach auf. In Pipinsried sei er bisher „der absolute Ausnahmetrainer“. Artig spielte Strobl den Ball zurück. Er bedankte sich bei Höß, dass er trotz der Schwierigkeiten und Bedenken den Aufstieg theoretisch möglich machen wollte.

    Diese Aussagen erklären, warum sich schon am Freitag die Enttäuschung der Pipinsrieder in Grenzen hielt, als sie gegen 21.30 Uhr mit dem Bus Rosenheim verließen. In vorderster Reihe saß Höß’ Frau Kathi. Während des Spiels hatte sie sich über ein nicht gegebenes Tor geärgert, nun lächelte sie durch die Scheibe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden